Auf die Mitte kommt es an (Teil 1)

Wer Jesus zum Dirigenten seines Lebens macht, steht auf der sicheren Seite, jetzt und in Ewigkeit.

Mit knapp 360.000 Einwohnern ist «Bezirk Mitte» der zentrale Bezirk der deutschen Bundeshauptstadt Berlin, wo insgesamt 3.5 Millionen Menschen leben. «Bezirk Mitte» ist der Verwaltungsbezirk von Berlin und Sitz des Bundestags, des Bundesrats und der Bundesregierung. Von dieser Mitte aus wird Deutschland regiert, ein Land mit einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen. Auch das Christentum hat eine Mitte, das ist der Herr Jesus, und Er will uns von Seiner Mitte aus regieren. Leider aber wird Er immer wieder an den Rand gedrängt, weil viele Christen nach ihren eigenen Bestimmungen leben wollen. Er darf höchstens die erste Geige spielen, aber nicht der Dirigent sein.

Was es jedoch ganz praktisch bedeutet, wenn der Herr Jesus die Mitte ist und wir Ihm nicht nur eine Rolle in unserem Leben geben, sondern Ihm unser ganzes Leben übergeben, zeigen die Evangelien und zuletzt die Offenbarung.

In Lukas 2,46 begegnen wir dem Herrn Jesus als dem Lernenden: «Und es geschah, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzend mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie befragte.»

Vor einiger Zeit lobte ich ein Kind für etwas. Seine Antwort lautete darauf: «Ja, ich gehe ja auch schon in den Kindergarten.» Das ist gut, aber noch lange nicht das Ende. Selbst Jesus Christus hatte es als Menschensohn nötig, unterrichtet zu werden und zu lernen. Dieses Ereignis aus Seiner Kindheit will uns darauf aufmerksam machen (Hebr 5,8). 

Jesus entwickelte sich körperlich, Er musste zum Beispiel laufen lernen. Jesus entwickelte sich geistig, Er musste zum Beispiel sprechen lernen. Und Jesus entwickelte sich geistlich, Er musste zum Beispiel die Thora lernen. Hier können wir nun anbeten ob der wahren Menschwerdung des ewigen Sohnes Gottes!

Unser Herr wuchs heran und lernte dazu: «Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen» (Lk 2,52). Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang die Frage, ob wir noch danach ausgestreckt sind, in der Erkenntnis Gottes zu wachsen, oder ob wir uns mit dem Stand begnügen, in dem wir stehen. Petrus sagte: «Wachst dagegen in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus!» (2.Petr 3,18). Dies war auch das grosse Anliegen des Apostels Paulus. Für die Gläubigen flehte er Tag und Nacht zum Herrn, «dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch den Geist der Weisheit und Offenbarung gebe in der Erkenntnis seiner selbst» (Eph 1,17), und «damit ihr des Herrn würdig wandelt und ihm in allem wohlgefällig seid: in jedem guten Werk fruchtbar und in der Erkenntnis Gottes wachsend» (Kol 1,10). 

Wo Jesus Christus die Mitte ist, da streckt man sich aus nach tieferer Erkenntnis, denn das bewirkt der Heilige Geist in uns. Ihn erkennen wir in Seinem Wort, wo Er sich offenbart. Jemand schrieb im Jahr 2006 einmal im ideaSpektrum: «Glauben wir alles, was in der Zeitung steht? Nein! Glauben wir alles, was in der Bibel steht? Ja! Und warum lesen wir dann so viel Zeitung?»

In Johannes 1,26 begegnen wir Jesus Christus als dem Unbekannten: «Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt.» Dies meinte Johannes der Täufer im Sinne von: «den ihr noch nicht kennt», oder: «mit dem ihr nicht vertraut seid».

2011 berichtete pro, das christliche Medienmagazin von einer Befragung, die im Auftrag des MDR-Fernsehens durchgeführt wurde. Das Ergebnis lautete, dass in Ostdeutschland für nur etwa 20 Prozent der Menschen Himmelfahrt und Pfingsten eine religiöse Bedeutung hatten und in Westdeutschland für ungefähr 35 Prozent. Anfang März dieses Jahres liess die Frauenzeitschrift Lisa eine repräsentative Befragung unter 20 bis 29 Jährigen durchführen. 15 Prozent der Befragten meinten, dass Ostern das Geburtsfest Jesu sei. 9 Prozent wussten gar nichts vom christlichen Hintergrund des Festes. Und 3 Prozent «glaubten sogar, dass Jesu Hochzeit der Anlass von Ostern sei», schreibt kirchensite.

Die grösste Not der meisten Menschen ist, dass sie Jesus, wenn überhaupt, nur theoretisch kennen, durch die Kirche, durchs Elternhaus, durch die Sonntagsschule, Konfirmation, aber sie kennen Ihn nicht persönlich, sie sind nicht mit Ihm vertraut. Er ist zwar da und ihrem Herzen nah, aber sie kennen Ihn nicht.

