Offenbarung 12 und die Zukunft Israels (Teil 4)

Immer wieder verweisen Veröffentlichungen des «Mitternachtsruf» auf die zukünftige Wiederherstellung Israels. «Doch», werfen Kritiker ein, «das Neue Testament sagt nichts dazu!» – Eine Stellungnahme.

Petra: der zweite Exodus

«Und die Frau floh in die Wüste, wo sie einen von Gott bereiteten Ort hat, damit man sie dort 1260 Tage lang ernähre» (Offb 12,6). Viele Bibelausleger verlegen dieses Ereignis in die Mitte der Drangsalszeit und nennen es den zweiten Exodus (s. auch Mt 24,15-22). Gott wird sich auf wundersame Weise um den jüdischen Überrest kümmern, ähnlich wie Er es während des 40 Jahre dauernden Exodus getan hat. «Er hat in der Wüste einen Ort für Sein Volk vorbereitet – wo Er es beschützt und versorgt in den schrecklichen Tagen der Drangsalszeit, die für Israel viel Leid bereithalten.» «Die zukünftige Flucht Israels zu einem sicheren Ort in der Mitte der 70. Woche ist die beste Möglichkeit, die Prophezeiung dieser Vision zu verstehen», erklärt Thomas. Obschon wir uns nicht hundertprozentig sicher sein können, wo dieser Ort in der Wüste ist, ist die alte Festungsstadt Petra im Südwesten Jordaniens doch am wahrscheinlichsten. Einige alttestamentlichen Stellen nennen die Gegend Bozra (Jes 34,1-7; 63,1-6; Jer 49,13-14; Mi 2,12-13; Hab 3,3) wegen dem Ort, der nahe der Stadt Petra liegt.

Arnold Fruchtenbaum sagt über Petra:

«Petra liegt in einem Tal im Gebirge Seir und ist vollständig umgeben von Bergen und Klippen. Der einzige Weg in die Stadt hinein und wieder heraus ist ein enger Korridor, der etwa anderthalb Kilometer lang ist und nur zu Fuss oder mit dem Pferd passiert werden kann. Das bedeutet, die Stadt lässt sich einfach verteidigen. … Petra ist wie eine riesige Schafhürde geformt, mit einem schmalen Durchgang, der sich zu einem geräumigen, von Klippen umgebenen Kreis hin öffnet. … Die Stadt Bozra im Gebirge Seir liegt im alten Edom oder im südlichen Jordanien. Da sich dieses Gebiet der Herrschaft des Antichristen entzieht, bietet es sich für die Juden an, an diesen Ort zu fliehen. Gott wird dem flüchtenden Überrest eine Zufluchtsstätte ausserhalb des Einzugsbereiches des Antichristen geben.»

Zur Mitte der Drangsalszeit werden sich dort offensichtlich genug jüdische Gläubige einfinden, die die Warnung Jesu ernst genommen haben: «Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte stehen seht (wer es liest, der achte darauf!), dann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist» (Mt 24,15-16, s. auch Mk 13,14). Der Dienst der zwei Zeugen in Offenbarung 11 in der ersten Hälfte der 70. Woche Daniels wird Wirkung zeigen und viele Juden zum Glauben an den Messias Jesus führen (s. Offb 11,13). «Jetzt muss die Flucht der Frau in Übereinstimmung mit den Symbolen ausgelegt werden, und es wird deutlich, dass nicht ein Überrest … sondern die Nation Israel selbst in die Wüste flieht», sagt Allen.

«Die Vorbereitung geht der Flucht voran, sodass der Ort bei der Ankunft bereitet ist.» Das Perfekt im Griechischen deutet an, dass Gott diesen Ort schon seit geraumer Zeit vorbereitet hat. Das stützt die Sicht, dass wahrscheinlich Petra gemeint ist. Fruchtenbaum sagt: «Gott hat den Ort in der Wüste im Voraus vorbereitet, was auf einen absolut passenden und schon existierenden Zufluchtsort schliessen lässt.» So wie Jesus sagte, Er würde einen Ort im Haus des Vaters (im Himmel) bereiten, hat der Herr für Israel einen Ort vorbereitet, an den es in der zweiten Hälfte der Drangsalszeit fliehen kann und «1260 Tage lang» Schutz findet (Offb 12,6). Zur Vorbereitung des Herrn könnte die einzigartige Entstehung der Gegend von Petra bei der Schöpfung und der Flut Noahs zählen, als diese Gebirgskette geformt wurde. Smith sagt: «So wie beim Aufenthalt in der Wüste in den Tagen Moses wird Israel in der Zukunft zweifelsohne auf wundersame Weise verpflegt.» John MacArthur bemerkt: «Wo auch immer ihr Versteck sein wird, Gott wird sie verpflegen und verteidigen (vgl. V. 14-16), so wie Er es für ihre Vorfahren während der 40-jährigen Wüstenwanderung tat.» Manche nennen es Israels zweiten Exodus, da sie vom Herrn in die Wüste geführt werden, wo sie ohne Sein übernatürliches Eingreifen normaler- weise umkommen würden.

Offenbarung 12,6 scheint zu der alttestamentlichen Lehre zu passen, dass Israel zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Drangsalszeit in der Wüste versteckt und beschützt wird. So zum Beispiel in Jesaja 26,20–27,1: «So geh nun, mein Volk, in deine Kammern und schliesse die Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergegangen ist! Denn siehe, der Herr wird von seinem Ort ausgehen, um die Bosheit der Erdenbewohner an ihnen heimzusuchen; und die Erde wird das auf ihr vergossene Blut offenbaren und die auf ihr Erschlagenen nicht länger verbergen. An jenem Tag wird der Herr mit seinem harten, grossen und starken Schwert den Leviathan heimsuchen, die flüchtige Schlange, ja, den Leviathan, die gewundene Schlange, und er wird das Ungeheuer töten, das im Meer ist.» 

Jesaja 24–27 ist bekannt als die Apokalypse des Jesaja, die das letzte Gericht des Herrn über die Nationen beschreibt. Diese Stelle spricht eindeutig von der Drangsalszeit und entspricht Offenbarung 12. Das jüdische Volk bleibt in seinem Versteck, bis der Zorn vorüber ist, und die Stelle endet mit dem Gericht über den Leviathan, der ein weiteres Symbol für den Teufel ist. Ein ähnliches Bild finden wir in der Analogie von Hosea und seiner Frau Gomer, die man mit dem Herrn und Israel vergleichen kann. «Darum siehe, ich will sie locken und in die Wüste führen und ihr zu Herzen reden» (Hos 2,16). Die Nation Israel wird in die Wüste gehen und der Herr wird sie für sich zurückgewinnen. «Israel wird wieder in die Wüste gelockt (in das Land Edom und die Stadt Bozra)», beobachtet Fruchtenbaum, «wo Gott um sie werben wird, und wenn sie darauf reagiert, bekommt sie alle ihre Weinberge zurück.»

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