Bald ist die Nacht vorüber, und der Tag bricht an (Teil 2)

«Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses; so ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. Und dieses sollen wir tun als solche, die die Zeit verstehen, dass nämlich die Stunde schon da ist, dass wir vom Schlaf aufwachen sollten; denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber ist nahe. So lasst uns nun ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schlemmereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht bis zur Erregung von Begierden!» (Röm 13,10-14).

Goethe soll auf seinem Sterbelager gerufen haben: «Mehr Licht!» Er besass einen erleuchteten menschlichen Geist und er war ein Genie, aber das Licht des Heiligen Geistes von oben fehlte ihm. Unsere Welt schreit in dieser zunehmenden Nachtzeit auch nach mehr Licht. Aber das ist nur im lebendigen Wort Gottes zu finden und in der Person, die vom Wort ins Zentrum der Erlösung gestellt wird, Jesus Christus!

Die Entrückung der Gläubigen aus Juden und Heiden geschieht aber bereits vor dem Tag des Herrn. Darum sagt Paulus: «Denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir gläubig wurden.» Als wir gläubig wurden, wurden unsere Seelen gerettet, nun aber, mit der bevorstehenden Wiederkunft des Herrn Jesus ist unsere Aufnahme in den Himmel und damit die leibliche Erlösung noch nähergekommen.

«Und dieses sollen wir tun als solche, die die Zeit verstehen, dass nämlich die Stunde schon da ist … Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber ist nahe» (Röm 13,11-12). Wir sollen verstehen, wo wir stehen. – Die Nacht ist vorgerückt! Jesus machte Seinen Zeitgenossen einen Vorwurf, der ihre Zeit betraf, den wir aber sicher auch auf uns und unsere Zeit anwenden können: «Wenn es Abend geworden ist, sagt ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerrot; und frühmorgens: Heute stürmisches Wetter, denn der Himmel ist feuerrot und trübe. Das Aussehen des Himmels wisst ihr zwar zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeiten könnt ihr nicht beurteilen?» (Mt 16,2-3). Für das Verstehen der Zeit gibt es ein markantes alttestamentliches Vorbild: «Von den Söhnen Issaschars, die Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun sollte» (1Chr 12,33). 

Die Gemeinde lebt am Tag des Heils (2Kor 6,2; 1Thess 5,5ff.). Christen sind Kinder des Lichts und des Tages. Israel und die Welt hingegen leben in der Nacht und werden von den Fürstentümern und Gewalten, von den Weltbeherrschern der Finsternis regiert (Eph 6,12). Das sind die eigentlichen Weltbeherrscher. Die ganze Welt liegt im Bösen (1Joh 5,19). Dennoch darf der Böse die Kinder Gottes nicht antasten (1Joh 5,18; Jud 1,24; 2Thess 3,3; 1Joh 4,4). Denn die Gemeinde ist versetzt aus dem Reich der Finsternis in das Reich Jesu (Kol 1,13).

Jemand sagte einmal ganz treffend: «Die Neue Weltordnung ist keine jüdische, sondern eine satanische Verschwörung.» Und ein anderer bemerkte: «Die Welt wird gerichtsreif, das Böse erntereif, die Gemeinde entrückungsreif.» Laut Daniel 10,13.20 werden Regierungen und Weltreiche von Fürsten beherrscht, die gegen das Reich Gottes streiten. Die Gemeinde erlebt deshalb gleichsam die Nacht um sich herum mit, denn wir leben ja noch in der Welt. Wir sollten verstehen, dass wir in der Endzeit leben. Es wird dunkler, da die Nacht weit vorgerückt ist. Aber deshalb steht auch der neue Tag der Wiederkunft Jesu bevor.

Paulus war ein Prophet, und darum spricht er prophetisch in die Endzeit hinein. Er sagt, dass «die Stunde schon da ist». Das stimmt überein mit den Worten des Apostels und Propheten Johannes, der ganz ähnlich schreibt: «Kinder, es ist die letzte Stunde …» (1Joh 2,18). Mit der letzten Stunde bricht das Kommen des Antichristen an. Diese Wahrheit des Heiligen Geistes soll prophetisch immer aktuell sein, auch wenn es noch viele Jahrhunderte darüber hinaus dauern würde. – Wieviel mehr haben wir heute Grund, das zu bezeugen?!

Es ist sehr dunkel geworden in unserer Welt, und es wird zunehmend dunkler auf jedem Gebiet – moralisch, ethisch, politisch, unter den Nationen, in Israel und religiös, wirtschaftlich und was die Klimahysterie angeht, in der die Schöpfung zum Gott erhoben wird (Röm 1,23.25). Ein Wirtschaftszusammenbruch könnte bevorstehen. Wir marschieren technologisch im Eiltempo zur totalen Kontrolle. Das Völkermeer ist in Unruhe versetzt, auf allen Kontinenten schlagen die Wellen hoch. 

Unsere Menschheit ist regelrecht umnachtet; sie kann nicht unterscheiden zwischen Licht und Finsternis; sie tappt im Dunkeln; sie hat keine Orientierung; alles läuft wie im blinden Chaos, durcheinander und gegeneinander; Normen werden umgestürzt; man stolpert, da ist kein Halt, keine Richtlinie mehr; man ist ratlos und heillos. Das macht auch vor den Türen der Gemeinden nicht halt. William Booth, Gründer der Heilsarmee, sagte seinerzeit: «Ich bin der Überzeugung, dass die grössten Gefahren, die dem kommenden Jahrhundert bevorstehen, folgende sind: Eine Religion ohne den Heiligen Geist, eine Christenheit ohne Christus, eine Vergebung ohne Busse, eine Erlösung ohne Wiedergeburt, eine Politik ohne Gott, und ein Himmel ohne Hölle.» 