Persönlich lernt man den Herrn dadurch kennen, dass man sich, wenn man von Ihm berührt ist, bewusst zu Ihm hinwendet und Ihm sein Leben übergibt. Kürzlich rief mich ein Schweizer aus Brasilien an. Er stammt aus Basel und lebt mittlerweile 12 Jahre in Brasilien. Er war Kirchenchrist und hatte eine Brasilianerin kennengelernt, mit der er nach Brasilien zog. Irgendwie erhielt er unser deutsches Gratisbuch Warum es sich lohnt, Christ zu sein. Er packte es ein und nahm es mit nach Brasilien. Später ging er durch ziemliche Krisen … In dieser Zeit erinnerte er sich an das Büchlein, kramte es hervor und begann darin zu lesen, legte es weg, las es nochmals und dann noch einmal. Dann kam der Punkt, an dem er sich sagte: «Jetzt muss ich das tun, was in diesem Buch steht», und er rief den Namen des Herrn Jesus an. Nun ist er seit einigen Jahren christlich sehr engagiert. Der Unbekannte wurde für Ihn zum Bekannten.

In Lukas 4,30 begegnen wir dem Herrn Jesus als dem Unantastbaren: «Er aber ging mitten durch sie hindurch und zog weiter.» Zuvor war Jesus Christus in die Synagoge von Nazareth gegangen. Dort hatte Er aus dem Buch Jesaja vorgelesen und betont, dass sich diese Schrift heute durch Ihn erfüllt habe. Doch Er stiess dabei auf Unglaube und Ablehnung: «Ist dieser nicht der Sohn Josephs?» (V 22). Er sprach davon, wie Gott die Heiden annahm, wie die Witwe von Zarpat zur Zeit Elias und den syrischen Hauptmann Naeman zur Zeit Elisas, während Israel leer ausging. Darauf wurden alle mit Zorn erfüllt, stiessen Ihn zur Stadt hinaus und wollten Ihn den Berg hinabstürzen.

Der Herr Jesus war nicht der Willkür der Menschen unterworfen, sondern der Führung des Vaters im Himmel. Niemand konnte Ihm etwas anhaben, in Seiner Göttlichkeit behielt Er die Macht. «Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen» (Joh 10,18). Als dann allerdings Seine Stunde kam, da begab Er sich willig in sie hinein: «Vater, nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.»

Ist die Gemeinde dem Schicksal ausgeliefert? Der Willkür der Menschen? Oder hat Gott mit einem jeden Seiner Kinder einen besonderen Plan? Jesus selbst hat alles in der Hand. Er ist die Mitte und deshalb sollten wir auch Ihm das Zentrum überlassen. Der Herr bewahrt, beschützt, heilt, versorgt. Aber da, wo es Seinem Plan entspricht, lässt Er Unglück, Krankheit und mancherlei Anfechtung zu, doch nie sinnlos. Sowohl das Glück als auch das Unglück erfüllen einen Plan. Es ist jeweils eine Botschaft für andere, ein Schauspiel für die Engel, eine Antwort für den Teufel und seine Dämonen, und es dient zur Ehre und Verherrlichung Seines Namens und uns zum Besten, zur Krone und zum Triumph für den Tag Jesu Christi, wenn Er wiederkommt und uns zu sich nimmt.

In Markus 5,30 begegnen wir dem Herrn Jesus als dem Kraftvollen: «Jesus aber, der in sich selbst erkannt hatte, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war, wandte sich sogleich inmitten der Menge um und sprach: Wer hat mein Gewand angerührt?»

Der Herr befand sich mitten in einer Menschenmenge auf dem Weg in die Synagoge des Jairus. Dieser hatte ein im Sterben liegendes Töchterlein, und er hatte Jesus gebeten, es zu heilen. Mitten in dieser Menschenmenge und mitten auf diesem Weg war da eine kranke Frau die sich von hinten an den Herrn heranschlich, um Ihn zu berühren, denn sie dachte: «Wenn ich nur sein Gewand anrühre, so werde ich geheilt!» (Mk 5,28).

Der Herr Jesus merkte, dass eine Kraft von Ihm ausgegangen war, blieb stehen, wandte sich um und fragte: «Wer hat mein Gewand angerührt?» Darauf antworteten die Jünger: «Du siehst, wie das Volk dich drängt, und sprichst: Wer hat mich angerührt?» (Mk 5,31). Dann trat die Frau hervor, sagte Ihm die ganze Wahrheit und Jesus antwortete: «Tochter, dein Glaube hat dich gerettet! Geh hin im Frieden und sei von deiner Plage gesund!» (Mk 5,34).

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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