Geisterschiffe und die Endzeit Teil 1

Was haben Geisterschiffe, die Gesellschaft, in der wir leben, Glaubensabfall und Endzeit miteinander zu tun? Eine Darlegung auf der Grundlage des festen prophetischen Wortes der Bibel.

Kapitän David Morehouse war an die bewegten Gewässer des Nordatlantiks gewöhnt, aber auf das, was sein Auge an jenem Wintertag erblickte, war er nicht vorbereitet. Etwa sechshundert Kilometer östlich der Azoren bot sich Morehouse ein verstörender Anblick. Er sah ein Schiff, an sich nichts Ungewöhnliches auf offener See, aber dieses spezielle zweimastige Segelschiff schien in grosser Not zu sein. Seine Segel waren vom peitschenden Wind zerrissen worden und das Schiff trieb ziellos im offenen Wasser. Von seinem Ausblick an Bord der Dei Gratia konnte Kapitän Morehouse niemanden an Deck des anderen Schiffes sehen. Nach mehrmaligen Zurufen, die unbeantwortet blieben, gab der britische Kapitän den Befehl, neben das mysteriöse Schiff zu drehen. Er sandte Teile seiner Mannschaft aus, um das Schiff zu untersuchen, aber sein erster Offizier und zwei Besatzungsmitglieder konnten nicht eine einzige Seele an Bord finden.

Stattdessen entdeckten sie die Ladung von 1701 Fässern mit Alkohol sowie einen 6-monatigen Vorrat an Lebensmitteln und Wasser. Das einzige Rettungsboot des Schiffes fehlte. Ebenso verschwunden waren Kapitän Benjamin S. Briggs, seine Frau Sarah und ihre 2-jährige Tochter Sophia sowie acht Besatzungsmitglieder. Sie fanden aber Schränke voller Kleider, was ein plötzliches Aufbrechen nahelegte. Nach einstündiger Untersuchung entdeckte die Mannschaft der Dei Gratia auch eine auseinandergebaute Pumpe, und im Rumpf stand das Wasser fünfzehn Zentimeter hoch. Doch abgesehen von diesen Nebensächlichkeiten schien das 33 Meter lange Schiff seetüchtig zu sein.

Das von Kapitän Morehouse am 5. Dezember 1872 entdeckte, verlassene Schiff stellte sich als die Mary Celeste heraus. Berichte zeigten später, dass das Schiff am 7. November von New York nach Genua in Italien aufgebrochen war. Aber irgendetwas war unterwegs geschehen, und die Mary Celeste war mittlerweile schon längst überfällig. Die Besatzung der Dei Gratia («durch Gottes Gnade») konnte nur hoffen und beten, dass dieselbe Gnade über die verloren gegangenen Passagiere und Besatzungsmitglieder dieses Schiffes wachen würde.

Die tragische Erzählung von der Mary Celeste ist zu einem der rätselhaftesten Geheimnisse der Seefahrtsgeschichte geworden. Viele Theorien wurden aufgestellt, um diese verwirrende Geschichte zu erklären – alles wurde herangezogen, von Piraten über Stürme und hohem Seegang, ja sogar Meeresungeheuer. Experten zerbrechen sich noch immer den Kopf, warum Kapitän Briggs den Befehl gab, ein Schiff zu verlassen, das keine Anzeichen drohender Gefahr aufwies.

Fast 150 Jahre nach diesem kalten Dezembertag und nach Spekulationen in Artikeln, Büchern, Gedichten und sogar Filmen sind wir heute kein Stück weiter. Noch immer wissen wir nicht mehr über das Schicksal der Mary Celeste als Morehouse. Ohne Kapitän und Besatzung war das Schiff vom Kurs abgekommen und trieb etwa zwei Wochen lang auf dem offenen Meer, bevor es entdeckt wurde. Statt ihr geplantes Ziel zu erreichen, bekam die Mary Celeste den zweifelhaften Ruf, der Inbegriff eines Geisterschiffes in der Geschichte zu sein.

Wenn Sie nicht gerade die letzten Jahre auf einer einsamen Insel verbracht haben, sind Sie zweifelsohne zu der Einsicht gelangt, dass unser Planet in Gefahr ist. Wir sind eine Gesellschaft im Chaos, die Menschheit befindet sich im Epizentrum eines globalen Sturms. Wie die Mary Celeste treibt unser Planet umher, verloren in einem stürmischen Meer der Verwirrung und Unsicherheit. Und es sind nicht länger nur die Experten, die die anhaltenden Krisen erkennen, die unsere Welt bedrohen. Einer landesweiten Umfrage zufolge glauben 41 Prozent der Erwachsenen, dass wir in der «Endzeit» leben. Auch beim Durchschnittsbürger ist mittlerweile ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Schwierigkeiten der Welt angekommen. Und der vorherrschende Konsens ist, dass der Planet Erde alle Zeichen einer herannahenden Katastrophe auf vielen Ebenen aufweist.

Mit anderen Worten, wir befinden uns hier in tiefen und bewegten Gewässern.

Diese Zeit unterscheidet sich deutlich von der, die unsere Eltern oder Grosseltern kannten. Obgleich vorherige Generationen Weltkriege, wirtschaftliche Rezession und politische Umwälzungen erlebten, enthält die gegenwärtige dunkle Stunde eine klar apokalyptische Fracht. Auf den ersten Blick scheinen die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit mehr einem schlechten Traum oder dem Szenario eines Science-Fiction-Films zu ähneln. Obschon sich einige in ihrer Naivität vorstellen, dass die Dinge besser werden, offenbart eine ehrliche, klarsichtige Beurteilung der Situation der Menschheit vielmehr eine Dystopie statt einer Utopie. Dies ist die Realität, nicht eine vielversprechende Zukunftsvision. Und es ist Ihre Realität. Die Welt, in der Sie leben, wird zunehmend instabil. Hin- und hergeworfen steigt sie auf und sinkt wie der Bug eines Schiffes in einem gewaltigen Sturm. Instabilität, Unruhen und Unsicherheit sind Konstanten in diesem modernen weltweiten Drama. Die Welt verändert sich – und nicht zu ihrem Besseren.

Natürlich ist es menschlich, sich zu fragen, ob der geschichtliche Hurrikan das Land erreicht. Da wir uns mit der Sünde gesättigt haben, müssen wir uns fragen: Ist die Offenbarung unterwegs zu unseren Ufern?

Mark Hitchcock ist der Autor von nahezu 30 Büchern über biblische Prophetie und als ausserordentlicher Professor am Dallas Theological Seminary tätig. Der Faith Bible Church dient er als Senior Pastor. Jeff Kinley ist Bestsellerautor und hat schon über fünfundzwanzig Bücher geschrieben. Er ist Absolvent des Dallas Theological Seminary und spricht häufig in Gemeinden in ganz Amerika.
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