Die herausragende Stellung der Gemeinde (Teil 1)

Wie der Name Jesu «über allen Namen ist» (Phil 2,9), so hat auch Seine Brautgemeinde, die Er mit Seinem teuren Blut erkauft hat und deren Haupt Er ist (Eph 1,22), eine überragende Stellung. Teil 1

In Hebräer 3,1-6 lesen wir: «Daher, ihr heiligen Brüder, die ihr Anteil habt an der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus, welcher dem treu ist, der ihn eingesetzt hat, wie es auch Mose war in seinem ganzen Haus. Denn dieser ist grösserer Ehre wertgeachtet worden als Mose, wie ja doch der, welcher ein Haus gebaut hat, mehr Ehre hat als das Haus selbst. Denn jedes Haus wird von jemand gebaut; der aber alles gebaut hat, ist Gott. Auch Mose ist treu gewesen als Diener in seinem ganzen Haus, zum Zeugnis dessen, was verkündet werden sollte, Christus aber als Sohn über sein eigenes Haus; und sein Haus sind wir, wenn wir die Zuversicht und das Rühmen der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten.»

Zur Herrlichkeit berufen
In diesem Text finden wir die Aussage, dass Jesus Christus höherer Ehre wertgeachtet wurde als Mose. Die Bibel spricht in aller Deutlichkeit davon, dass Jesus der Grösste ist: grösser als die Engel, grösser als Mose, grösser als Aaron, grösser als Josua, grösser als David, grösser als Jona, grösser als Salomo und …
Schauen wir uns nun die Argumentation des Hebräerbriefschreibers an, warum Jesus grösserer Ehre wertgeachtet wird als Mose. «Daher, ihr heiligen Brüder, die ihr Anteil habt an der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus» (Hebr 3,1). Zunächst wird hier ausgesagt, dass wir – nämlich die Gemeinde Jesu Christi – geheiligt sind. In Kapitel 2 des Hebräerbriefes ist davon die Rede, dass Jesus derjenige ist, der heiligt, und die Gemeinde, also die Gläubigen in Christus, durch Ihn geheiligt werden (V 11). Da ist es nur folgerichtig, wenn wir in der Heiligen Schrift als «Heilige» bezeichnet werden. Überdies steht in Hebräer 10,14: «Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden» oder wie es andere Übersetzungen sagen: «… für immer vollkommen gemacht» bzw. «… für immer vollendet».
Darauf sollten wir uns zwar nichts einbilden, denn wir haben es nicht verdient, aber diese Tatsache sollte uns demütig und dankbar stimmen. Bei allem Bitten und Flehen sollten wir nie das Danken vergessen!
