Wenn Gott den Wahnsinn offensichtlich macht (Teil 2)

Gott und die Weltpolitik: Lehren für heute aus Daniel 4.

Die Sünde der Gottlosigkeit und des Unglaubens zieht immer weitere Sünden nach sich. – Zweifellos gab es gravierende Ungerechtigkeiten, den Missbrauch der Macht und die Unterdrückung der Armen in der Regentschaft des babylonischen Machthabers. – Der König soll Busse tun, seine Sünden eingestehen, bereuen und bekennen. Er soll seine sündige Praxis durch Gott wohlgefälliges Handeln ersetzen und Gerechtigkeit walten lassen. Daniel weiss, dass Gott gnädig ist und einem reumütigen Sünder vergibt. Der Aufruf zur Busse und zur Umkehr ist Gottes Appell an jeden Sünder. Gott ruft auch uns ganz persönlich zur Umkehr und zur Busse, wenn wir noch im Unglauben und in der Gottlosigkeit verharren. Doch der Machtrausch hat Nebukadnezar fest im Griff. Er ignoriert die Warnung und verwirft den Rat seines gottesfürchtigen Beraters. Gott hat noch zwölf Monate Geduld mit dem uneinsichtigen Weltherrscher. Dann geht Seine Warnung in Erfüllung: 

«Dies alles widerfuhr dem König Nebukadnezar. Denn nach zwölf Monaten, als der König auf dem Dach des königlichen Palastes in Babel sich erging, hob er an und sprach: Das ist das grosse Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine grosse Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit. Ehe noch der König diese Worte ausgeredet hatte, kam eine Stimme vom Himmel: Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Dein Königreich ist dir genommen, man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen verstossen, und du sollst bei den Tieren des Feldes bleiben; Kraut wird man dich fressen lassen wie die Rinder, und sieben Zeiten sollen hingehen, bis du erkennst, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will. Im gleichen Augenblick wurde das Wort erfüllt an Nebukadnezar, und er wurde verstossen aus der Gemeinschaft der Menschen; und er frass Kraut wie die Rinder, und vom Tau des Himmels wurde sein Leib nass, bis sein Haar wuchs so gross wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelklauen wurden» (Dan 4,25-30).

Nebukadnezar wird wahnsinnig. Wir können uns den Schrecken und die Verwirrung am königlichen Hof kaum vorstellen. – Und es war sicherlich nur Daniel zu verdanken, dass der König am Leben und ihm der Thron in den folgenden sieben Jahren erhalten blieb. 

Nebukadnezar wird zu einem Tier. Dieses Phänomen ist auch in der Wissenschaft bekannt und beschrieben. Jan Dirk Blom, Dozent für Psychiatrie in Groningen, hat in einer Studie 13 Fälle von Lykantrophie gezählt, einer Unterform von Zooanthropismus, also der Wahnvorstellung, sich in ein Tier zu verwandeln. «Eingebildete Werwölfe halluzinieren Klauen, Fell und Reisszähne. Ihre Sprache verkümmert. Sie heulen den Mond an, leben im Freien und ernähren sich von rohem Fleisch. Ursache ist eine Fehlfunktion der für die körperliche Selbstwahrnehmung zuständigen Gehirnareale … Das Phänomen gilt als eines der ältesten beschriebenen psychiatrischen Symptome und tritt weltweit auf, allerdings vergleichsweise selten.»

Das ist die Diagnose der Ärzte. Die Bibel sagt, dass die Gottlosigkeit die grösste aller Sünden ist, die im Endeffekt immer im Wahnsinn mündet: im Selbstbetrug, in der Selbstüberschätzung, im Grössenwahnsinn, in der geistigen und moralischen Verwirrung und in der geistlichen Finsternis. Jeder Mensch, der seinen Schöpfer ablehnt und sich Ihm und Seinen Geboten widersetzt, offenbart damit seinen eigenen Wahnsinn. Die Bibel nennt diesen Wahnsinn Torheit oder Dummheit: 

«Die Toren sprechen in ihrem Herzen: ‹Es ist kein Gott.› Sie taugen nichts; ihr Treiben ist ein Gräuel; da ist keiner, der Gutes tut» (Ps 14,1).

Es ist fatal, wenn wir denken, wir könnten mit unserer eigenen Gottlosigkeit und unserer sündigen Lebensweise schon durchkommen. «Es ist ja bisher immer alles gut gegangen und irgendwie wird es auch in Zukunft gut gehen.» Dieses Denken ist naiv und gefährlich. Bereits Seinem auserwählten Volk, den Juden, sagte Gott, dass, wenn sie Ihm nicht gehorchen, sondern Seine Gebote brechen, wenn sie sich entscheiden, ihre eigenen sündigen Wege zu gehen, der Fluch Gottes sie treffen wird. Dieser Fluch sollte sich unter anderem wie folgt auswirken: «Der Herr wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes» (5Mo 28,28).

Gott muss hier nicht notwendigerweise aktiv eingreifen und handeln. Sein Handeln ist in solchen Fällen oft von passiver Art: Er zieht Seinen Schutz und Segen zurück und gibt diesen Menschen oder dieses Volk auf. Er lässt sie ihre eigenen Wege gehen und ernten, was sie gesät haben. Sie ernten die Früchte ihres sündigen Lebens. Der Wahnsinn gottloser Menschen offenbart sich heute in der Form, wie Paulus uns ihn im Römerbrief schildert: 

«Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Die sich für Weise hielten, sind zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüssigen und der kriechenden Tiere. Darum hat Gott sie in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben in die Unreinheit, sodass sie ihre Leiber selbst entehren. Sie haben Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient statt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen. Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen. Und wie sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, hat sie Gott dahingegeben in verkehrten Sinn, sodass sie tun, was nicht recht ist» (Röm 1,21-28).

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