Das Ende des «Gottes der Frauen»

Laut Daniel wird die Menschheit in der Endzeit den «Gott der Frauen» ablehnen. Was ist damit gemeint? Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wenn wir ernsthaft Christi Gebot zur Wachsamkeit befolgen und auf die Zeichen Seiner Wiederkunft achten wollen. Nur so können wir weiterhin umsichtig und rechtschaffen leben.

In Daniel 11,36-45 treffen wir auf einen Mann in weissem Gewand mit einem Gürtel aus feinstem Gold, der Daniel erklärt, wie der König des Endzeitreichs sein wird. Dieser König stellt das letzte Weltreich dar. Er begegnete uns schon in den eisernen und tönernen Füssen, dem furchterregenden Tier und dem kleinen Ziegenhorn in den früheren Offenbarungsvisionen Daniels (Kap 2, 7 und 8).

In diesem Abschnitt werden drei «Endzeit»-Götter offenbar. Zwei sind in Daniel 11,38 genannt: «Dagegen wird er den Gott der Festungen verehren; den Gott, von dem seine Väter nichts gewusst haben, wird er ehren mit Gold, Silber, Edelsteinen und Kostbarkeiten.»

Dieser Vers erwähnt also zwei Götter – einen Gott der Festungen und einen unbekannten Gott. Da der eine als der «Gott der Festungen» vorgestellt wird, kann er nicht gleichzeitig der «unbekannte Gott» sein. In Vers 39 sehen wir, dass noch einem weiteren Gott eine Rolle in der endzeitlichen Weltregierung zukommt. Wir erfahren in diesem Vers: «Er wird die starken Festungen dem fremden Gott unterstellen» (V 39). Hier kommt also ein hilfsbereiter, mächtiger «fremder Gott» ins Blickfeld der endzeitlichen Weltherrschaft. Wir haben jetzt den klaren Beweis, dass im endzeitlichen Weltgeschehen drei Götter eine Hauptrolle spielen werden.

Bevor wir weiterfahren, möchte ich zur Vorsicht mahnen: Meine Folgerungen basieren auf dem Wissen unseres Zeitalters und natürlich auf meinem eigenen, begrenzten Verständnis. Es kann gut sein, dass in zwanzig Jahren die Visionen von Daniel eine andere Auslegung nahelegen. Diese Möglichkeit müssen wir offen lassen. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass ich die falschen Endzeit-Götter treffend werde einordnen können. Das vermittelte Wissen soll auf jeden Fall für Christen von heute ein Anreiz sein, «abgesondert und heilig» für Gott zu leben.

Bestimmte Götter werden Einfluss verlieren oder ganz von der Bildfläche verschwinden, um anderen Platz zu machen. Das letzte Reich hat nämlich keine Achtung vor den «Göttern der Väter» und dem «Lieblingsgott der Frauen». Der Einfluss der «alten» falschen Götter wird also abnehmen; sie werden von neuen Göttern abgelöst, die man in der letzten Zeit anbeten wird. Wer waren denn die «alten» Götter? Betrachten wir den einen Gott, der namentlich genannt ist: dem «Lieblingsgott der Frauen». Wer ist das?

Unter einem «Gott der Frauen» kann man sich kaum etwas anderes als eine Art Fruchtbarkeitsgott oder -göttin vorstellen. Die Bibel kennt mehrere davon: die Artemis von Ephesus, den Baal der Kanaaniter, die Astarte der Hethiter, den Gott Tammus und andere. Natürlich sind im Verlauf der Menschheitsgeschichte in verschiedenen Kulturen und Religionen noch viele andere Götter verehrt worden. Möglicherweise ist der im Buch Daniel erwähnte Gott Tammus ein Hauptgott des damals verbreiteten Fruchtbarkeitskultes. Wir können es nicht mit Gewissheit sagen. Für welche heidnische Gottheit diese Bezeichnung aber auch immer gegolten haben mag: Gemäss der Vision von Daniel wird dem «Lieblingsgott der Frauen» jedenfalls in der Endzeit keine Verehrung mehr zukommen. Die einst vorherrschende Rolle des Fruchtbarkeitskultes wird neuen Göttern Platz machen müssen. Wie kann das sein?