In Hebräer 3,1 heisst es weiter: «… die ihr Anteil habt an der himmlischen Berufung …» Gotteskinder sind erwählt, abgesondert und für die Herrlichkeit berufen. Sie haben ein Ziel vor Augen, das man nicht in Worte fassen kann! Ein Bergsteiger hat das Gipfelkreuz vor Augen, ob er es jemals erreicht oder nicht. Wer aber zur Gemeinde Jesu gehört, wessen Glaubensgrundlage Jesus Christus ist, hat ein anderes Kreuz, nämlich das Kreuz von Golgatha vor Augen. Dieses Gipfelkreuz der Erlösten haben Kinder Gottes nicht nur in ihrem Blickfeld, sondern sie werden das Ziel der unbeschreiblichen und ewigen Herrlichkeit auch erreichen, weil Gott sie in und durch Seinen Sohn Jesus Christus unwiderruflich dazu berufen hat. So wie der himmlische Vater in Seiner Souveränität einst das Volk Israel für sich absonderte, so sind wir Gläubige aus den Heidenvölkern in dieses Erbe – aufgrund des souveränen Willens Gottes – miteinverleibt worden (vgl. z.B. Eph 3 und Gal 3).
Abschliessend heisst es in Hebräer 3,1: «… betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus.» War der Herr Jesus auch Apostel? Ja, denn «Apostel» kann mit Gesandter oder Bote übersetzt werden. Jesus Christus wurde von Seinem Vater ausgesandt mit der Botschaft, die verlorene Welt mit dem himmlischen Vater zu versöhnen. Jesus ist somit ein Botschafter des himmlischen Vaters und ein Gesandter für die ganze Welt (vgl. Joh 17,18). Insbesondere natürlich für Seine Gemeinde, hat Er doch gerade ihr den Vater-Gott kundgemacht und offenbart. Jesus Christus ist auch der Grund bzw. das Fundament der Gemeinde (vgl. 1.Kor 3,11-15). Ohne Jesus gäbe es keine Gemeinde. Jesus ist der Eckstein der Gemeinde: «… auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist» (Eph 2,20). Jesus ist auch der «Erstgeborene» der Gemeinde (Röm 8,29) und deren «Haupt»: «… und er hat alles seinen Füssen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt» (Eph 1,22-23; vgl. auch 4,15).
Des Weiteren wird Jesus als «Hoherpriester unseres Bekenntnisses» bezeichnet. Und tatsächlich ist Jesus der wahrhaftige Hohepriester, der Seine Gemeinde vor dem himmlischen Vater vertritt bzw. für die Seinen einsteht. «Da wir nun einen grossen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis!» (Hebr 4,14). Jesus ist nicht nur, wie der Hohepriester im Alten Bund, einmal im Jahr – durch den Vorhang – ins Allerheiligste eingetreten, sondern Er hat «die Himmel durchschritten». Bei Seinem Tod am Kreuz «riss der Vorhang im Tempel mitten entzwei» (vgl. Lk 23,44-46), der das Heilige vom Allerheiligsten trennte. Nun sitzt der Sohn Gottes zur Rechten der Majestät in der Höhe und verwendet sich für uns, und zwar nicht nur einmal im Jahr, sondern jeden Tag aufs Neue. Durch Sein ein für alle Mal vollbrachtes und nicht zu wiederholendes Opfer hat der Sohn Gottes mit Seinem eigenen Blut unsere Schuld gesühnt. In Hebräer 9,11-12 lesen wir: «Als aber Christus kam als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter, ist er durch das grössere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heisst nicht von dieser Schöpfung ist, auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erlangt.»

