Ist Gott Zionist? (Teil 2)

Dieses provokative Thema mag sich für einige auf dem Niveau der unmöglichen Frage bewegen: «Kann der Teufel gerettet werden?» Doch das sollte uns nicht daran hindern, den Gott der Bibel besser kennenzulernen. «Damit ihr nicht gar als solche erfunden werdet, die gegen Gott streiten!» (Apg 5,39).

Weiss der Teufel um die Bedeutung Zions? In Hesekiel entdecken wir wichtige Enthüllungen und Informationen in Bezug auf Luzifers Fall: «Du warst ein schirmender, gesalbter Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berge, du wandeltest inmitten feuriger Steine» (Hes 28,14). In der Lutherbibel heisst es: «Ich habe dich auf den heiligen Berg Gottes gesetzt». Ohne Zweifel kennt der gefallene Cherub Gottes klar geoffenbarten Willen, denn über den Berg Gottes lesen wir auch: «Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion» (Ps 2,6) und: «Der Herr wird König über sie sein auf dem Berg Zion, von nun an bis in Ewigkeit» (Mi 4,7). 

Da Satan auch als der Widersacher charakterisiert wird, stemmt er sich diesem König mit aller Kraft entgegen. Aber nicht nur das – er selbst will zurück auf den heiligen Berg Gottes und sich zum König krönen: «Und offenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heisst oder ein Gegenstand der Verehrung ist, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei» (2.Thess 2,3–4). Wer hier irgendwie an die Gemeinde denkt, verniedlicht den kosmischen Konflikt gewaltig. Hier geht es um den Angriff auf das Zentrum der Welt! Gott lässt für eine «kleine» Zeit zu, dass sich der scheinbare Gott-Mensch, der Antichrist, in den wiedererbauten Tempel in Jerusalem setzt. Wenn dann Jesus erscheint, der wahre göttliche König, wird der Pseudo-Gott als Marionette Satans vor aller Welt entlarvt werden: «Und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft» (2.Thess 2,8). Ja, der Teufel weiss besser Bescheid über die Bedeutung Zions als alle Verkündiger und Anhänger der Ersatztheologie zusammen! Beim ersten Kommen Jesu zitterten die Dämonen: «Und siehe, sie schrien und sagten: Was haben wir mit dir zu schaffen, Sohn Gottes? Bist du hierhergekommen, uns vor der Zeit zu quälen?» (Mt 8,29). Sie bezeugten Jesus als den Sohn Gottes und wussten genau um ihr zukünftiges Schicksal. Die Priester und Schriftgelehrten hingegen wollten es einfach nicht wahrhaben und verwarfen das angebotene Heil. 

Ist Gott etwa selbst Zionist? Wie schon erwähnt meint Zion nicht nur Jerusalem oder den Berg Zion, sondern umschliesst das ganze Land und das dort lebende Volk, wie die nachfolgenden Verse zeigen: «Zion sagt: Verlassen hat mich der Herr, der Herr hat mich vergessen. So wahr ich lebe, spricht der Herr, ja, du wirst sie alle wie ein Schmuckstück anlegen und dich mit ihnen gürten wie eine Braut. Denn deine Trümmerstätten, deine verödeten Orte und dein zerstörtes Land – ja, nun wird es dir zu eng werden vor Menge an Bewohnern; und die dich verschlangen, werden fernbleiben» (Jes 49,14.18–19). 

Gott hat Seinem Volk verheissen, es nach der Zerstreuung wieder zu sammeln und ins Land der Väter zurückzuführen: «Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens und sammle sie von dem äussersten Ende der Erde» (Jer 31,8). «Hört das Wort des Herrn, ihr Nationen, und meldet es auf den fernen Inseln und sprecht: Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln und es hüten wie ein Hirt seine Herde» (Jer 31,10). Er hat Israel Seine Bundestreue versprochen: «Und ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt und dich bedeckt mit dem Schatten meiner Hand, um den Himmel wie ein Zelt aufzuschlagen und die Grundmauern der Erde zu legen und zu Zion zu sagen: Mein Volk bist du!» (Jes 51,16).

Gott ist also nicht nur Zionist, sondern Er wird sogar selbst an der Alija (Rückkehrbewegung nach Israel) teilnehmen und in Zion wohnen: «Und ihr sollt es erfahren, dass ich, der Herr, euer Gott, zu Zion auf meinem heiligen Berge wohne … Aber Juda soll ewiglich bewohnt werden und Jerusalem für und für. Und der Herr wird wohnen zu Zion» (Joel 4,17.20–21). «Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr … Ich kehre mich wieder zu Zion und will zu Jerusalem wohnen, dass Jerusalem soll eine Stadt der Wahrheit heissen und der Berg des Herrn Zebaoth ein Berg der Heiligkeit» (Sach 2,10; 8,3). Das sind starke Zusagen, die Gottes Liebe zu Israel beweisen! 

