Die sieben Heilszeiten in der Heilsgeschichte (Teil 1)

Der Kirchenvater Augustinus sagte: «Beachte die Heilszeiten und die Bibel ist in Harmonie.» Die Bibel macht deutlich, dass Gott in den vergangenen Heilszeitaltern auf verschiedene Art und Weise handelte, immer mit dem Ziel der Erlösung durch Jesus Christus.

Der Dispensationalismus
Das griechische Wort für Heilszeit («Oikonomia») hat folgende Bedeutungen: «managen», «regeln», «verwalten» oder auch «teilen» bzw. «aufteilen». Das Wort Dispensationalismus entstammt dem lateinischen «dispensatio» und bedeutet «Einteilung», «abwiegen» oder «verteilen». Die Bibel hat eine in sich strukturierte Einteilung, die beim Lesen oder Auslegen des Wortes Gottes beachtet werden sollte.
So redet die Bibel von «vor den Zeitaltern» (1.Kor 2,7), von «diesem Zeitalter bzw. diesem Zeitlauf» (1.Kor 2,8), vom «Ende der Zeitalter» (1.Kor 10,11) und von «zukünftigen bzw. kommenden Zeitaltern» (Eph 1,21; Eph 2,7). Sie kennt auch die Begriffe «letzte Tage» (2.Tim 3,1; 2.Petr 3,3) und «letzte Stunde» (1.Joh 2,18). Ferner hat sie ein Altes und ein Neues Testament. Das Wort Gottes selbst offenbart uns eine Einteilung der Heilsgeschichte, die nicht etwa von Menschen erfunden und in die Bibel hineininterpretiert, sondern vom Heiligen Geist gegeben wurde. Darum sagte zum Beispiel Prof. Herbert Janzen: «Jeder bibelgläubige Theologe ist Dispensationalist …».1
«Strebe eifrig danach, dich Gott als bewährt zu erweisen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, der das Wort der Wahrheit recht teilt (dispensatio)» (2.Tim 2,15).
Jemand erklärte dazu: «Es ist wichtig, die biblischen Aussagen … auseinanderzuhalten. In seinem Handeln mit diesen Gruppen von Menschen (Anm.: gemeint sind die drei Gruppen Israel, die Gemeinde und die Nationen, vgl. 1.Kor 10,32) hat Gott unterschiedliche Prinzipien. Deshalb darf man biblische Aussagen für die eine Gruppe nicht einfach auf eine andere Gruppe anwenden. Tut man dies dennoch, kommt es zu Fehlinterpretationen der Bibel (zum Teil mit gravierenden Auswirkungen auf Bibelverständnis, Glaubens- und Gemeindeleben). Die Bibel spricht nicht überall ‹von uns›, sie spricht aber überall ‹zu uns›.»2
«Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, wurde zu unserer Belehrung zuvor geschrieben, damit wir durch das Ausharren und den Trost der Schriften Hoffnung fassen» (Röm 15,4).

Dispensationalismus in der Bibel
Hierzu ein Beispiel: König David musste zu seiner Zeit noch beten: «Erschaffe mir, o Gott, ein reines Herz, und gib mir von neuem einen festen Geist in meinem Innern! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir» (Ps 51,12-13). David hatte das Beispiel Sauls vor Augen, von dem der Geist des Herrn gewichen war (1.Sam 16,14). Für die Gemeinde Jesu gilt heute etwas anderes: «Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch bleibt in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie beachtet ihn nicht und erkennt ihn nicht; ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein» (Joh 14,16-17). Wenn Kinder Gottes beten, «Herr nimm bitte den Heiligen Geist nicht von mir weg», dann beten sie ein falsches Gebet, gegründet auf einer biblischen Aussage, die zu einer anderen Zeit galt. Wir können als mit dem Geist Gottes versiegelte (wiedergeborene) Menschen den Heiligen Geist betrüben bzw. dämpfen (Eph 4,30), aber wir können Ihn nicht verlieren. Daher muss unser Gebet ein anderes sein.
So hat Gott Israel verschiedene Verheissungen gegeben, die nicht einfach willkürlich auf die Gemeinde übertragen werden können. Es gibt für die Königsdynastie Davids Ankündigungen, die ihm, seinem Haus und Königtum sowie seinem Volk gelten und nicht uns. Ebenso sind die Prophezeiungen Gottes für die Nationen wieder andere als für Israel und die Gemeinde. Und auch die Gemeinde hat spezielle Verheissungen. Natürlich kann Gott jede beliebige Weissagung auf uns ganz persönlich anwenden. Jedes Wort aus der Heiligen Schrift redet zu uns, aber zum Verständnis der biblischen Lehre ist die Heilszeitenunterscheidung sehr wichtig. Durch die «rechte Teilung» der Schrift bzw. Heilszeiten haben wir einen wunderbaren Schlüssel zum besseren Verständnis der Bibel. Würden wir diesen Schlüssel mehr benutzen, würden wir so manches leichter verstehen können. In der Bibel sind sieben verschiedene Heilszeiten deutlich erkennbar.

