Stille Nacht

Die Geschichte des Weihnachtsliedes «Stille Nacht» zeigt, wie Gott in den Schwachen wirkt und Sein Evangelium allen Menschen frei anbietet.

Das Lied «Stille Nacht! Heilige Nacht» wird auch als «das ewige Lied» bezeichnet. Tatsächlich gibt es wohl kein bekannteres Weihnachtslied als dieses. Dabei steht kein berühmter Texter oder Komponist als Schöpfer dahinter und  kein gefeierter Sänger hat es uraufgeführt, und doch hat es die ganze Welt erobert. Heute wird es auf allen Kontinenten gesungen und ist in über 330 Sprachen und Dialekte übersetzt. Weihnachten ohne «Stille Nacht! Heilige Nacht» ist kaum denkbar! 

Begonnen hat alles so: Der Text des Liedes wurde vermutlich bereits 1816 vom damaligen Hilfspriester Joseph Mohr in Form eines Gedichtes verfasst. Doch erst zwei Jahre später wurde es am 24. Dezember 1818 in der St. Nicola Kirche in Oberndorf bei Salzburg vorgetragen. Es heisst, dass die Orgel der Kirche defekt und darum nicht mehr spielbar gewesen sei. – Doch es war bereits der 24. Dezember und eine Lösung musste her. So sei Joseph Mohr mit seinem Text zum Schullehrer Franz Gruber gegangen, mit der Bitte, hierfür eine Melodie für zwei Solostimmen samt Chor und Gitarren-Begleitung zu schreiben. Noch am selben Abend überbrachte Gruber seine einfache Komposition, sodass sie am Heiligabend in der Kirche unter grossem Beifall vorgetragen werden konnte. Zu dieser ursprünglich 6-strophigen Friedensbotschaft sang Mohr die Oberstimme und begleitete sie mit der Gitarre und Gruber sang den Bass. Ein Weihnachtslied war geboren, das von nun an seinen Lauf um die Welt nehmen und unzählige Herzen berühren sollte.

Ungefähr 1800 Jahre zuvor hatte Jesus prophezeit, dass Sein Evangelium in die ganze Welt getragen würde. Dazu trug nicht zuletzt auch dieses Lied bei. Aus einer Not heraus entstanden, doch vom Geist Gottes geleitet, erlangte ein unbedeutendes Lied Weltruhm. Gottes Grösse wird in diesem verhältnismässig einfachen Stück sichtbar.

Sicherlich wäre das Lied samt seiner Interpreten bei «Deutschland sucht den Superstar» oder beim «Eurovision Song Contest» durchgefallen, doch Gottes Wort sagt: «Wer ist es, der den Tag geringer Anfänge verachtet?» (Sach 4,10). Er kann aus Unscheinbarem Grosses machen. Die Friedens- und Heilsbotschaft des Evangeliums Jesu findet tausend Wege, um die Herzen zu erreichen – so sehr liebt Gott die Welt!

Die erste Strophe spricht von der himmlischen Ruhe. Gott weiss um die Unruhe, mit der jeder Mensch behaftet ist. Wer kennt sie denn noch, die wirkliche Ruhe? Ich hörte von einem Städter, der in den Schweizer Bergen Urlaub machte und die ganze Nacht den Motor seines Autos laufen liess, weil er die Ruhe nicht ertragen konnte. Wer von uns kennt nicht die Unruhe, die Gedanken an altes Unrecht wecken? Sünde und Schuld haben uns ruhelos gemacht, der Mensch ist ein Gejagter. Man hetzt durch die Welt und probiert alles aus. Doch unsere Seele ist solange unruhig in uns, bis sie Ruhe findet in Gott. Dafür ist Jesus geboren worden, um uns das zurückzubringen, was wir verloren haben. Jesus Christus sagt es so: «Kommt her zu mir alle, die ihr niedergedrückt und belastet seid: ich will euch Ruhe schaffen!» (Mt 11,28).

In der zweiten Strophe wird besungen, wie uns mit der Geburt Jesu die rettende Stunde schlug. «Deine Stunde hat geschlagen!», klingt in unseren Ohren meistens negativ und man denkt unweigerlich an das eigene Ende, aber hier bedeutet es den Anfang zu einem neuen Leben. «Wer Jesus den Platz in der Mitte seines Lebens freimacht, wer Weihnachten in sein Herz lässt, der wird bald feststellen, dass er nichts aufgibt, wohl aber alles gewinnt.» (Karl-Rüdiger Durth)

Im dritten Vers – wir stützen uns bei Text und Zählung auf die ursprüngliche Fassung – heisst es unter anderem: «Stille Nacht! Heilige Nacht! Die der Welt Heil gebracht. … Jesum in Menschengestalt.» Die grösste Rettungsaktion Gottes, die Welterlösung, begann ganz klein in der Menschwerdung des Sohnes Gottes. 

