Israel im Kreuzfeuer von Gog und Magog Teil 2

Hesekiel 38 und 39 prophezeit den Einfall von Gog und Magog und Verbündeten in das Land Israel und Gottes Rettung auf diesen Angriff hin. Wer ist Gog und Magog und was hat diese Weissagung aus alter Zeit heute zu bedeuten?

Ein Beispiel aus der Heiligen Schrift: In 5. Mose 12,9-11 erklärt Gott, dass der Ort der Anbetung erst gebaut wird, wenn Ruhe und Frieden im Land Israel herrschen. Diese Ruhe wurde durch König David geschaffen. Allerdings handelte es sich hierbei um eine Ruhe, für die David mit seinen Armeen unentwegt kämpfen musste. Hätten Davids Heere nicht in ständiger Bereitschaft gestanden und die Grenzen bewacht, hätte es bei all den Feinden ringsum auch keine Ruhe und keinen Frieden gegeben. Natürlich ist es Gott, der über allem wacht, aber Er gebrauchte damals die militärische Kraft Davids, von der dann Salomo profitierte. Dies sehen wir in gewisser Weise auch heute. Israels Armee und Geheimdienste mussten und müssen kämpfen, um die Ruhe und Sicherheit im Land aufrechtzuerhalten. Wenn wir nun Israel mit der Region vergleichen, lebt das jüdische Volk in einer erstaunlichen Ruhe und Sicherheit. Geschaffen wurde dies durch eine starke Armee und ständige Bereitschaft. Doch eines muss uns klar sein: Von heute auf morgen kann diese Ruhe vorbei sein.

Die Schlacht von Gog und Magog wird auf den Bergen Israels stattfinden (Hes 38,7-9) – was ein Ausdruck für das ganze Land Israel selbst sein kann. In biblischer Zeit umfassten die Berge Israels im engeren Sinne aber vor allem das Gebirge Judäas und Samarias. Heute steht dieses Gebiet unter palästinensischer Autonomie. Wenn wir den Text also buchstäblich verstehen, dann würde die feindliche Invasion vor allem über die heutigen Palästinensergebiete kommen.

Wenn wir die Region betrachten, aus der Gog und Magog und Verbündete hauptsächlich kommen sollen, kristallisieren sich drei Völker heraus, die heute eine führende Rolle spielen oder spielen wollen: Erstens, der Iran. Die politische Führung des Landes strebt danach, eine Atommacht zu werden. Sie ist die lauteste Stimme in der islamischen Welt, die öffentlich zur Vernichtung Israels aufruft. Der Iran tritt auch immer dominanter in den Krisenherden des Nahen Ostens auf – im Irak, in Syrien, im Libanon. Und aufgrund des Konflikts in Syrien stehen die Iraner nun an Israels Nordgrenze; und sie haben nicht vor, diese Position zu verlassen. Als Gegenpol zum Konkurrenten Saudi-Arabien mit seinen Verbündeten spielt der Iran deshalb eine wichtige politische Rolle in der Region. Hieran sehen wir auch die Spaltungen, die in der islamischen Welt vorherrschen.

Zweitens, die Türkei. Sie verlangt zurück nach alter Herrlichkeit, nach der Zeit der Sultane und des Osmanischen Reiches. Diese Sehnsucht prägt heute das Verhalten des türkischen Präsidenten Erdogan. Zwar demokratisch gewählt, reisst er mit nationalistisch-islamistischen Parolen die ganze Macht immer mehr an sich und entwickelt sich zum Alleinherrscher. Der Weg zur Diktatur scheint nicht mehr weit. Durch Mittel der Angst und Langzeitinhaftierungen werden Andersdenkende und jede Gegenstimme mundtot gemacht. Die Parallelen zur Machtergreifung der deutschen Nationalsozialisten von einst sind erschreckend. Erdogans Aussagen sind oft anti-israelisch und er ruft unverblümt zur Befreiung Jerusalems von den Ungläubigen auf. Die moderne Türkei unter seinem Regime will eine Koalition mit dem Iran, um so die massgebende Macht in der islamischen Welt zu werden.

Drittens, Russland. Auch Russland möchte zu alter Stärke zurückkehren und eine Weltmacht werden. Mit Geschick und List etabliert sich Präsident Putin als der starke Mann. Kritische Journalisten und politische Gegner werden eliminiert. Die staatliche Propaganda stützt auf Stolz und Nationalismus. Seit einiger Zeit schon baut Russland sich selbst zu einer modernen militärischen Macht auf. Das Land hat auch eine wichtige Rolle im Krieg in Syrien übernommen, indem es sich aktiv hinter Assad und seine Armee stellt. Wie der Iran ist Russland an Israels Nordgrenze erschienen, um zu bleiben. Inzwischen haben die Russen mehrere Stützpunkte und einen Militärhafen in Syrien errichtet.

Eine Koalition aus dem Süden wird negativ auf den Angriff der Nordkoalition reagieren: Saba, Sedan und die Kaufleute von Tarsis, die als junge Löwen bezeichnet werden (Hes 38,13). Diese Formulierung beschreibt Machthaber, die nicht wirklich mächtig sind. Eine solche Koalition des Südens würde zu Saudi-Arabien und den Golfstaaten passen. Einige Ausleger sehen in den Kaufleuten von Tarsis ein Bild für Europa.

Es ist jedenfalls interessant zu sehen, dass Saudi-Arabien, das lange die tonangebende israelfeindliche Macht war, heute politisch und wirtschaftlich die Nähe zu Israel sucht. Saudi-Arabien scheint Israel sogar als Verbündeten gewinnen zu wollen. Dahinter steht natürlich das Kalkül der Machterhaltung, da im Norden eine Koalition entsteht, die eine Gefahr für den ganzen Nahen Osten ist.

Diese Südkoalition redet gegen Gog und Magog und Verbündete, doch sie handelt nicht (V. 13). Sie brüllt, aber greift nicht an. Das ist in der modernen Politik wohlbekannt. Gerade Europas führende Männer und Frauen reden viel und tun wenig. Und diejenigen in hoher Position, die etwas unternehmen, werden kritisiert. Dieses Reden ohne Handeln ist ein Zeichen von Hilflosigkeit, Kraftlosigkeit und vielleicht auch von einer gewissen Ahnungslosigkeit.

Nathanael Winkler absolvierte seine theologische Ausbildung in Deutschland. Er spricht fliessend Hebräisch. Sein Aufgabenschwerpunkt ist die breitgefächerte Israelarbeit des Missionswerkes und die grosse Jugend- und Kinderarbeit der Gemeinde Mitternachtsruf.
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