Offenbarung 12 und die Zukunft Israels (Teil 6)

Immer wieder verweisen Veröffentlichungen des «Mitternachtsruf» auf die zukünftige Wiederherstellung Israels. «Doch», werfen Kritiker ein, «das Neue Testament sagt nichts dazu!» – Eine Stellungnahme.

Flüchtet in die Berge

Wie reagiert Gott darauf, dass der Teufel Sein Volk verfolgt? «Und es wurden der Frau zwei Flügel des grossen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste fliegen kann an ihren Ort, wo sie ernährt wird eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, fern von dem Angesicht der Schlange» (Offb 12,14). «Gott greift ein, wenn der Teufel Israel zu verfolgen beginnt.» Gott wird den Überrest auf übernatürliche Weise beschützen, wie der Ausdruck «zwei Flügel des grossen Adlers» deutlich macht. «Der Symbolismus geht zurück auf den Exodus.» Diese beim Exodus verwendete Redewendung (2Mo 19,4; 5Mo 32,10-11) spricht vom Eingreifen Gottes, wenn die Juden Jerusalem und die umliegenden Gebiete verlassen und in Petra Schutz finden werden. Noch einmal, Israels Verfolgung wird dreieinhalb Jahre anhalten.

Der Teufel versucht das jüdische Volk aufzuspüren, aber Gottes Schutz verhindert seine Bemühungen. «Und die Schlange schleuderte aus ihrem Maul der Frau Wasser nach, wie einen Strom, damit sie von dem Strom fortgerissen würde» (Offb 12,15). Der Kontext scheint anzudeuten, dass es eine Metapher für militärisches Handeln ist, wenn aus dem Maul des Teufels der Frau Wasser nachgeschleudert wird. Er sendet seine Armeen aus, um nach dem jüdischen Volk zu suchen. Dies geschieht in der Absicht, die Juden zu vernichten, wie die Redewendung verdeutlicht: «Damit sie von dem Strom fortgerissen würde.» «Da der Ursprung dieses Stroms ein Zeichen ist (das Maul des grossen Drachen), sollte es am besten als eine Redewendung verstanden werden, die die überwältigende militärische Kraft des Widersachers zum Ausdruck bringt. … Mit der Jagd des Drachen auf die Frau setzt das Tier möglicherweise seine Invasion im Land fort. Wenn das stimmt, findet die Flucht der Frau erst statt, nachdem der Gräuel der Verwüstung aufgestellt ist (Mt 24,15). Dann geht die Invasion des Antichristen mit der Verfolgung der Frau weiter.»

Trotz der grossen Bemühungen des Teufels versteckt und beschützt Gott Sein Volk auf wundersame Weise. «Und die Erde half der Frau, und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Maul geschleudert hatte» (Offb 12,16). Da im ganzen 12. Kapitel eine symbolische Sprache zum Einsatz kommt, könnte dieser Vers einfach die Tatsache meinen, dass Gott das zerklüftete und bergige Terrain der Wüste benutzt, um der Vernichtung des jüdischen Überrestes durch den Teufel entgegenzuwirken. Da wir es hier mit dem zweiten Exodus zu tun haben, macht es in meinen Augen jedoch mehr Sinn, dass Gott in der Zukunft ähnlich für Israel handelt, wie Er es während des ersten Exodus bei Korahs Aufstand getan hatte. Damals öffnete sich die Erde und verschluckte die Rebellen. «Und es geschah, als er alle diese Worte ausgeredet hatte, da zerriss der Erdboden unter ihnen; und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie samt ihren Familien und alle Menschen, die Korah anhingen, und all ihre Habe» (4Mo 16,31-32). Morris erklärt, was in der Drangsalszeit passieren wird:

Ein grosser Abgrund wird sich in der Erde auftun, die aufgrund der weltweiten Erdbewegungen in der Drangsalszeit bereits zittert und bebt, und sie werden verschluckt. Ein solches terrestrisches Wunder ist in diesem Zusammenhang absolut passend. Die ganze Situation ist vergleichbar mit der Verfolgung der Kinder Israels durch den Pharao zur Zeit des Exodus, als die ägyptischen Armeen im Roten Meer ertranken.

Morris stellt eine weitere Parallele zum Exodus fest. «So wie die 40 Jahre in der Wüste das Volk Israel damals auf den Eintritt in das Land Kanaan vorbereiteten, werden diese dreieinhalb Jahre in der Wüste sie bereit machen, Christus zu empfangen und in das herrliche Zeitalter des Tausendjährigen Reiches einzugehen.»

