SgM 10-24

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SgM 10-24

Petrus schreibt einerseits von der Verantwortung, die wir tragen, und andererseits davon, dass wir gleichzeitig völlig auf die Gnade hoffen dürfen. Das ist ein sogenannter Dualismus (Zweiheitslehre), das eine tun und das andere nicht lassen. Es gehört beides zusammen, damit es funktioniert.

Ich habe wiederum etwas von Martin Luther, das sehr gut in unsere aktuelle Situation passt. Antwort von Martin Luther an Dr. Johann Hess, als 1527 in Wittenberg die Seuche ausbrach und jener die Frage stellte, wie man sich verhalten solle:

«Wenn Gott tödliche Seuche hereinschickt, dann will ich zu Gott bitten, dass er uns gnädig sei und der Seuche wehre (und uns schütze), danach will ich (das Haus) räuchern, lüften (die Luft helfen fegen), Arznei geben und nehmen, Orte und Personen meiden, wo man mich nicht braucht, dass ich dadurch selbst nicht nachlässig bin (verwahrlose) und dadurch vielleicht durch mich viele andere vergifte und anstecke (anzünde) und ihnen durch meine Nachlässigkeit eine Ursache zum Tode werde.

Will mein Gott mich bei sich haben (dass ich sterbe), so wird er mich wohl finden. So hab ich aber doch getan, was ich tun sollte und bin weder an meinem eigenen noch an dem Tod anderer schuldig.

Wenn aber mein Nächster mich braucht, so will ich weder Ort noch Person meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen, wie weiter oben (in der Antwortschrift) gesagt ist.

Siehe, das ist ein rechter gottesfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn und dumm noch respektlos und dreist ist und Gott nicht versucht.»
Luther, Gesamte Werke, Band 25, S. 334 und 335

Luther hatte genau das empfohlen und gemacht, was Petrus schreibt. Er war nüchtern genug, das Nötige zu bedenken und zu tun und dabei völlig auf die Gnade Gottes zu setzen.

«Umgürtet die Lenden eurer Gesinnung» – das redet von einer gewissen Entschlossenheit bzw. Bereitschaft. Das muss im Denken beginnen. Man gürtete das lange Gewand hoch bis an die Lenden, um ungehindert laufen zu können. Wir sollten im Blick auf die kommenden Ereignisse, die zur Offenbarung Jesu führen, immer bereit sein und eine entschlossene Haltung einnehmen und uns nicht durch irgendetwas behindern lassen.

«Seid nüchtern», das beschreibt wiederum die notwendige Einordnung der Situation von der Bibel her. Man soll das Nötige tun, nicht die Hände in den Schoss legen und warten, bis Gott ein Wunder tut. Ein nüchtern Gesinnter tut das Nötige und hofft dabei auf Gott. Er ist entschieden und verfällt nicht in Hysterie.

«Hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi.» Uns sollte immer die Wiederkunft Jesu vor Augen stehen: Bei allem, was wir erleben und tun. Wir sollen den Blick auf seine Gnade richten, die uns durch alle Zeiten durchträgt und zum Ziel bringt (1Petr 1,5).