SgM 04-26

SgM 04-26

Kürzlich las ich, wie in Teilen Afrikas Albinos verfolgt und getötet werden. In anderen Ländern werden Andersgläubige ausgegrenzt, Arme ausgestossen, Behinderte ausgesetzt, Kriminelle und sexuell anders Geartete verurteilt oder von der Gesellschaft geächtet. Man bietet keine Hilfe, keine Vergebung, sondern überschüttet sie mit Verachtung und Urteilen.

Zurzeit befinden sich 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Zum Teil handelt es sich um Verfolgte oder solche, die durch den Krieg alles verloren haben. In Europa sind die vielen Flüchtlinge nicht besonders gut angesehen. Es wird gewarnt, geschimpft und befürchtet. Und seien wir ehrlich, auch wir haben unsere Abneigungen.

Ich erhielt ein Foto, auf dem ein schöner Fluss in Norddeutschland, gesäumt von saftigen, grünen Wiesen mit grossen, üppigen Bäumen, und eine Schafherde abgebildet sind. Dieses Bild habe ich als Hintergrundbild auf meinem Computer. Darauf steht «Der Herr ist mein Hirte.» Erst später fiel mir auf, dass eines dieser Schafe (man sieht es kaum) schwarz ist, alle anderen sind weiss. Aber dieses Schaf hat inmitten der Herde genauso seinen Platz. Das Bild ist für mich ein schönes Beispiel. Gott möchte nicht verstossen, er will retten. Er, der allein Gerechte, sieht die Menschen mit den Augen der Liebe, ohne die Sünde zu tolerieren.

Man warf Jesus vor, mit Zöllnern und Sündern Gemeinschaft zu haben. Doch Gott hat seinen Sohn für genau solche Menschen gesandt: Für Sünder, Betrüger, Ausgestossene, die in unserer Gesellschaft keinen Platz finden. Auch die damaligen Juden scheuten sich und warnten vor solchen Menschen.

Kürzlich gab ich bei Google den Begriff «Beispiele für Retterliebe» ein. Mein Blick fiel auf eine Seite mit dem Titel: Buch 1–3: Die einheitliche Darstellung der Geschichte des Lebens Jesu. Der Titel sagt schon alles: Wir müssen nur die Lebensgeschichte Jesu anschauen, dann erkennen wir, was Retterliebe bedeutet. Dieser Geist Christi sollte uns vor allem anderen beherrschen. Dabei geht es nicht um Toleranz. Wir sind nicht dazu da, auszugrenzen, abzuweisen, wegzuschauen, zu kritisieren. Unsere Aufgabe ist es, wachsame Botschafter an Christi statt zu sein.

«Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäusserte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen» (Phil 2,5-7).

Jesus hat sich selbst verleugnet. Er wurde seinen Mitmenschen gleich, sah sie nur mit den Augen der Retterliebe und hat sich nicht gesellschaftspolitisch eingemischt. – Jesus wollte Menschen retten, nicht ausgrenzen.