Am Berg Sinai erlebte Israel eine wichtige Etappe seiner besonderen Entstehung und Geschichte. Dort geschah etwas Einmaliges, was Israel vor allen anderen Völkern auszeichnete. Gott selbst nannte es einen Gottesbeweis: «Denn frage doch nach den vorigen Tagen, die vor dir gewesen sind, von dem Tage an, da Gott den Menschen auf der Erde geschaffen hat, und von einem Ende des Himmels bis zum anderen Ende des Himmels, ob je eine solch grosse Sache geschehen, oder ob desgleichen gehört worden sei. Hat je ein Volk die Stimme Gottes mitten aus dem Feuer reden gehört, wie du sie gehört hast, und ist am Leben geblieben? – Oder hat Gott je versucht zu kommen, um sich eine Nation aus der Mitte einer Nation zu nehmen durch Versuchungen, durch Zeichen und durch Wunder, und durch Krieg und mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arme, und durch grosse Schrecknisse, nach allem, was der Herr, euer Gott, in Ägypten, vor deinen Augen, für euch getan hat? So erkenne denn heute und nimm zu Herzen, dass der Herr Gott ist im Himmel oben und auf der Erde unten, keiner sonst» (5.Mo 4,32-34.39).
Mit dem gewaltigen Geschehen am Sinai unterstrich Gott sichtbar Sein Kommen, Seine Gegenwart und Sein besonderes Reden mit Mose. Es war ein zeichenhafter Anfang, um dem ganzen Volk Israel den Ernst der Auserwählung «vor allen Völkern» zu zeigen: «Und es geschah am dritten Tage, als es Morgen war, da waren Donner und Blitze und eine schwere Wolke auf dem Berge und ein sehr starker Posaunenschall; und das ganze Volk zitterte, das im Lager war. Und Mose führte das Volk aus dem Lager hinaus, Gott entgegen; und sie stellten sich auf am Fusse des Berges. Und der ganze Berg Sinai rauchte, darum, dass der Herr auf ihn herabstieg im Feuer; und sein Rauch stieg auf, wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg bebte sehr. Und der Posaunenschall wurde fort und fort stärker; Mose redete, und Gott antwortete ihm mit einer Stimme» (2.Mo 19,16-18).
Diese besonderen Ereignisse beeindruckten und verängstigten die Völker in und um Kanaan (vgl. 4.Mo 14,11-16). Dies beweist der Kommentar Rahabs, als sie die beiden israelitischen Kundschafter beschützte: «Ich weiss, dass der Herr euch das Land gegeben hat, und dass euer Schrecken auf uns gefallen ist, und dass alle Bewohner des Landes vor euch verzagt sind. Denn wir haben gehört, dass der Herr die Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten zoget, und was ihr den beiden Königen der Amoriter getan, die jenseits des Jordan waren, dem Sihon und dem Og, die ihr verbannt habt. Und wir hörten es, und unser Herz zerschmolz, und es blieb kein Mut mehr vor euch in irgend einem Menschen; denn der Herr, euer Gott, ist Gott im Himmel oben und auf der Erde unten» (Jos 2,9-11). Auch die Angst des mächtigen Moabiter-Königs Balak und der midianitischen Ältesten, als sie den Propheten Bileam um jeden Preis herkommen liessen, um Israel durch einen magischen Fluch zu schwächen (4.Mo 22-24), zeugt von ihrer Furcht vor diesem gewaltigen Gott.
Die Wolkensäule bestimmte die Termine und Orte der einzigartigen Wüstenwanderung. Ein Volk wurde zubereitet. «Und der Herr zog vor ihnen her, des Tages in einer Wolkensäule, um sie auf dem Wege zu leiten, und des Nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht ziehen könnten» (2.Mo 13,21; vgl. 5.Mo 9,15-23). Gott führte und schützte Israel wie ein Hirte seine Schafherde. Er trainierte es durch die Bewegung der Wolken- und Feuersäule hinsichtlich Gehorsam, Durchhaltevermögen, Vertrauen und Bereitschaft. Diese Beschreibung ist ein kleiner Vorgeschmack der wunderbaren Gegenwart Gottes über Seinem Heiligen Berg Zion, wenn die Erde wieder an der himmlischen Dimension andocken wird: «Und der Herr wird über jede Wohnstätte des Berges Zion und über seine Versammlungen eine Wolke und einen Rauch schaffen bei Tage, und den Glanz eines flammenden Feuers bei Nacht; denn über der ganzen Herrlichkeit wird eine Decke sein» (Jes 4,5). Deshalb erschien an Pfingsten ein Feuer in der Form von Feuerzungen über den Jüngern, um die besondere Gegenwart Gottes und Seine Innewohnung in allen Gläubigen als Zeichen sichtbar zu machen (Apg 2,3).
Die Herrlichkeit Gottes in einer Wolke sehen wir auch bei Hesekiel: «Und ich sah: und siehe, ein Sturmwind kam von Norden her, eine grosse Wolke und ein Feuer, sich ineinander schlingend und ein Glanz rings um dieselbe; und aus seiner Mitte, aus der Mitte des Feuers her, strahlte es wie der Anblick von glänzendem Metall» (Hes 1,4).