Jesus – grösser als Mose und Aaron
Als Apostel bzw. Gesandter spricht Jesus im Namen Seines Vaters zu uns und hat Ihn uns kundgemacht und offenbart. Als Hoherpriester spricht der Sohn Gottes, Jesus Christus, im Namen Seiner Gemeinde zum Vater. Jesus Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott dem Vater und den Menschen; und zwar für beide Seiten: «Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat» (1.Tim 2,5-6). Jesus ist als Apostel der Mittler vom Vater zu Seiner Gemeinde und als Hoherpriester von Seiner Gemeinde zum Vater.
Wenn Jesus in Hebräer 3,1 als Apostel und Hohepriester bezeichnet wird, dann ist das auch ein Hinweis auf Mose und Aaron. Denn der erste von Gott eingesetzte Hohepriester war Aaron. Jesus aber wird der wahre und vollkommene Hohepriester genannt und ist somit höher bzw. grösser als Aaron. Ja, Jesus ist die Erfüllung von Aaron und dem gesamten Priestertum.
Mose war der Gesandte Gottes. Er hat als Gottes Sprachrohr (Apostel) die Gesetzestafeln erhalten und zum Volk gebracht. Mose war der Mittler des Alten Bundes, zu dem Gott wie sonst zu keinem anderen Menschen sprach: «… wenn Mose in die Stiftshütte ging, um mit ihm zu reden, so hörte er die Stimme zu ihm sprechen vom Sühnedeckel herab, der auf der Lade des Zeugnisses ist, zwischen den beiden Cherubim; und er redete zu ihm» (4.Mo 7,89). «Aber nicht so mein Knecht Mose: Er ist treu in meinem ganzen Haus. Mit ihm rede ich von Mund zu Mund, von Angesicht zu Angesicht und nicht rätselhaft» (4.Mo 12,7-8). Genau auf diese Aussage nimmt der Text in Hebräer 3,2 Bezug, wenn es von Jesus Christus heisst: «… welcher dem treu ist, der ihn eingesetzt hat, wie es auch Mose war in seinem ganzen Haus.»
Mose hat zweifellos eine herausragende Stellung inne, wird er doch von allen drei monotheistischen Weltreligionen zu Recht geehrt. Dennoch ist Jesus «grösserer Ehre wertgeachtet worden als Mose …» (Hebr 3,3). Weswegen? So wie Mose treu war über das ganze Haus Israel und über die Stiftshütte, so oder eben noch mehr ist Jesus gesetzt über Seine Gemeinde. Mose hat sich immer wieder für das Volk Israel verwendet, selbst als dieses während der Wüstenwanderung wiederholt in Sünde fiel und sich sogar ein goldenes Kalb gegossen, dieses angebetet und ihm geopfert hatte. Mit diesem Ungehorsam und Götzendienst beschwor Israel den Zorn Gottes herauf, aber Mose war seinem Volk treu und trat als dessen Mittler vor dem allmächtigen und heiligen Gott in den Riss (vgl. 2.Mo 32,7-14). Und so wie Mose, nein noch viel mehr, ist und bleibt Jesus Seiner Gemeinde treu, und zwar für immer und ewig! Wer einmal ein Kind Gottes geworden ist, indem er Jesus Christus als Herrn und Heiland angenommen, Ihn in Seiner Funktion als stellvertretendes Opferlamm von Golgatha in sein Herz aufgenommen hat, den lässt Gott nicht mehr los (Joh 10,27-29).
Mose erbaute die Stiftshütte nach dem Vorbild, das Gott ihm auf dem Berge gezeigt hatte, in Seinem Auftrag, als Sein Diener. Ebenfalls als ein Diener Gottes verübte Aaron darin den Dienst als Hoherpriester. Aber sowohl die Stiftshütte selbst als auch der Dienst des Hohepriesters waren einzig und allein das Werk Gottes: Er entwarf, plante, berief und beauftragte Menschen, Seinen Plan umzusetzen. Bei aller Grösse, Erhabenheit und Treue waren Mose und Aaron «lediglich» Diener Gottes und nicht Gott gleich, geschweige denn Gott selbst. Und da kommen wir zum entscheidenden Unterschied zu Jesus Christus, von dem es heisst: «… dieser ist grösserer Ehre wertgeachtet worden als Mose, wie ja doch der, welcher ein Haus gebaut hat, mehr Ehre hat als das Haus selbst. Denn jedes Haus wird von jemand gebaut; der aber alles gebaut hat, ist Gott. Auch Mose ist treu gewesen als Diener in seinem ganzen Haus, zum Zeugnis dessen, was verkündet werden sollte, Christus aber als Sohn über sein eigenes Haus; und sein Haus sind wir, wenn wir die Zuversicht und das Rühmen der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten» (Hebr 3,3-6). Mose war über das alttestamentliche Haus (die Stiftshütte und das Volk Israel) treu. Nun aber spricht der Hebräerbrief davon, dass Jesus der Sohn über «Sein eigenes Haus» ist. Mose und Aaron waren zwar Diener im und am Hause Gottes, aber es war nicht ihr eigenes Haus. Jesus hingegen ist gesetzt über sein eigenes Haus. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Denn dieses Sein Haus ist nicht aus Zeltstoffen oder Steinen gemacht, es handelt sich nicht um einen Dom oder eine Kathedrale. Nein, dieses Sein Haus sind alle, die an Jesus Christus als ihren Erlöser und Herrn glauben, die lebendige Gemeinde Gottes: «… und sein Haus sind wir, wenn wir die Zuversicht und das Rühmen der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten» (Hebr 3,6).

Thomas Lieth ist Mitarbeiter und Verkündiger des Mitternachtsruf. Er absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule Neues Leben in Wölmersen/Deutschland. Sein Aufgabenbereich ist die Verlagsarbeit des Missionswerkes.
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