Was sind die Schwerpunkte der Offenbarung? (Teil 1)

Über das letzte Buch der Bibel kursieren so viele verschiedene Ansichten wie Sand am Meer. Doch das erste Kapitel macht deutlich, wo der eigentliche Schwerpunkt der Apokalypse liegt und was das für unser Leben bedeutet.

Weihnachtszeit in der Schule. Der Lehrer fragt einem Jungen: «Was möchtest du am Liebsten zu Weihnachten haben?» Der Junge denkt an eine eingerahmte Fotografie seines Vaters. Er ist nicht mehr da und der Junge vermisst ihn. Leise antwortet er: «Ich möchte, dass mein Vater aus dem Rahmen heraustritt und wieder bei uns ist.»

Jesus Christus ist von uns gegangen und in den Himmel zurückgekehrt. Wir haben Ihn im Bild der Bibel vor uns. Doch eines Tages wird Er aus dem Rahmen des Himmels heraustreten und zu uns zurückkehren. Bis dahin sehnen wir uns nach Ihm wie jener Junge nach seinem Vater. Das Buch der Offenbarung zeigt uns, wie Jesus aus dem Rahmen heraustritt, um wieder in unsere Welt einzutreten.

Die Offenbarung ist ein Buch der Hoffnung. Hoffnung bedeutet selige Erwartung. Der siegreiche Herr kommt ganz bestimmt zurück und das Reich Gottes wird ganz bestimmt aufgerichtet. So geht es bei der Offenbarung um die Erfüllung des messianischen Königreiches, das im Alten Testament, in den Evangelien und in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte angekündigt wird.

«Und der siebte Engel stiess in die Posaune; da ertönten laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Die Königreiche der Welt sind unserem Herrn und seinem Christus zuteil geworden […] Wir danken dir, o Herr, Gott, du Allmächtiger, der du bist und der du warst und der du kommst, dass du deine grosse Macht an dich genommen und die Königsherrschaft angetreten hast!» (Offb 11,15–17). «Hallelujah! Denn der Herr, Gott, der Allmächtige, hat die Königsherrschaft angetreten!» (Offb 19,6).

Es geht um den Machtanspruch unseres Herrn Jesus Christus. Der Inhalt der Offenbarung macht deutlich, wie Gott die Reihe der alttestamentlichen Propheten fortsetzt, vor allem in Anlehnung an das Buch Daniel, aber auch an Hesekiel, Sacharja, Jesaja und Mose. Das Buch enthüllt den Weg Gottes mit Israel und den Nationen in der Endzeit. Es ist das Buch der Wiederherstellung Israels und aller Dinge: die letztendliche Erfüllung der Aussagen der Propheten.

«In den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er in die Posaune stossen wird, soll das Geheimnis Gottes vollendet werden, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als Heilsbotschaft verkündet hat» (Offb 10,7). «Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig; und der Herr, der Gott der heiligen Propheten, hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten zu zeigen, was rasch geschehen soll. Siehe, ich komme bald! Glückselig, wer die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!» (Offb 22,6–7).

So stellt die Offenbarung den Bezug zu den alttestamentlichen Propheten her. Eindrücklich schildert sie uns die Treue Gottes, der alle Verheissungen erfüllt und zum Ziel des messianischen Reiches mit Israel gelangt. 

Der Prophet Jesaja betonte seinerzeit: «Israel aber wird durch den Herrn errettet mit einer ewigen Errettung. Ihr sollt nicht beschämt noch zuschanden werden in alle Ewigkeiten!» (Jes 45,17). Deutlicher kann es kaum gesagt werden. Und diese Aussage – sowie viele andere ähnliche – findet ihre letztendliche Erfüllung in der Zeit der Offenbarung. 

«Und der auf dem Thron sass, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er sprach zu mir: Schreibe; denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! Und er sprach zu mir: Es ist geschehen! Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende» (Offb 21,5–6).

Petrus, der das «Apostelamt für die Beschnittenen [Juden]» innehatte (Gal 2,8), bestätigte diese Wahrheit, als er das damalige Volk Israel zur Busse aufrief und sagte: «So tut nun Busse und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen und er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus, den der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, wovon Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat» (Apg 3,19–21).

Die Israeliten taten in den Tagen der Apostel keine Busse. Ihre Wiederherstellung findet daher erst statt, wenn die Zeit der Busse gekommen ist, und das wiederum geschieht, sobald sich die Offenbarung zu erfüllen beginnt.

Das Buch der Offenbarung trägt einen eindeutig hebräischen Charakter. Die vielen Visionen, Bilder, Zahlen, Gegenstände, Engel erinnern an das Alte Testament, an Israel. Und es gibt unzählige Parallelen zu den prophetischen Aussagen des Alten Bundes. Die ersten Verse der Offenbarung zeigen insbesondere, wo der Schwerpunkt des Buches liegt.

«Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was rasch geschehen soll; und er hat sie bekannt gemacht und durch seinen Engel seinem Knecht Johannes gesandt» (Offb 1,1; vgl. 22,6).

Das im griechischen Grundtext verwendete Wort für Offenbarung bedeutet «enthüllen». Wir kennen es auch als den Begriff «Apokalypse», was «aufdecken» meint. «Offenbarung» ist das erste Wort in diesem Buch. Die Zukunft wird enthüllt, denn die ganze Offenbarung ist prophetisch. Sie zeigt uns, was Gott in den letzten Tagen vorhat. 

Diese «Worte der Weissagung» (Offb 1,3; 22,7) sind die «Offenbarung Jesu Christi» (Offb 1,1). Gott hat Seinem verherrlichten Sohn die Offenbarung über alle letzten Ereignisse gegeben. Es ist Seine Offenbarung. Ihn hat der Vater zum Richter und König eingesetzt (Apg 17,31). Alles Gericht ist Gott dem Sohn von Gott dem Vater übergeben worden (Joh 5,22). Die Offenbarung und alle in ihr beschriebenen Ereignisse gehören keinem anderen als Jesus Christus. Das Ende ist in Seiner Hand. 

Die Gemeinde ist der Leib des Herrn Jesus Christus. Zur Zeit der Offenbarung wird sie in den Himmel entrückt sein (1.Thess 4,13–5,9) und aus dem Himmel heraus an den Ereignissen der Offenbarung teilhaben (vgl. 1.Kor 6,2–3; Offb 1,16.20). «Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit» (Kol 3,4).

Gott der Vater hat dem Sohn die Offenbarung gegeben, um «seinen Knechten zu zeigen»; das heisst, die Offenbarung hat den Sinn, den Knechten Gottes, die sich in den Gemeinden befinden, zu zeigen, «was rasch geschehen soll» (Offb 1,1.4; 2,20; 22,6.16). Die Gemeinde soll über Gottes Plan informiert sein (Offb 22,16). Aber es geht auch um diejenigen, die in der Zeit der Apokalypse als Knechte Gottes leben; für diese wird das hier Aufgezeichnete unendlich wichtig sein.

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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