Besonders eindrücklich sind in diesem Zusammenhang die Verse, in denen Gott Worte wie «ewig» oder «für immer» gebraucht: «Denn der Herr hat Zion erwählt und hat Lust, daselbst zu wohnen. Dies ist meine Ruhe ewiglich [für immer], hier will ich wohnen; denn es gefällt mir wohl» (Ps 132,13–14). «Und der Herr sprach zu ihm [König Salomo]: Ich habe dein Gebet und dein Flehen gehört, das du vor mir gefleht hast; ich habe dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt, um meinen Namen dahin zu setzen in Ewigkeit; und meine Augen und mein Herz sollen dort sein alle Tage!» (1.Kön 9,3). 

Leider sind diese Aspekte in den letzten 2000 Jahren Kirchengeschichte gewaltig vernachlässigt oder umgedeutet worden. 

Doch Zion ist das Zentrum der Welt! Auf dem Berg Zion wird eines Tages der Sitz des Herrn sein und Menschen aus allen Nationen werden dorthin strömen (Jes 2,2–4). Sogar die Überlebenden der Völker, die zuvor gegen Jerusalem ausgezogen waren, werden hinaufziehen zum Berg Zion, um dort den wahren Gott, den Gott Israels, anzubeten (Sach 14,16). Zion ist der Ort, an dem der Knecht des Herrn als Lamm Gottes die Sünden der Welt hinweggenommen hat: «Denn ich will zu Zion das Heil geben und in Israel meine Herrlichkeit» (Jes 46,13). Wer dieses Heil persönlich annimmt, wird zu einem Bürger Zions: «Doch von Zion wird man sagen, dass allerlei Leute darin geboren werden und dass er, der Allerhöchste, sie baut [befestigt]. Und wenn der Herr die Völker bewertet, wird er eintragen: dieser hat [auch] in Zion Heimatrecht!» (Ps 87,5–6).

Somit lautet Gottes endgültiger Plan für

– die Juden: «Und sie werden wissen, dass ich, der Herr, ihr Gott bin, indem ich sie zu den Nationen weggeführt habe und sie wieder in ihr Land sammle und keinen mehr von ihnen dort übrig lasse» (Hes 39,28).

– das Land: «Und ich werde sie in ihrem Land pflanzen; und sie sollen nicht mehr [oder: nie wieder] herausgerissen werden aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, spricht der Herr, dein Gott» (Am 9,15).

– Jerusalem: «Es soll nicht [oder: nie mehr] ausgerottet noch zerstört werden in Ewigkeit!» (Jer 31,40). 

Das ist der dreifache Zionismus – Volk, Land und Jerusalem (Zion) –, direkt von Gott selbst bestätigt! Allerdings hat der Zionismus noch eine vierte Komponente, nämlich die Gegenwart Gottes inmitten Seines Volkes: «Und der Herr selbst wird König über sie [Israel] sein auf dem Berg Zion, von nun an bis in Ewigkeit!» (Mi 4,7).

«Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht still sein, bis ihre Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und ihr Heil wie eine lodernde Fackel. Und die Nationen werden deine Gerechtigkeit sehen, und alle Könige deine Herrlichkeit; und du wirst mit einem neuen Namen genannt werden, den der Mund des Herrn bestimmen wird. Und du wirst eine prachtvolle Krone sein in der Hand des Herrn und ein königliches Diadem in der Hand deines Gottes. Nicht mehr wird man dich ‹Verlassene› heissen, und dein Land nicht mehr ‹Wüste› heissen; sondern man wird dich nennen ‹meine Lust an ihr›, und dein Land ‹Vermählte›; denn der Herr wird Lust an dir haben, und dein Land wird vermählt werden. Denn wie der Jüngling sich mit der Jungfrau vermählt, so werden deine Kinder sich mit dir vermählen; und wie der Bräutigam sich an der Braut erfreut, so wird dein Gott sich an dir erfreuen» (Jes 62,1–5). Land und Volk! Einen Teil dieser grossartigen Zusagen erleben und beobachten wir heute schon, besonders, wenn wir nach Israel reisen. Aber es ist auch erkennbar, wie der Widersacher Menschen gegen Israel aufstachelt, gebraucht und missbraucht. Das betrifft nicht nur die unmittelbaren Nachbarn Israels, sondern Menschen auf der ganzen Welt. 

Darum sollten wir für Israel beten, es unterstützen und verteidigen: «Betet für den Frieden Jerusalems. Es mag wohlgehen allen, die dich lieben!» (Ps 122,6). Wenn wir für den Frieden Jerusalems beten, beten wir in Wirklichkeit für das Kommen des Friedefürsten, des göttlichen Messias, denn nur Er kann wahren Frieden bringen.

Reinhold Federolf absolvierte seine theologische Ausbildung an der früheren Mitternachtsruf-Bibelschule in Südamerika und ist heute als Verkündiger des prophetischen Wortes mit dem Verbus quer durch Brasilien unterwegs.
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