Das Ja, Vater! des Herrn Jesus

Jesus muss das erste Ja, Vater! schon im Himmel vor Seiner Menschwerdung gesprochen haben. Das schliessen wir aus Hebräer 10,5.7: «Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt: ‹Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir zubereitet.› … Da sprach ich: Siehe, ich komme – in der Buchrolle steht von mir geschrieben –, dass ich tue, o Gott, deinen Willen.» Es muss für den Vater und den Sohn eine für uns unvorstellbar tief gehende, schmerzliche Entscheidung gewesen sein: Jesus musste sich der himmlischen Herrlichkeit entäussern und den Himmel verlassen, um Menschensohn unter Sündern zu werden, damit Er den göttlichen Rettungsauftrag erfüllen konnte. Erst nach der Erfüllung dieses Auftrags konnte dann das geschehen, was wir aus Davids Psalm erfahren: «Der Herr sprach zu meinem Herrn: ‹Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füsse mache›» (Ps 110,1).
Was zwischen dem ersten Ja, Vater! im Himmel und Seinem «Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!» (Lk 23,46) lag, ist in der Tiefe seiner Bedeutung auch für gläubige Menschen kaum fassbar, aber umso mehr anbetungswürdig! Jesu Erdenleben als Menschensohn war ein stetes Ja, Vater!, ununterbrochener Gehorsam Seinem Vater gegenüber. Dagegen konnte auch der raffinierteste Verführungs-Angriff Satans nichts ausrichten. Von der Krippe an bis hin zu Gethsemane, Golgatha, dem Grab, der Auferstehung und der triumphierenden Himmelfahrt stand Sein Überwinderleben mit dem Willen Gottes im Einklang.
Jesu Geburt in einem Stall in Bethlehem hat nichts mit einer idyllischen Stallromantik zu tun, wie sie viele Maler dargestellt haben. Da herrschte bitterste Armut und Entbehrung. Der Gottessohn und Weltenschöpfer hätte doch wahrlich eine weitaus feudalere Umgebung als einen Viehstall oder eine blosse kalte Höhlengrotte verdient! Denken wir an die herbe Realität, wenn wir singen: «Süsser die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit», oder «O Jesulein süss, o Jesulein mild …»! Die damalige armselige Situation wurde seit jeher verfälscht, romantisiert und verkitscht, dargestellt in niedlichen Krippenszenen mit Ochs, Esel und pausbackigen Engeln, und mit süsslichen Liedern besungen.
Das Erdenleben Jesu begann in äusserster Entbehrung – und die heutige Christenheit meint, die Stätten der Anbetung müssten mit dem kostbarsten Schmuck und Zierrat ausgestattet sein. Das mag gut gemeint sein. Aber kann der erhöhte Herr Jesus in aufwändiger Liturgie, in kunstvollem Altar und Talar erkannt werden? Muss Er nicht auch heute klagen: «Ich hasse, ich verwerfe eure Feste, und eure Festversammlungen kann ich nicht mehr riechen … Halte den Lärm deiner Lieder von mir fern! Und das Spiel deiner Harfen will ich nicht hören» (Am 5,21.23)? Wo können denn heute noch Menschen aus ihrer Verlorenheit zum Glauben an den Herrn Jesus Christus finden? Der Weg zu Ihm geht immer noch über Bekehrung und Wiedergeburt, und zwar durch die unverfälschte und klare Verkündigung des ewigen Wortes Gottes! Dann wird auch Weihnachten ein Fest der Anbetung und dankbaren Hingabe an den Mann von Golgatha und erhöhten Herrn und Richter der Welt.
Was wird wohl im Himmel vorgegangen sein, als der Gottessohn die himmlische Herrlichkeit verliess? Wir wissen es nicht. Aber die Heilige Schrift berichtet, dass die himmlische Welt das Erdendunkel durchbrach und den armen, in Sünden geknechteten Menschen – zuerst den verachteten Hirten in Bethlehem – den verheissenen Retter verkündigte: «Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die für das ganze Volk sein wird. Denn euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus, der Herr, in Davids Stadt» (Lk 2,10-11).
Bei Jesus, dessen Geburt wir in dankbarer Anbetung feiern wollen, finden irregeleitete, verzweifelte, vergnügungssüchtige, schuldige Menschen Heilung und Frieden! Aber das ewig gültige Gotteswort der Heiligen Schrift muss wieder auf den Leuchter gestellt werden und unsere Herzen treffen können. Es kann verhärtete Herzen erweichen, verzagte Seelen aufrichten, ratlosen Menschen den Lebensweg zum Ziel, zurück zu Gott, aufzeigen. Wer mit einem Ja, Vater! in Treue auf dem schmalen Weg der Nachfolge Jesu geht, der stimme freudig in das Gloria der Engel ein: «Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden in den Menschen des Wohlgefallens!» (Lk 2,14).

Burkhard Vetsch, (1920–2008) war ein langjähriger Seelsorger und Verkündiger des Missionswerkes und der Gemeinde ­Mitternachtsruf. Sein Schwerpunkt war die Liebe und Nachfolge Christi im Alltag.
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