Die Offenbarung des Lammes Gottes (Teil 1)

Für viele bleibt die Offenbarung mit ihren zahlreichen Symbolen ein unwiderruflich und siebenfach versiegeltes Buch. Der Mittelpunkt ist ohne Frage Christus als das siegende Gotteslamm, was aber die bildhafte Sprache um Ihn herum bedeutet, wird von den klügsten Köpfen der Gemeinde unterschiedlich gedeutet. Auch der Gründer des Mitternachtsruf hat sich an einer Interpretation gewagt und legt in dieser Serie mithilfe seiner umfassenden Bibelkenntnis dar, worum es im Detail gehen könnte.

Die Offenbarung ist die «Offenbarung Jesu Christi» (Offb 1,1). Sie enthüllt also die Person Jesu Christi, und Er allein ist der Inhalt der Zukunft! Im Griechischen, der Sprache, in der das Neue Testament geschrieben ist, steht für «Offenbarung» der Ausdruck «Apokalypse» (apokalypsis). Von der Offenbarung Jesu Christi lesen wir auch in 1. Korinther 1,7: «und wartet nur auf die Offenbarung unsers Herrn Jesu Christi.» Da wird dasselbe griechische Wort gebraucht, ebenso in 2. Thessalonicher 1,7: «Wenn nun der Herr Jesus wird offenbart vom Himmel.» Das gleiche sagt auch 1. Petrus 1,7: «… wenn nun offenbart wird Jesus Christus.» Im selben Kapitel sagt Petrus in Vers 13: «… die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi.» Der Herr Jesus braucht diesen Ausdruck in Lukas 17,30 ebenfalls: «… wenn des Menschen Sohn soll offenbart werden.» Dies alles sind gleichlautende Bezeichnungen für die Offenbarung beziehungsweise Enthüllung Jesu Christi. 

Das letzte Buch der Bibel ist das einzig völlig prophetische Buch des Neuen Testamentes und schliesst eng an die Propheten des Alten Testamentes an, wobei es ihre Botschaft erweitert und vertieft, zumal die höchste Erfüllung aller biblischen Prophetie in der Offenbarung im Mittelpunkt steht. Was ist denn die höchste Erfüllung biblischer Prophetie? Nicht etwa ein Volk oder gar Völker und auch nicht Ereignisse, sondern eine Person: Jesus Christus! So steht das Lamm Gottes im Zentrum der Offenbarung. Es ist daher auch sehr bedeutsam, den Ausdruck «Lamm» zu beachten. Das Lamm zeigt uns den Sohn Gottes in Seinem Werk am Kreuz von Golgatha. Merkwürdig und wunderbar zugleich ist, dass wir in der Offenbarung eine siebenfache Entfaltung des Wesens und Werkes des Lammes finden. Das will nicht heissen, dass das Lamm nur siebenmal erwähnt wird. Nein, das Lamm wird in der Offenbarung achtundzwanzigmal erwähnt – das ist vier mal sieben! Die siebenfache Entfaltung des Wesens und Werkes des Lammes ist dargestellt durch:

Erstens, das Blut des Lammes. «Und da es [das Lamm] das Buch nahm, da fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm […] und sie sangen ein neues Lied und sprachen: Du […] bis erwürgt und hast uns Gott erkauft mit Deinem Blut» (Offb 5,8.9). In Kapitel 7,14 finden wir diesen Gedanken ebenfalls: «Diese sind’s, die gekommen sind aus grosser Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes.» und noch einmal in Kapitel 12,11: «Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut.»

Zweitens, das Lebensbuch des Lammes. Dieses wird in der Offenbarung zweimal erwähnt: «Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist, von Anfang der Welt» (Offb 13,8). «Und es wird nicht hineingehen irgendein Gemeines und das da Gräuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes» (Offb 21,27). 

Drittens, die Apostel des Lammes. Davon lesen wir in Offenbarung 21,14: «Und die Mauer des Stadt [des neuen Jerusalems] hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die Namen der zwölf Apostel des Lammes.»

Viertens, die Braut des Lammes. Sie wird in Offenbarung 21,9 erwähnt: «Komm, ich will das Weib zeigen, die Braut des Lammes.»

Fünftens, die Hochzeit des Lammes. «Lasset uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben. Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet» (Offb 19,7).

Sechstens, der Thron des Lammes. In Offenbarung 22,3 steht: «Und es wird kein Verbanntes mehr sein; und der Thron Gottes und des Lammes wird darin sein; und seine Knechte werden ihm dienen.»

Siebtens, der Zorn des Lammes. «Und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes» (Offb 6,16). Dieser Zorn des Lammes wird für die ganze Welt schrecklich sein. 

Wir sehen also: Die zentrale Botschaft des Buches der Offenbarung ist die Enthüllung des Lammes Gottes. Das ist ja der eigentliche Zweck der ganzen Bibel. Sie ist geschrieben und uns gegeben worden, damit wir Jesus Christus erkennen, denn das ist das ewige Leben. In diesem Zusammenhang wird auch klar, dass in der Offenbarung diejenigen angeredet werden, die dem Lamm zugehörig sind: erkauft durch Sein kostbares Blut. Als Adressaten werden zunächst Seine Knechte erwähnt: «Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll» (Offb 1,1). Sodann die sieben Gemeinden: «Johannes den sieben Gemeinden in Asien […] und was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es zu den Gemeinden in Asien» (Offb 1,4.11). Dabei ist zu bedenken, dass die Kapitel 2 und 3 an sieben örtliche Gemeinden gerichtet sind. Und am Schluss des Buches sagt der Herr Jesus selbst: «Ich Jesus habe gesandt meinen Engel, solches euch zu bezeugen an die Gemeinden» (Offb 22,16).

Wir dürfen die Offenbarung nicht vernachlässigen, denn sie gibt einen gewaltigen prophetischen Überblick über die ganze neutestamentliche Heilsgeschichte: vom Kommen Jesu Christi auf Erden bis zu Seinem höchsten Triumph; bis zum neuen Himmel und der neuen Erde. 

Der Verfasser der Offenbarung ist Johannes, der Jünger also, «welchen Jesus liebhatte» (Joh 13,23). Nach Offenbarung 1,9 war er auf der Insel Patmos verbannt (einer kleinen Insel im Ägäischen Meer), und zwar um des Wortes Gottes willen.

Im Laufe dieser Auslegungsserie wollen wir doch mit betendem und einfältigem Herzen hören, was der Herr uns sagt, und sehen, was Er uns zeigt!

Wim Malgo (1922–1992) absolvierte seine theologische Ausbildung in Beatenberg, Schweiz, gründete das Missionswerk Mitternachtsruf und war weltweit als Evangelist und Verkündiger der biblischen Prophetie tätig.
Zurück