Ähnlich wie in den Cartoons mit Coyote und Road Runner – ganz gleich, was Wile E. Coyote auch unternimmt, um Road Runner zu fangen, er schafft es nie, zu gewinnen – so geht es auch dem Teufel und seinen unablässigen Angriffen in der Drangsalszeit auf das Volk Israel. Im vorletzten Vers von Kapitel 12 sehen wir, wie frustriert der Drache über die Frau ist. «Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den Übrigen von ihrem Samen, welche die Gebote Gottes befolgen und das Zeugnis Jesu Christi haben» (Offb 12,17). Der Teufel gibt seine Suche nach den in der Wüste versteckten Juden auf. In seinem Zorn hat er es dann auf andere jüdische Gläubige abgesehen, wie z. B. die auf der ganzen Welt verteilten 144 000 jüdischen Zeugen (Offb 7,1-8; 14,1-3) sowie den geistlichen Samen, zu dem auch nichtjüdische Gläubige zählen können. Wer auch immer dieser Same ist, es sind eindeutig Gläubige, denn sie «befolgen die Gebote Gottes und haben das Zeugnis Jesu Christi». «Da ihn das Eingreifen Gottes bei seiner bösen Absicht der Vernichtung des Volkes behindert, wendet sich der Teufel gegen diese leicht erreichbaren Gläubigen mit doppeltem Zorn.» Walvoord sagt:

«Der Drache ist besonders wütend auf die Menschen des Volkes Israel. … Gegenüber den Israelis, die sich zu Christus als ihrem Messias und Erlöser hinwenden und ein treues Zeugnis bewahren, besteht eine doppelte Feindschaft in dieser kritischen Zeit. Viele von ihnen werden zweifellos den Märtyrertod erleiden, aber andere wie die 144 000 Versiegelten aus Kapitel 7 werden die Zeit überleben.»

Der Wutanfall des Drachen ist das Resultat seines ungestillten Zorns auf die Frau und das männliche Kind, das zum Erlöser der Welt geworden ist. Smith erklärt, dass «die Übrigen oder der Überrest, gemeint sind einzelne Personengruppen, in den folgenden Stellen der Offenbarung vorkommen: 2,24; 3,2; 9,20; 12,7; 19,21; 20,5. Und das stets in einem allgemeinen Sinn, wie eine Untersuchung der vorliegenden Stellen deutlich erkennen lässt.» Hocking argumentiert, dass diese Gruppe von Gläubigen aus Juden und Nichtjuden besteht. «Dieser Ausdruck gilt für jüdische Gläubige in der Drangsalszeit, könnte aber ebenso auch nichtjüdische Gläubige meinen. … Es müssen Gläubige in Jesus Christus sein, entweder Juden oder Nichtjuden. Alle nichtjüdischen Gläubigen gehören zum ‹Samen› Israels. Durch den Glauben sind wir Söhne Abrahams (Gal 3,6-9).» Morris glaubt, dass der Same andere jüdische Gläubige sein werden:

«In jedem Fall wird es eine beträchtliche Zahl von Israelis geben, die weiterhin in Jerusalem und anderen Landesteilen leben werden. Auch von ihnen ist in einer Reihe von biblischen Prophezeiungen die Rede. Zudem wird es viele Israelis in anderen Staaten geben, die in den Prophezeiungen ebenfalls eingeschlossen sind. Sie alle werden in der Endzeit schwere Verfolgungen zu ertragen haben, weil sie Juden sind und das Malzeichen des Tieres nicht angenommen haben.»

 

Schlussfolgerung

Im Neuen Testament finden sich nicht nur Hinweise auf die Zukunft Israels, auch das zukünftige Schicksal des Volkes wird in Offenbarung 12 und anderen Passagen des letzten Bibelbuches detailliert beschrieben. Wie ich bereits zu Beginn des Kapitels angemerkt habe, gibt es viele neutestamentliche Stellen wie Offenbarung 12, die Israel als einen Teil des zukünftigen Planes Gottes mit der Geschichte darstellen. Nichts im Neuen Testament weist auch nur ansatzweise darauf hin, dass Gott Israel durch die Gemeinde ersetzt hat. Wenn uns bewusst ist, dass Israel wieder zu einer Nation geworden ist (1948), heute aber weitgehend im Unglauben gegenüber Christus lebt und sich mittlerweile fast die ganze Welt gegen Israel gestellt hat, fällt es nicht schwer, zu erkennen, dass der Herr die Bühne für die Ereignisse der Drangsalszeit bereitet, die sich gegen die von ihm geliebte Nation richten. Es werden heutzutage viele Vergleiche angestellt zwischen den Zuständen in der muslimischen Welt und der antijüdischen Einstellung der Nazis in den 1930ern.65 Letzten Endes lehrt uns Offenbarung 12, dass es ein Kampf zwischen Gott und dem Teufel ist, dessen Auswirkungen auf den Bereich der Schöpfung zukünftig sichtbar werden.

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