SgM 10-05

SgM 10-05

Johann Gerhard Oncken, dem Gründer der deutschen und kontinentaleuropäischen Baptistengemeinden, lag es sehr am Herzen, dass jedes Gemeindeglied missionarisch aktiv tätig ist. Als er einmal von einem amerikanischen Missionsleiter gefragt wurde, wie viele Missionare sie denn beschäftigten, antwortete er: «Siebentausend.»

Das Geheimnis des Evangeliums ist meines Erachtens die Botschaft der Versöhnung (Aussöhnung) Gottes mit der ganzen Welt, ja, dem gesamten Kosmos (1Jo 2,2). Das war in dieser Weise vorher nicht bekannt, sehr wohl, dass der Herr der Welt Sünde tragen würde (Joh 1,29), aber nicht die totale Aussöhnung. Für die Verkündigung dieses Geheimnisses war der Apostel Paulus vornehmlich berufen und ausgesandt (1Tim 2,6-7).

«Das alles aber kommt von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat; weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!» (2Kor 5,18-20).

Der allmächtige Gott wird zum Erlöser des gesamten Weltalls. In dem Sinne ist er tatsächlich der «All-Versöhner», aber nicht der «Allversöhner». Er vollbringt eine Erlösung, die allen Menschen gilt, jedoch muss sie im Glauben vom Einzelnen erfasst werden. Nicht im Sinne des blasphemischen Karnevalslieds: «Wir kommen alle alle in den Himmel, weil wir so brav sind …»

Das Lexikon der Bibel erklärt dazu:

«Der Begriff ‹Welt› (griech. Kosmos: das geordnete, das geschaffene Universum) bezeichnet im Neuen Testament zumeist die von der Sünde gezeichnete Schöpfung (vgl. Joh 1,9-10; Röm 5,12) bzw. die von Gott abgefallene Menschheit mit ihren gesellschaftlichen Einrichtungen, ihrer Lebensweise und Kultur, ihren Ideen und Lehren. In diesem Sinn ist ‹die Welt› eine eigenständige, gottfeindliche Macht, die von Satan als ihrem Fürsten beherrscht wird und unter dem Zorngericht Gottes steht (1Jo 5,19; 2Petr 1,4; Eph 2,2; Joh 14,30; Röm 3,19). Umso grösser ist die Gnade Gottes, der diese ihm feindliche Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn für sie gab (Joh 3,16). Wer an Jesus Christus glaubt, ist aus der Welt herausgerettet. Die Gläubigen werden ermahnt, nicht diese Welt lieb zu gewinnen und sich ihr nicht anzupassen (vgl. Jak 4,4; 1Jo 2,15; Röm 12,2).»

Der Apostel war wegen des Evangeliums im Gefängnis. Der Teufel versuchte, mit aller Macht zu verhindern, dass es unter den Nationen Verbreitung findet. Umso mehr betete Paulus, dass der Herr ihm Freimütigkeit geben möchte, dieses Evangelium zu verkündigen, wie es seinem Auftrag entsprach, «damit ich in ihm freimütig rede, wie ich reden soll».

Das ist auch für uns eine grosse Aufgabe. Die Botschaft der Versöhnung Gottes mit der Welt wird immer angefochten sein. Aber gerade deshalb muss sie verkündet werden. – Darum sollten auch wir dieses Gebet im Herzen und auf den Lippen tragen und alles dafür einsetzen. Die Bereitschaft, die Botschaft der Versöhnung in unsere Welt zu tragen, gehört nach Epheser 6,15 zur Waffenrüstung Gottes: «… und an den Füssen beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens.»