Das erste Heilszeitalter: die Zeit der Unschuld (Zeit des Paradieses)
In 1. Mose 1-3 beschreibt die Bibel die sogenannte Zeit der Unschuld oder auch des Paradieses. Es handelt sich hierbei um die Zeit von der Erschaffung des Menschen bis zum Sündenfall. Deutlich unterscheidet sich diese von allen anderen danach. Nie wieder gab es eine Periode innerhalb der Menschheitsgeschichte, in der Gott so gehandelt hätte. Für jene Zeit im Paradies zeigt die Bibel einige besondere Kennzeichen auf: Es war eine Zeit ohne Sünde, eine Zeit der unmittelbaren Gemeinschaft und Kommunikation mit Gott (1.Mo 1,27-28; 3,8). Innerhalb der Schöpfung herrschte Frieden (1.Mo 1,29-30). Die Bedingungen zwischen Gott und Mensch, zwischen Mensch und Mensch sowie zwischen Mensch und Natur waren ideal und harmonisch. Es war eine Zeit, in der alles «sehr gut» war. «Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut» (1.Mo 1,31). In dieser Zeit gab Gott den Menschen nur ein einziges Gebot: «Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben!» (1.Mo 2,16-17).

Das Versagen des Menschen
Doch dieses eine Gebot hielt der Mensch nicht ein. Es kam zum Sündenfall: «Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre, und dass er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht; und sie nahm von seiner Frucht und ass, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er ass» (1.Mo 3,6). Das Versagen blieb nicht ohne Folgen: Der Tod trat ein, noch am selben Tag geistlich und später auch physisch. Kein Mensch würde mehr ein Alter von 1000 Jahren erreichen können. Nach 2. Petrus 3,8 kommt diese Zeitspanne einem Tag Gottes gleich (vgl. 1.Mo 2,17; 3,19). Das Gebären sollte fortan von Schmerzen begleitet sein (1.Mo 3,16). Gott verhängte einen Fluch über den Erdboden und das Geschöpf (1.Mo 3,17-19) und der Mensch verlor die unmittelbare Gemeinschaft mit Gott (1.Mo 3,22-24). Satan gewann nun Macht über den Menschen (vgl. Eph 2,2; 6,12; 2.Kor 4,4; Kol 1,13; 1.Joh 3,1.8) und Gott kündigte bereits das Gericht über Satan an (1.Mo 3,15).

Gottes hervorleuchtende Gnade
Gott gab den Menschen in Seiner unendlichen Liebe nicht auf. Er verhiess einen Erlöser: «Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen» (1.Mo 3,15).
Zwei Menschheitslinien würden sich entwickeln: der Same der Schlange und der Same der Frau. Ein Same ist das Reich Satans, der andere das Reich Gottes. Eine Linie ist die des Kain, die andere des Abel (später Seth). Gegensätzlich auch der Same Lamechs und der Same Jesu (vgl. 1.Mo 4,24 mit Mt 18,21-22). Oder der Same der Nationen und der Same Israels, die Menschheitslinie der Welt gegenüber der Menschheitslinie der Gemeinde und schliesslich das Siegel des Antichristen einerseits und das Siegel Gottes andererseits. Der verheissene Erlöser kommt von menschlicher Seite ausdrücklich über den Samen der Frau, nicht des Mannes (vgl. 1.Mo 3,15 mit Gal 4,4). Schon hier wird die Jungfrauengeburt Jesu angekündigt.
Nachdem die Menschen im Paradies versagt hatten, machte der Herr ihnen Röcke aus Fell (1.Mo 3,21) und schlug mit ihnen einen neuen Weg ein, damit der Mensch nicht verloren gehen musste.

