Wenn Gott den Wahnsinn offensichtlich macht (Teil 1)

Gott und die Weltpolitik: Lehren für heute aus Daniel 4.

Macht kann zu einer Droge werden. Politische Macht kann einen Menschen dazu verleiten, selbstverliebt und grössenwahnsinnig zu werden. Nebukadnezar ist von der Machtdroge berauscht. Er ist auf dem Gipfel seiner Macht angelangt. Er regiert als unumstrittener Herrscher ein riesiges Imperium. Er hat Völker und Nationen erobert, und sie alle müssen ihm dienen. Ausserdem ist er ein grossartiger Stadtplaner. Er hat aus Babylon die grösste, die reichste und die beeindruckendste Stadt der Welt gemacht. 

Als Gott ihm durch einen Traum auf spektakuläre Weise die Zukunft offenbart und dann durch Daniel die Deutung des Traumes mitteilt, bekehrt Nebukadnezar sich doch nicht zu Jahwe, dem Gott Israels. Im Gegenteil, er selbst will Gott spielen. Er lässt eine goldene Alternativstatue bauen und erklärt Gott den Krieg. Er will den Verlauf der Geschichte selbst bestimmen. Bei der Einweihungsfeier der goldenen Statue erlebt er jedoch eine Niederlage, eine Blamage vor der gesamten Öffentlichkeit. 

Die drei Freunde Daniels werden in den Feuerofen geworfen und bleiben doch unversehrt. Nebukadnezar ist beeindruckt, aber auch hier bekehrt er sich nicht zu dem wahren und lebendigen Gott. Seine Selbstüberschätzung und Selbstverliebtheit nehmen immer mehr zu. Er ist von seinem Genie und seiner Allmacht überzeugt. Der Gott Israels, der Könige einsetzt und Könige absetzt, der ihn erschaffen und sich ihm offenbart hat, spielt keine Rolle in seinem Leben. Nebukadnezar ist gottlos und seine Gottlosigkeit treibt ihn in den Wahnsinn. 

Wenn man die Geschichte Nebukadnezars liest, staunt man über die Geduld, die Langmut und die Barmherzigkeit Gottes. Gott warnt Nebukadnezar erneut durch einen Traum. Lassen wir ihn selbst davon erzählen: 

«Ich, Nebukadnezar, hatte Ruhe in meinem Hause und lebte zufrieden in meinem Palast. Da hatte ich einen Traum, der erschreckte mich, und die Erscheinungen, die ich auf meinem Bett hatte, und die Gesichte, die ich gesehen hatte, beunruhigten mich. Und ich befahl, dass alle Weisen Babels vor mich gebracht würden, damit sie mir sagten, was der Traum bedeutete. Da brachte man herein die Zeichendeuter, Weisen, Wahrsager und Sternkundigen, und ich erzählte den Traum vor ihnen; aber sie konnten mir nicht sagen, was er bedeutete, bis zuletzt Daniel vor mich trat, der Beltschazar heisst nach dem Namen meines Gottes und der den Geist der heiligen Götter hat. Und ich erzählte vor ihm den Traum» (Dan 4,1-4).

Zwei Dinge fallen hier auf. Erstens, der König ruft immer noch seine Zeichendeuter und Wahrsager zu sich, obwohl er bereits die Erfahrung gemacht hat, dass der Gott Daniels allein zuverlässig Träume offenbaren und die Zukunft offenlegen kann. Er hält an seinem Okkultismus und am Götzendienst fest. Er zögert, Daniel zu sich zu rufen. Erst als offensichtlich wird, dass er ohne ihn nicht auskommt, lässt er ihn holen. Zweitens, er betont, dass Daniel Beltschazar heisst, nach dem Namen seines Gottes. Nebukadnezar hält immer noch an seinem Vielgötterglauben und an seinen Götzen fest und dient ihnen. Schliesslich kommt Daniel, und der König erzählt ihm seinen Traum.

«Da entsetzte sich Daniel, der auch Beltschazar heisst, eine Zeit lang, und seine Gedanken beunruhigten ihn. Aber der König sprach: Beltschazar, lass dich durch den Traum und seine Deutung nicht beunruhigen. Beltschazar fing an und sprach: Ach, mein Herr, dass doch der Traum deinen Feinden und seine Deutung deinen Widersachern gelte! Der Baum, den du gesehen hast, der gross und mächtig wurde und dessen Höhe an den Himmel reichte und der zu sehen war auf der ganzen Erde, dessen Laub dicht und dessen Frucht reichlich war, sodass er Nahrung für alle gab, unter dem die Tiere des Feldes wohnten und auf dessen Ästen die Vögel des Himmels sassen – das bist du, König, der du so gross und mächtig bist; denn deine Macht ist gross und reicht bis an den Himmel und deine Gewalt bis ans Ende der Erde. Dass aber der König einen heiligen Wächter gesehen hat vom Himmel herabfahren, der sagte: ‹Haut den Baum um und zerstört ihn, doch den Stock mit seinen Wurzeln lasst in der Erde bleiben; er soll in eisernen und ehernen Ketten auf dem Felde im Grase liegen, und vom Tau des Himmels soll er nass werden und mit den Tieren des Feldes zusammenleben, bis über ihn sieben Zeiten hingegangen sind›; das, König, bedeutet – und zwar erging es als Ratschluss des Höchsten über meinen Herrn, den König –: Man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen verstossen, und du musst bei den Tieren des Feldes bleiben, und man wird dich Kraut fressen lassen wie die Rinder, und du wirst vom Tau des Himmels nass werden, und sieben Zeiten werden über dich hingehen, bis du erkennst, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will. Wenn aber gesagt wurde, man sollte dennoch den Stock des Baumes mit seinen Wurzeln übrig lassen, das bedeutet: Dein Königreich soll dir erhalten bleiben, sobald du erkannt hast, dass der Himmel die Gewalt hat» (Dan 4,16-23).

Kein Wunder, dass Daniel sehr entsetzt und beunruhigt war! Eine schlimmere Demütigung kann man sich für einen König kaum vorstellen. Aber Daniel weiss, wie man das Unheil doch noch abwenden kann und er gibt Nebukadnezar klare Anweisungen dazu: «Darum, mein König, lass dir meinen Rat gefallen und mache dich los und ledig von deinen Sünden durch Gerechtigkeit und von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen, so wird es dir lange wohlergehen» (Dan 4,24).

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