SgM 05-09

SgM 05-09

Johannes befand sich am «unbedeutendsten» Platz für den Bedeutendsten. Wüsten sind die vegetationsärmsten Gegenden der Erde. Sie sind grösstenteils fruchtlos, haben wenig Wasser und sind deshalb ziemlich menschenleer.

Israel war 40 Jahre lang in der Wüste unterwegs und musste von Gott mit Manna vom Himmel und Wasser aus dem Felsen versorgt werden, sonst wären sie umgekommen.

Was oder wen kann man in der Wüste schon erreichen? In Jerusalem, in Nazareth, am See Genezareth oder im Zehnstädtegebiet würde es sich lohnen aufzutreten, aber doch nicht in der Wüste!

Wer würde schon in der Wüste einen Kirchturm bauen und dort die Glocken erschallen lassen? Kirchtürme gehören in die Innenstadt. Wer würde ein Minarett in der Wüste errichten, sodass der Muezzin die Füchse anruft?

Aber der Wirkungsort des göttlichen Auftrags an Johannes war die Wüste. Dort sollte er ein Wegbereiter für den kommenden ­Messias sein. Dort sollte er seine Stimme erheben. Das war sein Auftrag und seine Bestimmung. Dort lag für ihn die Frucht seines Dienstes. Dort würde er im Gehorsam dem Herrn am besten dienen.

Es kommt immer wieder darauf an, dass wir das tun, was der Herr will. Nicht das, was wir uns wünschen oder uns besser vorstellen können. Vielleicht ist unser Auftrag ein einsamer Auftrag, ein ziemlich kahler Auftrag, gar nichts Weltbewegendes, eher etwas Isoliertes. Und manchmal will uns die Unzufriedenheit übermannen. Aber halt, die beste Frucht liegt da, wo der Herr uns hingestellt hat. Dort sind wir genau richtig, um der Wiederkunft des Herrn den Weg zu bereiten. Im Kämmerlein des Gebets, in der Einsamkeit des Büros, im Pflichtbewusstsein für die Familie, in der Treue der kleinen Dinge, vielleicht mitten in der Wüste.

Johannes bahnte den Weg des Herrn in der Wüste, nicht auf den belebten Gassen Jerusalems.

Wir wollen uns nicht entmutigen lassen. – Der Herr verlangt nur, treu an dem Ort zu wirken, wo er uns hingestellt hat.