Das zweite Heilszeitalter: die Zeit der Selbstbestimmung (Zeit des Gewissens)
1. Mose 4-7 beschreibt die Zeit von der Vertreibung aus dem Paradies bis zur Sintflut. Auch diese Heilszeit unterscheidet sich erheblich von jeder anderen. Sie ist besonders dadurch gekennzeichnet, dass sie keine neuen Vorschriften, Gebote oder Verbote enthielt. Gott gestand dem gefallenen Menschen eine relative Freiheit zu. Es ist die einzige Zeit in der Menschheitsgeschichte, in welcher die Menschen die Freiheit hatten, in relativer «Selbstbestimmung» zu tun und zu lassen, was sie wollten. Es gab kein ausgesprochenes Gebot Gottes, keine besonderen Anordnungen, keine weltliche Regierung zur Verordnung von Gesetzen und nicht einmal eine Todesstrafe. Sogar der Mord Kains an Abel wurde nicht mit dem Tod bestraft. Gott selbst machte ein Zeichen an Kain, sodass dieser bewahrt blieb (1.Mo 4,14-15). Einzig das Gewissen und der darin wirkende Heilige Geist zeugten von Gut und Böse. In jener Zeit redete der Herr sehr wenig zu den Menschen, einmal nur zu Kain (1.Mo 4,9) und dann zu Noah (1.Mo 6,13). Der Mensch sollte in der ihm gegebenen Freiheit über die Sünde herrschen (1.Mo 4,7; 6,3; Röm 2,15).

Das Versagen des Menschen
Die Bibel zeigt in den Schilderungen über diese Zeit auf, dass der Mensch mit der Freiheit nicht umzugehen vermag (vielmehr artet die Sünde umso mehr aus und das Gewissen wird unterdrückt). Die «Zeit des Gewissens» machte deutlich, wie sehr der Mensch von Satan, Sünde und Tod beherrscht wird. Denn wieder versagte der Mensch. Die Sünde entfaltete sich so grausam, dass es zum ersten Mord kam. Kain erschlug seinen Bruder Abel (1.Mo 4,8). Dies war sozusagen der erste Religionskrieg. «Und Kain ging hinweg von dem Angesicht des HERRN …» (1.Mo 4,16). Kains Abfall hatte eine von Gott losgelöste und eine vom Fürst dieser Welt und der Sünde beeinflusste Kultur, Wirtschaft, Industrie und Musikszene zur Folge. Es kam zur Vielehe, zum grenzenlosen Hochmut und Rachefeldzug (Lamech). Die Menschen gingen okkulte Verbindungen mit Dämonen ein. Ihre Bosheit stieg ins Unermessliche und die Erde wurde voller Gewalttat (1.Mo 4,16-24; 6,1-7; 1.Joh 3,11-13). Die Folge dieser Abtrünnigkeit war die Sintflut (1.Mo 6,8 bis 8,14).

Gottes hervorleuchtende Gnade
Im Gegensatz zu Kain brachte Abel ein wahres Opfer dar. Daraufhin wurde er selbst zum Opfer, was ein prophetisches Bild für Jesu Leben und Tod ist (1.Mo 4,10; Hebr 12,24; 1.Joh 3,11-13). Und Seth, der anstelle von Abel geboren wurde, ist ein Hinweis auf den auferstandenen Christus: «Und Adam erkannte seine Frau nochmals; die gebar einen Sohn und nannte ihn Seth: ‹Denn Gott hat mir für Abel einen anderen Samen gesetzt, weil Kain ihn umgebracht hat›. Und auch dem Seth wurde ein Sohn geboren, den nannte er Enosch. Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen» (1.Mo 4,25-26).
Henoch, stammend aus der Linie Seths, lebte mit Gott und wurde am Ende seines Lebens entrückt (1.Mo 5,24). Er kann als Bild der Gemeinde dienen, die aus Abel und Seth – das heisst aus Jesu Tod und Auferstehung – hervorgeht und die vor dem Gericht entrückt wird (vgl. Röm 5,9; 1.Thess 1,10; 5,9). Später befahl Gott, die Arche zur Rettung Noahs und seiner Familie zu bauen, was ein Bild für Israels zukünftige Rettung ist (vgl. 1.Mo 6,17; Offb 12,15-16). Gott kündigte einen neuen Bund mit Noah an (1.Mo 6,18; 9,9.12). Wir finden also gerade inmitten dieser sündigen Geschichte der Menschheit besonders viele Vorbilder für Jesu Tod und Auferstehung, für die Gemeinde und für Israel! Die Gemeinde ist auch in gewisser Weise älter als Israel, da sie doch vor Grundlegung der Welt erwählt worden ist (Eph 1,4). Daher kann auch in Henoch zuerst prophetisch die Gemeinde und in Noah dann Israel gesehen werden. Nachdem der Mensch auch in dieser Zeit der «Selbstbestimmung» versagt hatte, schenkte der Herr über Noah eine neue Möglichkeit, damit der Mensch nicht endgültig verloren gehen musste.