Über Jahrtausende hinweg haben die Frauen es stets als wünschenswert und tugendhaft betrachtet, möglichst viele Kinder zu gebären. Der Fluch der Unfruchtbarkeit hatte bisher überall auf der Welt Demütigung und soziale Ächtung zur Folge, da dadurch die Lebensgrundlage von Familie und Nation gefährdet war. Reichtum und Wohlstand sind immer mit grossen Familien, hohem Bevölkerungsstand und grossen Armeen gleichgesetzt worden. Viele Kinder zu haben, galt stets als Bereicherung und Ehre. Eine grosse Familie beinhaltete ein grosses Potenzial an Arbeitskraft und echtem Reichtum und bedeutete vor allem eine sichere Altersvorsorge für die Eltern. Aus diesem Grund spielte auch der Fruchtbarkeitskult in allen heidnisch geprägten Lebensgemeinschaften eine zentrale Rolle. Männer wie Frauen verehrten die entsprechenden Göttinnen in der Hoffnung, mit zahlreicher Nachkommenschaft gesegnet zu werden.

Bedenken Sie, wie drastisch sich diese Sichtweise heute gewandelt hat. Im Gegensatz zu früher ist heute eine Grossfamilie gesellschaftlich benachteiligt. Je mehr Kinder eine Familie hat, desto mehr hat Mutter Natur zu leiden, meinen viele – mehr Umweltverschmutzung, Mehrbelastung natürlicher Rohstoffvorräte usw. In der Konsumgesellschaft des 21. Jahrhunderts wird jedes Maul, das gestopft werden will, als zusätzliche Belastung von Ressourcen und der persönlichen Freiheit der Lebenden betrachtet. Die meisten Menschen, die in modernen Industrienationen wie Nordamerika, Europa oder anderen Ländern mit hohem Einkommensniveau leben, betrachten eine Grossfamilie als Rückschritt in die Urzeit. Eltern von Grossfamilien bekommen oft abfällige Bemerkungen zu hören wie: «Die vermehren sich ja wie die Kaninchen», was natürlich verantwortungsloses Benehmen nahelegt. Auch zu den höheren Geburtenraten von Ländern mit niedrigerem Einkommen wird ähnlich Stellung bezogen. Der Analphabetismus und die Verantwortungslosigkeit, die in gewissen Drittweltländern herrschen, wird im direkten Zusammenhang mit dem dortigen Kinderreichtum gesehen. Viele schlagen sogar allen Ernstes vor, das Bevölkerungswachstum um jeden Preis zu stoppen. So werden von höchster Stelle und aus verschiedenen nichtstaatlichen Organisationen immer mehr Stimmen laut, die eine weltweit koordinierte Geburtenkontrolle fordern. Eine ganze Reihe wohlhabender Einzelpersonen hat bereits ihr ganzes Vermächtnis für diese Sache gestiftet.

Ja, wir merken schon, der «Frauengott» aus dem Buch Daniel musste längst abtreten und anderen Göttern Platz machen. Der Fruchtbarkeitskult zur Ehre des uralten Gottes Tammus ist ausgestorben und kinderlos geblieben. Dafür zelebriert die Welt jetzt an den Altären neuartiger «Fruchtbarkeitsgötter». Diese neuen Gottheiten haben allerdings wenig mit dem jetzt scheinbar vernachlässigten «Frauengott» von damals gemeinsam. Sie stehen vielmehr für die Wohlstandserzeuger der Neuzeit und werden dadurch beschwichtigt, dass es auf Erden «weniger Mäuler zu stopfen gibt». 

Wenn in den letzten Erdentagen Frauen und die Gesellschaft keine grossen Familien mehr wollen, wird das unweigerlich Auswirkungen auf den Stand der Weltbevölkerung haben. Daher ist für die Endzeit eine Abnahme des Bevölkerungswachstums zu erwarten. Wir müssen zumindest annehmen, dass die Geburtenrate sich verringert.