Einst stand ein kleiner Junge mit seiner Grossmutter vor einer Krippenlandschaft. Er bestaunte den Stall, die Hirten, Joseph und Maria, die Tiere und die Weisen aus dem Morgenland. Als der Junge die Figur sah, die den Herrn Jesus als winziges Baby in der Krippe liegend darstellen sollte, sagte er erstaunt: «Oma, der liebe Gott ist aber klein!» Könnte die grenzenlos grosse Liebe Gottes noch besser zum Ausdruck kommen, als dadurch, dass der Ewige, der Schöpfer aller Dinge, ganz klein wird? 

Strophe vier huldigt der Liebe Gottes zu allen Völkern: «Stille Nacht! Heilige Nacht! Wo sich heut alle Macht väterlicher Liebe ergoss und als Bruder huldvoll umschloss Jesus die Völker der Welt. Jesus, die Völker der Welt.»

Diese Strophe bringt auf den Punkt, was die Bibel im Johannesevangelium 3,16 sagt: «Denn so (sehr) hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.» Jeder Mensch auf dieser Welt ist Gegenstand der Liebe Gottes. – Auch Sie!

Der Soldat Nico Ossemann, der im 2. Weltkrieg am Afrikafeldzug teilnahm, berichtete über ein besonderes Erlebnis von 1942 an der Front: 

«Zwischen Weihnachten und Neujahr war es in unserem Frontabschnitt ruhig. Es sah so aus, als hätten beide Lager miteinander verabredet, zu Ehren des grossen Festes die Waffen beiseitezulegen. Gegen Mitternacht ertönte plötzlich aus verschiedenen Stützpunkten unserer Linie das Weihnachtslied ‹Stille Nacht, Heilige Nacht›. Auf der gegenüberliegenden Seite hörten wir anschliessend ganz deutlich das Lied in französischer Sprache. Aus den Stellungen der Engländer hörten wir dann bald aus der Ferne, zunächst noch zaghaft, dann aber lautstark, die englische Fassung: ‹Silent Night, Holy Night›. Alle drei Weihnachtschöre vereinigten sich zu einem einzigen Chor, der sich zum Himmel erhob und dort den gleichen Wunsch nach Frieden, Familie und Heimat erklingen liess. So mancher der Männer konnte sich der Tränen nicht erwehren. In jener Nacht konnte ich kein Auge schliessen, obwohl weit und breit kein Gefechtslärm zu hören war. Die Sehnsucht der dort an der Front stehenden Männer nach Frieden wurde deutlich spürbar.»

Der fünfte Vers beschreibt, wie Gott der Welt durch Jesu Kommen Schonung verhiess. Schonung vor dem ewigen Gericht durch Vergebung. Keine Religion der Welt hat uns das zu bieten, was wir alle so dringend brauchen: Erlösung von der Schuld, Schonung vor den ewigen Konsequenzen. Es ist herrlich zu wissen, dass man seine Sünden loswerden kann, so viele derer auch sein mögen und so schwer sie auch wiegen mögen! 

Und schliesslich besingt die sechste und letzte Strophe, wie die Botschaft der «Heiligen Nacht» durch die Engel zuerst den Hirten kundgemacht wurde und dann die Menschen fern und nah erreichte: «Jesus, der Retter ist da, Jesus, der Retter ist da.» Dieser Lobpreis der Engel war die Initialzündung (die erste Zündung, die einen Motor zum laufen bringt) für die Botschaft «Jesus, der Retter ist da». Seitdem ist sie milliardenfach auf allerlei Weise verkündigt worden, unter anderem gerade auch durch das Weihnachtslied «Stille Nacht! Heilige Nacht.» 

Dieses Lied eint auch heute noch Menschen auf der ganzen Welt, und es drückt aus, was in einem jeden Menschenherzen zu finden ist – die tiefe Sehnsucht nach Frieden.

Jesus, der Retter ist da! Weihnachten ist kein Traum für Träumer, kein Märchen für Kinder, sondern Gottes grosse Wirklichkeit. «Wer Weihnachten in sein Herz lässt, der wird bald feststellen, dass er nichts aufgibt, wohl aber alles gewinnt.» – Der Retter, Jesus, ist da, lassen Sie Ihn ein! 

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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