Das dritte Heilszeitalter: die Zeit der Verwaltung durch den Menschen (Zeit der Verantwortung bzw. Regierung)
1. Mose 8-12 berichtet über die dritte Heilszeit, die Zeit nach der Sintflut bis Abraham. Auch diese ist mit keiner anderen zu vergleichen, nicht mit der im Paradies, wo der Mensch bereits das erste Gebot übertrat und auch nicht mit der Zeit der relativen Selbstbestimmung ohne Gebote. Im dritten Heilszeitalter behielt der Mensch die Herrschaft über die gefallene Schöpfung, doch die Tiere bekamen Angst vor dem Menschen (1.Mo 9,2). Gott erlaubte dem Menschen, Tierfleisch zu essen (1.Mo 9,2-4). Die Todesstrafe wurde eingeführt, ebenso eine menschliche Obrigkeit. Es kam zur ersten Regierungsinstanz, wenn auch diktatorisch und nicht geistlich. Zum ersten Mal berichtet die Bibel über die Entstehung eines Königreichs durch Nimrod: Ninive und Babel (1.Mo 9,5-6; 10,8-11).
Gottes Bund mit Noah wurde mit dem Regenbogen eingeführt. Dieser Bund ist ein ewiger Bund, geschlossen mit der ganzen Menschheit und Schöpfung (1.Mo 9,9.12ff.). Obwohl Gott festgestellt hatte, dass das Sinnen des menschlichen Herzens von Jugend an böse ist (1.Mo 8,21), gab Er diesen Bund. Warum? Ganz einfach, weil er sonst jede Generation der Menschheit hätte vernichten müssen. Gerade um die Menschen – böse von Jugend an – nicht vernichten zu müssen, hat Gott diesen Bund eingesetzt. Damit zeigt der Herr wieder einmal Seine grosse Gnade. Gott gab diesen Bund allerdings erst, nachdem Noah ein Opfer dargebracht hatte (1.Mo 8,20-22; 9,1.12). Hierin findet sich wieder ein Hinweis auf das Opfer Jesu, das Gott dazu veranlasst hat, Gnade walten zu lassen.