Wenn diese Folgerung stimmt, dann kann sich Daniels Prophetie über die Endzeit eigentlich nur auf unsere Generation beziehen. Die Entwicklungen, die in den letzten hundert Jahren in der Weltbevölkerung zu beobachten waren, sind jedenfalls einmalig in der Weltgeschichte. Wir stehen einer Überalterung der Bevölkerung gegenüber, die in der ganzen Menschheitsgeschichte ihresgleichen sucht. Die jetzt lebende Generation ist die erste seit Menschengedenken, die freiwillig auf eine Verminderung der Weltbevölkerung hinarbeitet. Eine gesellschaftliche Veränderung dieses Ausmasses ist ein absolutes Novum. Eine weit verbreitete Abtreibungspraxis und freiwillige oder aufgezwungene Geburtenkontrolle könnten ohne weiteres die Methoden sein, die zum biblisch prophezeiten Endergebnis führen werden.

Vor nicht langer Zeit waren wir Zeugen einer massiven Bevölkerungsexplosion. Im Laufe der letzten 40 Jahre des vergangenen Jahrhunderts verdoppelte sich die Weltbevölkerung auf 6 Milliarden Menschen. Während der vorangegangenen 40 Jahre (zwischen 1920 und 1960) hatte die Bevölkerungszahl bereits einen sprunghaften Zuwachs von 75 % verzeichnet. Dieser rasante Anstieg des Bevölkerungswachstums im Laufe des 20. Jahrhunderts steht im krassen Gegensatz zur gesamten Frühgeschichte der Menschheit. Zur Zeit Christi wurde die gesamte Weltbevölkerung beispielsweise auf ungefähr 300 Millionen Menschen geschätzt. Es dauerte weitere 1600 Jahre, bis sich die Menschendichte auf der Erde auf rund 600 Millionen verdoppeln konnte. Im Vergleich dazu war die Verdoppelungsrate bereits um Mitte des 20. Jahrhunderts 40-mal schneller geworden.

Seit Mitte 1960 ist die Wachstumsrate der Weltbevölkerung jedoch drastisch gebremst worden. Die durchschnittliche Anzahl der Geburten hat sich fast um die Hälfte verringert. Es wird ein weiterer Rückgang der Geburtenrate prognostiziert, und zwar um wiederum zirka die Hälfte des jetzigen Bestandes. Demnach ist zu erwarten, dass die Zahl der Menschen auf der Erde sich allmählich verringern wird. 

Die Bevölkerungsexplosion des letzten Jahrhunderts sucht zwar ihresgleichen in der Weltgeschichte, überrascht aber mitnichten. Hauptgrund für diese Entwicklung ist der Fortschritt der modernen Medizin und Gesundheitsversorgung. Er führte im 20. Jahrhundert zu einer drastisch verminderten Kindersterblichkeit und einer erhöhten Lebenserwartung. Menschen, die heute in Ländern mit hohem Einkommensniveau leben, können ohne weiteres von einer Lebenserwartung von 75 Jahren und mehr ausgehen. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts hat die allgemeine Lebenserwartung weltweit um über 50 % zugenommen, was einer durchschnittlichen Lebensdauer von 65 Jahren entspricht. Im gleichen Zeitraum ist die Kindersterblichkeit um zwei Drittel gesunken. Solche Fortschritte stimmen einen wohl fröhlich und sind Grund zum Feiern. Dabei gilt es aber auch zu bedenken, dass der markante Umschwung im Bevölkerungswachstum – zuerst die rasante Zunahme und dann die freiwillige Abnahme – Phänomene sind, die die Menschheit noch nie gesehen hat. Sie sind Schlüsselentwicklungen der Endzeit und haben ungeahnte Konsequenzen für unsere Generation.

Wilfred J. Hahn ist internationaler Depotverwalter, Gründer von Mulberry Press Inc. Und Herausgeber des Rundbriefs «Eternal Values Review», ein Medium für «denkende Christen, die unsere Zeit verstehen wollen».
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