Einfältige Vielfalt (Teil 1)

Es scheint, als seien derzeit Politiker, Journalisten, Pädagogen und Wissenschaftler dabei, aus dem «gestiefelten Kater» einen Helden, beruhend auf einer wahren Begebenheit, zu formen. Es geht um das Thema Gender und eine neu entwickelte Ideologie, die die Sinne der Menschen verblendet und die Gemeinde herausfordert. Eine Polemik.

Was beinhaltet die Genderideologie? Unter Gender versteht man die Geschlechtseigenschaften bzw. die Geschlechtsidentität. Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Ansicht, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt und dass es folglich auch ganz normal ist, wenn eine Familie mehr beinhaltet als bislang die Norm war. Dabei geht es aber nicht nur um eine Meinung oder um einen persönlichen Lebensstil, sondern vielmehr um den diktatorischen Versuch, diese Ideologie als allgemeingültig gesetzlich zu verankern und alle, die das Ganze nicht normal finden, als Hetzer, Homophobe, Rechtsextreme und Rassisten anzuprangern. 

Im Rahmen des Gender-Sexualkundeunterrichts soll den Kindern diese Gesinnung – in Form einer regelrechten Umerziehung – frühestmöglich schmackhaft gemacht werden. Es wird nicht nur gelehrt, dass es keine Schande ist, homosexuell zu sein – o nein, vielmehr wird den Jungs und Mädels ein bisexueller Lebensstil empfohlen. Hinzu kommt eine geschlechterneutrale bzw. eine geschlechtervielfältige Sprache und Rechtschreibung, die einen Text regelrecht verunstalten und die deutsche Sprache verhunzen; aber das ist ja noch das harmloseste, wenn auch nervtötend.

Was aber nicht mehr harmlos ist, ist der Versuch, diese Ideologie wider aller Vernunft einer ganzen Gesellschaft, samt unseren Kindern, aufzuzwingen. Das EU-Parlament hat am 1. März 2018 beispielsweise beschlossen, dass die Schulen der jeweiligen Mitgliedsländer den Sexualkundeunterricht auf Genderbasis durchführen müssen. Das heisst, die Schulen sollen lehren, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt und dass alle Lebens- und Liebespraktiken – ob innerhalb oder ausserhalb der Ehe – gleichwertig sind. Von deutscher Seite waren es lediglich Politiker der AfD und ein einziger Vertreter der CDU/CSU-Fraktion, die dagegen stimmten. Ein solch verpflichtender Gender-Sexualkundeunterricht verstösst gegen die deutsche Verfassung, da die Genderideologie sich nicht auf wissenschaftlich-anthropologische Erkenntnisse (die Wissenschaft vom Menschen und seiner Entwicklung) stützen kann. Sie ist nichts weiter als eine Weltanschauung, die noch dazu allen Fakten trotzt. 

Gerade nach den Erfahrungen aus dem sogenannten Dritten Reich, mit dessen ebenso völlig unwissenschaftlicher Rassenlehre, herrscht in deutschen Bildungsanstalten aus gutem Grund ein striktes Ideologieverbot. Aber wie schon in anderen Bereichen – man denke an die gängige Abtreibungspraxis und die Einführung der «Ehe für alle» –, so wird auch hier die Verfassung mit Füssen getreten. Es ist eigentlich ein Unding, dass sich Deutschland fast unbemerkt und unwidersprochen diesem Diktat unterwirft. Die Väter des Grundgesetzes wären entsetzt, wenn sie mitansehen müssten, dass auf den meisten Stühlen im Bundestag und Bundesrat solche sitzen, die die staatliche Souveränität und Verfassung preisgeben, um sich einer völlig absurden Ideologie zu verschreiben, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes nach dem Motto: «Koste, was es wolle.»

