Wo befand sich der Räucheraltar?

Nach Hebräer 9,3-4 befand sich der Räucheraltar hinter dem Vorhang im Raum des Allerheiligsten, doch nach 2. Mose 30,1.6 befand sich der Räucheraltar vor dem Vorhang im ersten Teil des Zeltes. Ein Widerspruch?

Diese Aussagen scheinen auf den ersten Blick widersprüchlich, doch löst sich der Widerspruch durch die biblischen Erläuterungen über den Räucheraltar schnell auf.
Es ist richtig, dass sich der Rauchopferaltar – neben dem siebenarmigen Leuchter, dem Schaubrot-tisch und den dazugehörigen Broten – im vorderen Teil der Stiftshütte befand, direkt vor dem Vor-hang, der das Heiligtum vom Allerheiligsten trennte. Das Allerheiligste, in dem die Bundeslade war, steht für die direkte Gegenwart Gottes. Dorthin durfte der Hohepriester nur einmal im Jahr gehen, und zwar nicht ohne Blut. Das geschah jeweils am grossen Versöhnungstag: «In das zweite Zelt aber geht einmal im Jahr nur der Hohepriester, und zwar nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Verirrungen des Volkes darbringt» (Hebr 9,7).
Die Anordnung war folgende:
– Der Brandopferaltar befand sich ausserhalb der Stiftshütte, innerhalb der Umzäunung, von Osten Richtung Westen.
– Das bronzene Waschbecken befand sich direkt vor dem Eingang zur Stiftshütte.
– Der Schaubrottisch mit den Broten darauf stand im vorderen Zelt (der ersten Abteilung der Stifts-hütte) auf der Nordseite.
– Dem Schaubrottisch gegenüber auf der Südseite stand der Leuchter.
– Der goldene Räucheraltar stand in der Mitte Richtung Westen, direkt vor dem Vorhang zum Aller-heiligsten.
– Die Bundeslade befand sich auf der Westseite im Allerheiligsten (2.Mo 40,22-33).
Der Hohepriester war verpflichtet, täglich zweimal (morgens und abends) in das vordere Zelt des Heiligtums zu gehen, um auf dem Altar vor dem Vorhang zum Allerheiligsten zu räuchern. Dieses Räucherwerk war ein wohlriechender Geruch vor dem Herrn. In 2. Mose 30, 7-8 wird gesagt, dass dieses Räucherwerk «vor dem Herrn» geschah. Warum «vor dem Herrn»? Weil der Rauch durch den Vorhang in das Allerheiligste drang. Das war sicher der Grund dafür, dass der Altar direkt vor dem Vorhang stehen musste. Somit stand der Räucheraltar, obwohl durch einen Vorhang getrennt, doch unmittelbar vor der Bundeslade, die sich im Allerheiligsten befand: «Du sollst den goldenen Räu-cheraltar vor die Lade des Zeugnisses setzen und den Vorhang am Eingang der Wohnung aufhän-gen» (2.Mo 40,5). Somit können wir schlussfolgern, dass sich der Räucheraltar indirekt doch im Al-lerheiligsten befand, weil der Rauch dort eindrang. Unterstrichen wird diese Tatsache durch eine an-dere Bibelübersetzung, und zwar die Schlachterbibel 2000: «Hinter dem zweiten Vorhang aber be-fand sich das Zelt, welches das Allerheiligste genannt wird; zu diesem gehört der goldene Räucheral-tar und die Bundeslade, überall mit Gold überzogen, und in dieser war der goldene Krug mit dem Manna und der Stab Aarons, der gesprosst hatte, und die Tafeln des Bundes» (Hebr 9,3-4).
Zusammenfassend: Der Räucheraltar stand zwar vor dem Vorhang zum Allerheiligsten, gehörte aber vom Zweck her gesehen in das Allerheiligste. Somit ist beides richtig.

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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