«Er sah die Schwierigkeiten aus der göttlichen Perspektive»

Stephan Beitze über den Mut, das zu tun, wozu der Herr einen gerufen hat, über das Vorbild Kalebs, die «Riesen» in unserem Leben, völliges Gottvertrauen und den Unterschied zwischen fleischlichem Perfektionismus und geistlichem Sieg.

Ein Interview mit Stephan Beitze

Du hast ein Buch über die biblische Person Kaleb geschrieben. Wer war er überhaupt?

Er war der Kamerad von Josua, einer der zwölf Kundschafter, die Mose nach Kanaan schickte.

Die Bibel gibt nur wenige, aber aussagekräftige Informationen über ihn weiter. Wie bist du darauf gekommen, ein ganzes Buch über ihn zu schreiben?

In meiner Stillen Zeit nehme ich gerne biblische Stellen oder Personen durch, denen man ansonsten nicht so grosse Aufmerksamkeit widmet. So vergehen manchmal Monate, indem ich jedes Detail studiere und vertiefe. Das, was ich dabei lerne, schreibe ich für mich selber auf. Daraus werden dann Botschaften für die Gemeinde, für Einsätze, Freizeiten oder auch Konferenzen. Da wir im Verlag Mitternachtsruf immer wieder neue Bücher herausgeben, wurde es gut gefunden, diese Studien als Buch zu veröffentlichen.

Welche Eigenschaft Kalebs hat dich am meisten beeindruckt?

Vor allem sein völliges Gottvertrauen. Trotz der vielen Feinde, der hohen Mauern der einzunehmenden Städte, der Riesen und dann selbst des Unglaubens und der Lynchversuche des eigenen Volkes stützte er sich auf die Verheissungen Gottes. Er sah die Schwierigkeiten aus der göttlichen Perspektive und ging sie in der Kraft des Herrn an.

Dein Buch ist ja nicht bloss die Biografie einer historischen Gestalt. Warum ist es für die Gemeinde des Herrn Jesus wichtig und welchen geistlichen Gewinn können wir aus dem Studium von Kalebs Leben ziehen?

Genauso wie damals Israel stehen auch wir beständig im Kampf (vgl. Eph 6). Es geht darum, Feindesgebiet einzunehmen, Christen, die in der «Wüste der Welt oder des Fleisches» leben, zu einem siegreichen Leben zu führen und die Fülle der Werke zu tun, zu denen wir geschaffen sind (Eph 2,10). Das wirklich erfüllte Leben findet ein Christ nur, wenn er dort ist und das tut, was Gott für ihn vorbereitet hat. Wer dazu ein Ja hat, kann auch andere ermutigen, diesen Schritt zu wagen.

Gibt es einen Bereich oder eine Sache, wo Kaleb dich ganz persönlich herausgefordert und angesprochen hat?

Ja, eigentlich in allem, was ich niedergeschrieben habe. Immer wieder hat das Wort und das Vorbild Kalebs mich neu herausgefordert oder ermutigt. Es gab schwierige Aufgaben und sogar Angriffe von Personen, die ich getrost mit dem Herrn angehen oder ertragen konnte. Die einzige Frage war immer: Bin ich dort, wo der Herr mich haben will? Dann wird Er auch mit mir sein, trotz der «Riesen», die sich aufmachen wollen. Manchmal stecken diese Riesen auch in der eigenen alten Natur. Auch da durfte ich mit dem Herrn wunderbare Siege erreichen.

Viele Gläubige verwechseln den geistlichen Sieg mit fleischlicher Perfektion. Kannst du einen Tipp geben, wie wir dies im Alltag auseinanderhalten und in der richtigen Haltung vorgehen?

Der fleischliche Perfektionist ist nie mit sich selber zufrieden und hat bei anderen immer etwas auszusetzen und verletzt so viele in seinem Umkreis. Bei dem, was er macht, sucht er meistens die eigene Ehre oder persönliche Verwirklichung. Aber ein Christ, der überwältigt ist von Gottes Werk und der von Ihm zu einem Dienst berufen ist, wird versuchen unter der Leitung des Herrn und mit Seiner Kraft und Weisheit das Beste zu tun. Wenn er etwas sieht, was nicht gut ist, verbringt er die Zeit nicht mit Kritik, sondern ist bereit, sich selbst mit Freude und Demut einzubringen. Es ist kein Zwang, sondern ein freudiger Dienst. Den Unterschied sieht man auch an der Frucht, die die verschiedenen Arten des Handelns bringen.

Was wünscht du dir für Gläubige, wenn sie dein Buch lesen und über Kaleb nachdenken?

Mein Gebet ist es, dass sie sich ermutigen lassen, den Platz einzunehmen und die Werke zu tun, die Gott für jeden einzelnen vorbereitet hat. Oft bleibt man aus Unglauben oder falscher Demut in der «Wüste». Da reibt man sich nur selber auf, ist frustriert und findet nie das siegreiche Leben, das Gott für einen vorbereitet hat. Gerade dadurch, dass wir im Vertrauen auf den Herrn bereit sind, den Kampf zu wagen, werden wir reich gesegnet. Der Herr wird geehrt und Sein Werk wird vorangetrieben. Es braucht mehr solcher «Kalebs», die andere dazu anspornen, ganze Sache mit dem Herrn zu machen. Der Herr kommt bald, und es gibt noch so viel Land einzunehmen! Wir müssen nur bereit sein, zu fragen: «Herr, was willst Du, das ich tun soll?» Und dann sollen wir das von Ihm zugewiesene Land einnehmen. Der Herr möge dieses Buch in reichem Masse zu Seiner Ehre gebrauchen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Stephan Beitze ist Missionar des Mitternachtsruf in Buenos Aires, Argentinien. Als Bibellehrer widmet er sich überwiegend dem Bibelunterricht in Gemeinden, an Bibelschulen, Jugendfreizeiten, Konferenzen usw.
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