SgM 01-27

Text vorlesen (computergeneriert)
SgM 01-27

Viele geben vor, hellsehen oder wahrsagen zu können. Sie bieten ihre Dienste an und verdienen nicht wenig Geld damit. Doch die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass «hellseherische Leistungen» ein kaum haltbares Versprechen sind, geschweige denn zu meinen, in das Herz des anderen sehen zu können. Die Trefferquote liegt bei etwa 4 Prozent, was einer Zufallserwartung gleichkommt. Keiner sagt zum Beispiel konkret: «Am 13. November wirst du im Café Hubertus deinen neuen Freund treffen, er wird so und so aussehen und den Namen Jonas tragen. Er hat die Matura im gleichen Jahr wie du gemacht und ist heute Architekt.» Stattdessen sind die Aussagen sehr vage wie zum Beispiel: «Ich sehe im Herbst einen Mann in dein Leben treten!» Das ist dermas­sen vieldeutig, dass es zutreffen muss. Es sei denn, man begibt sich allein auf eine Wanderung in die Sahara – was übrigens nicht zu empfehlen ist.

Gott allein weiss alles und kennt das Herz der Menschen. Ihm ist nichts verborgen. Keine Sünde, kein Gedanke, keine Empfindung, kein Vorhaben, aber auch keine Träne, keine Freude und kein Leid. Darum kann es manchmal passieren, wie in Jesaja 65,24 beschrieben: «Ehe sie rufen, will ich antworten; während sie noch reden, will ich sie erhören!»

Wie tröstend ist es doch zu wissen, dass Gott alles weiss, auch wenn wir missverstanden werden, man unsere Beweggründe infrage stellt oder uns anklagt. Er tröstet unsere Herzen. Er nimmt nicht immer Leid und Kummer weg, aber er tröstet und stärkt uns.

Kürzlich las ich die Frage, ob Gott auch leiden könne. Ich würde diese Frage mit Ja beantworten. Der Text aus 2. Thessalonicher 2,16-17 deutet das an: «Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und unser Gott und Vater, der uns geliebt hat und uns einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung gegeben hat durch Gnade, er tröste eure Herzen und stärke euch in jedem guten Wort und Werk!» Aus diesen Zeilen klingt Mitleid, weil Gott mitleidet. Es gibt viele andere biblische Hinweise, die aufzeigen, dass Gott mitleidet, wie auch Hosea 11,8, wo es heisst: «Mein Herz kehrt sich in mir um, mein ganzes Mitleid gerät in Wallung!» (MENG). Das zeigt uns doch, dass ihm unser Ergehen nicht egal ist. Er sieht in unser Herz, erforscht es und tröstet uns. Wir wollen deshalb in folgendes Gebet aus Kuba miteinstimmen:

«Wir glauben an dich, o Gott, denn du hast das Leiden der Menschheit zu deinem Leiden gemacht. Du bist gekommen, um ein Reich zu schaffen für die Armen und Niedrigen. Heute lobsingen wir dir, denn du bist lebendig, du hast uns erlöst, du hast uns freigemacht.»

Wie tröstlich ist es zu wissen, dass Gott alles weiss!