Ein Skandal schlechthin ist, dass die Genderideologie in Deutschland auch noch mit Steuergeldern staatlich gefördert wird. Für viele Baustellen fehlt den Kommunen das Geld, aber in zwölf Bundesländern wurden gut 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt für Projekte wie: «Für Akzeptanz und gleiche Rechte», «Akzeptanz sexueller Vielfalt», «Gegen Homo-, Trans- und Interphobie», «Gemeinsam für Vielfalt», «Akzeptanz der Vielfalt von Lebensentwürfen», «Aktionsprogramm für die Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, Transsexuellen und Intergeschlechtlichen Menschen» und «Echte Vielfalt – Aktionsplan für Akzeptanz vielfältiger sexueller Identitäten»; ein Ende der Fahnenstange ist nicht erkennbar. Vorreiter sind hier in erster Linie die Landesregierungen, wo die Grünen regieren bzw. mitregieren, aber mittlerweile sind auch alle anderen regierenden Parteien bunt und vielfältig aufgestellt und mit Freuden dabei, auf Kosten der Mehrheit einer Minderheitenlobby das Geld förmlich hinterherzuschmeissen.

Bei dieser Vielfalt und dem heftigen Streben nach erzwungener Akzeptanz scheint’s nur noch ein kleiner Schritt bis hin zur Normalisierung der Polygamie und Pädophilie. Sodom und Gomorra lassen warmherzig grüssen. Nachvollziehbar ist das Ganze nicht. Da will man auf der einen Seite auf Biegen und Brechen die Geschlechtertrennung aufheben, sodass aus zwei Toiletten eine für alle werden soll (was es tatsächlich schon gibt), und andererseits haben wir mittlerweile mehr Geschlechterbezeichnungen als funktionstüchtige Hubschrauber bei der Bundeswehr. Auf Facebook gibt’s beispielsweise 60 verschiedene Auswahlmöglichkeiten, um sein Geschlecht zu definieren. Mann oder Frau, das war gestern, heute stehen auch «androgyn», «bigender», «transfeminin», «inter», «weder noch» (was ich persönlich ganz spannend finde), «Hermaphrodit», «genderqueer» und viele, viele andere nichtssagende Begriffe zur Auswahl.

Das Erschreckende an dieser Entwicklung ist, dass sogar Kirchenvertreter ins gleiche Horn blasen, bei Umzügen wie dem Christopher-Street-Day ein Grusswort weitergeben und mit einem eigenen kunterbunten Umzugswagen vertreten sind. Mittlerweile werden dabei nicht nur in den Landes-, sondern sogar schon in den Freikirchen Seminare und Gottesdienste angeboten unter Themen wie «Kreuz und Queer» und «Weshalb es biblisch ist, Menschen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen zu bejahen» (Beispiele aus der Evangelisch-methodistischen Kirche). Und nachdem sogar die Regenbogenfahne (das Erkennungszeichen der Schwulen-, Lesben-, Undsoweiter-Aktivisten) den Gottesdienst schmückte, führen die Kirchen und Gemeinden vielleicht auch bald die Tempelprostitution ein. Was Gott von alledem hält, spielt offenbar keine Rolle mehr (vgl. Röm 1,22–27).

Ein weiterer Skandal ist der, dass im Zuge des Christopher-Street-Day an deutschen Bundesbehörden vermehrt die Regenbogenflagge gehisst wird, was ebenfalls einen klaren Verstoss gegen das geltende Recht darstellt. Denn die Beflaggung ist in einem Staat wie Deutschland, in dem nichts einfach nicht geregelt ist, in einem Beflaggungserlass und einer «Anordnung über die deutschen Flaggen» klar festgelegt. Es ist vorgeschrieben, wann, in welcher Reihenfolge und welche Flaggen gehisst werden dürfen. Von einer Regenbogenflagge ist nirgends die Rede, und eine Zuwiderhandlung ist ein eklatanter Verstoss gegen besagte Anordnungen und Erlasse. Dass dieser Verstoss nicht nur geduldet, sondern sogar aktiv von unseren Politikern betrieben wird, offenbart die offenbar nicht vorhandene Gesetzestreue der sogenannten Volksvertreter, denen ein Dieselfahrverbot und der richtige Krümmungsgrad einer Gurke wichtiger zu sein scheint als die Einhaltung der Verfassung. 

Thomas Lieth ist Mitarbeiter und Verkündiger des Mitternachtsruf. Er absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule Neues Leben in Wölmersen/Deutschland. Sein Aufgabenbereich ist die Verlagsarbeit des Missionswerkes.
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