Die drei Söhne Noahs
Nachdem Ham (Kanaan) mit der Blösse seines Vaters schamlos umgegangen war (1.Mo 9,18-23), sprach Noah im Geiste Gottes eine prophetische Weissagung über seine drei Söhne aus. Aus diesen drei Söhnen bildete sich die ganze nachfolgende Völkerwelt (1.Mo 10,32). «Da sprach er: ‹Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern!› Und weiter sprach er: ‹Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht! Gott breite Japhet aus und lasse ihn wohnen in den Zelten Sems, und Kanaan sei sein Knecht!›» (1.Mo 9,25-27).
Ham wurde auch Kanaan genannt, weil er der Vater Kanaans war. Er wurde zum Knecht für Sem und Japhet (1.Mo 9,18-19.22; 1.Mo 10,6.18-20). Zunächst nahm er das Land Kanaan in Besitz, das er später an die Nachkommen Sems, die Israeliten, abtreten musste. Gott hatte es Abraham versprochen: «… als er sprach: ‹Dir gebe ich das Land Kanaan als das Los eures Erbteils›» (Ps 105,11). Und in 5. Mose 6,10-11 heisst es zum Land, das den Israeliten zum Erbteil gegeben wurde und die Kanaaniter zuvor bebaut hatten: «Wenn dich nun der HERR, dein Gott, in das Land bringen wird, von dem er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, es dir zu geben, grosse und gute Städte, die du nicht gebaut hast, und Häuser, voll von allem Guten, die du nicht gefüllt hast, und ausgehauene Zisternen, die du nicht ausgehauen hast, Weinberge und Ölbäume, die du nicht gepflanzt hast; und wenn du isst und satt geworden bist …». So ging Noahs prophetische Weissagung in Erfüllung.
Gott bezeichnete sich nur Sem gegenüber als der «Gott Sems». Das ist bemerkenswert. Von keinem anderen der Söhne Noahs wird dies gesagt. Das bedeutet, dass Gott Seine Heilsgeschichte auf Jesus hin mit Sem weiterschreiben würde, aus dessen Linie Israel stammt. Darum finden wir ab 1. Mose 11,10 nur noch die Geschlechterlinie von Sem bis Abraham. Diese beginnt mit dem Satz: «Dies ist die Geschichte Sems …» Von da an geht es heilsgeschichtlich praktisch nur noch um die Geschichte Israels. Derselbe Gott, der über Sem sprach: «… gepriesen sei der HERR, der Gott Sems …», verknüpft später Seinen Namen mit den Nachkommen Sems, als Er sich «der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs» nennt (2.Mo 3,6). Dann bezeichnet sich der Herr als der «Gott Israels» (2.Mo 24,10). Und schliesslich befindet sich in Jesu Stammbaum der Name «Sem» (Luk 3,36).
Japhet soll in den Zelten Sems wohnen. Das bedeutet, dass die Nationen, die von Japhet ausgehen, durch das Haus Israel gesegnet werden. Sie werden Wohnung finden durch Den, der das Heil in Israel vollbracht hat: der Messias Jesus Christus. Tatsächlich sind gerade die Europäer, die von Japhet abstammen, unter den Segen des Evangeliums Jesu, der ein Nachkomme Sems ist, gekommen. Römer 11 erklärt uns, dass wir, die Heiden aus den Nationen, in Israel eingepfropft worden sind.

Das Versagen des Menschen
Und wieder endete eine Heilszeit mit dem Versagen des Menschen. Noah missbrauchte den Alkohol und Ham entehrte seinen Vater (1.Mo 9,20-25). Die gesamte Menschheit verirrte sich im Turmbau zu Babel. Sie wollten nicht, dass Gott über sie herrsche (1.Mo 11). Gott stellte fest: «… dies ist erst der Anfang ihres Tuns!» (1.Mo 11,6). Was wird das Ende ihres Tuns sein? Die letzte Rebellion gegen Gott, das letzte antichristliche Babylon, das heute seinen Anfang nimmt (vgl. Offb 17,18). Denken wir nur an den immer mehr aufkommenden Atheismus, die Ablehnung Gottes. Die menschliche Abtrünnigkeit beim Turmbau zu Babel hatte wieder Folgen: Gott verwirrte die Sprache der Menschen, sodass sie einander nicht mehr verstanden. Die Menschheit wurde vom Herrn über die ganze Erde zerstreut und Babel ging unter (1.Mo 11,5-9).

Gottes hervorleuchtende Gnade
Sem heisst übersetzt ganz einfach «Name». Aus Sem kommt der, der den Namen über alle Namen trägt, in dessen Namen das Heil zu finden ist und in dessen Namen Gebete erhört werden: «Und es ist in keinem anderen das Heil; denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen!» (Apg 4,12). Wir haben die Reihenfolge von Ham, Sem und Japhet gesehen. Sie alle kommen schliesslich unter die Gnade der Erlösung in Jesus Christus.
In Apostelgeschichte 8 bekehrte sich der Äthiopier, er war ein Hamit (vgl. Apg 8,26ff.).
Danach bekehrte sich der Israelit Saulus/Paulus, er war ein Semit (Apg 9,1ff.).
Und dann bekehrte sich der Römer Kornelius, er war ein Japhetit (Apg 10,1ff.).
Trotz des erneuten Versagens der Menschheit in jenem dritten Heilszeitalter gab Gott den Menschen nicht auf. Gott kann nichts überraschen. Er hat Seinen Plan und diesen verfolgt Er souverän bis zur Erfüllung, auch wenn der Mensch noch so versagt.

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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