Der Theologe Bodo Becker zeigt anhand von Bibelversen auf, wie tief wir bereits in der Nacht vorgerückt sind: Der Abfall als Zeichen des baldigen Endes: Abkehr von Gott und Seiner Kraft (2Tim 3,4-5). Abkehr von der Gottessohnschaft Jesu Christi (1Joh 2,18; 4,3). Abkehr vom Herrschaftsanspruch Jesu (2Petr 2,1). Abkehr von Jesu Wiederkunft (2Petr 3,3-4). Abkehr vom Glauben (1Tim 4,1-2; Jud 3). Abkehr von Bibel und gesunder Lehre (2Tim 4,3-4). Abkehr vom geheiligten Lebensstil (2Tim 3,1-7). Abkehr von wahrer Gottseligkeit (1Tim 4,3-4). Abkehr von christlicher Moral (2Tim 3,1-8.13; Jud 18). Abkehr von echter christlicher Einheit (2Petr 2,1; Jud 19). Abkehr von Gottesfurcht (2Petr 2,10-12). Abkehr von Bescheidenheit und Abhängigkeit von Gott (Offb 3,17). Abkehr von Autorität (2Tim 3,4). Hinwendung zu betrügerischen Geistern und Dämonen (1Tim 4,1). Hinwendung zu unbiblischen Geboten (1Tim 4,3). Hinwendung zu unmoralischem Lebensstil (2Tim 3,1-5; 2Petr 2,2.13-14, Jud 4.18). Hinwendung zu Fabeln und Mythen (2Tim 4,4). Hinwendung zu vielen nicht von Gott eingesetzten Lehrern (2Tim 4,3). Hinwendung zu Reichtum und Überheblichkeit (Offb 3,17). Hinwendung zu Ehrfurchtslosigkeit und Spott (2Tim 3,2; 2Petr 2,10-12; 3,3; Jud 18). 

Wir scheinen bereits den kräftigen Irrtümern zu verfallen, die Paulus in 2. Thessalonicher 2,11 erwähnt. Deshalb sollen wir das Wesentliche tun, und zwar «als solche, die die Zeit verstehen, dass nämlich die Stunde schon da ist, [1.] dass wir vom Schlaf aufwachen sollten; denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir gläubig wurden. [2.] So lasst uns nun ablegen die Werke der Finsternis und [3.] anlegen die Waffen des Lichts! [4.] Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schlemmereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; [5.] sondern zieht den Herrn Jesus Christus an und [6.] pflegt das Fleisch nicht bis zur Erregung von Begierden!» (Röm 13,11-14).

Was sollen wir tun? Aufwachen, uns erwecken lassen. Die Bibel.heute übersetzt: «Achtet also auf die Gelegenheiten, die Gott euch gibt! Es ist höchste Zeit …» Wir sollen uns zur Tat erwecken lassen. Auf einer Ägyptenreise erfuhr ich am Nil von folgendem Spruch: «Du kannst nicht an das andere Ufer eines Flusses gelangen, wenn du nur stehst und sehnsüchtig rüberschaust.»

Lass dich erwecken zum Gebet. Lass dich erwecken zu dem Schritt, den du schon lange tun solltest. Verschlaf nicht die Chance deines Lebens!

Wofür sollen wir laut Paulus noch erweckt werden? Sich der Regierung unterzuordnen und seine Kraft nicht für politische Dinge, die wir sowieso nicht ändern können, zu vergeuden (V. 1-7). Einem Erweckten wird das Kleine klein und das Grosse gross. Wir setzen uns mit aller Kraft für den Regierungswechsel durch die Wiederkunft Jesu ein. Das Meiste in dieser Welt wurde zum Positiven verändert durch das Evangelium. Und so sollen wir uns nicht von der Sünde, sondern von der Liebe Gottes bestimmen lassen (V. 8-10). 

Der Christ sollte sich erwecken lassen für das grosse Thema der Wiederkunft Jesu. Ich las einmal, dass die Wiederkunft des Herrn in den 992 Kapiteln des Alten Testaments 1527-mal erwähnt wird und in den 260 Kapiteln des Neuen Testaments 318-mal angekündigt wird. So einzigartig wichtig war es dem Heiligen Geist Gottes, dies den Schreibern der Bibel einzugeben. Aber die Gefahr für uns alle besteht darin, genau das aus dem Auge zu verlieren, müde zu werden, von anderen Dingen zu träumen und nicht mehr wachsam zu sein. Jemand schrieb zu diesem Bibelabschnitt: «Es ist eigenartig und beschämend, dass der Apostel Paulus die Gläubigen aufrufen muss, vom Schlaf aufzustehen, auf die biblisch prophetische Uhr zu schauen und den gegenwärtigen Zeitabschnitt oder Zeitpunkt zu erkennen, die Werke der Finsternis abzulegen und die Waffen des Lichts anzuziehen. Müssten solche Ermahnungen nicht überflüssig sein?»

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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