1xT 07-31
Jesus scheute sich nicht, die Arbeit des geringsten Haussklaven zu verrichten, nämlich ankommenden Gästen die staubigen Füsse zu waschen. Nachdem er dies getan hatte, sprach er zu ihnen: «Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füsse gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füsse zu waschen» (Joh 13,14). Was bedeutet das für unser tägliches Miteinander? Dass wir einander so akzeptieren sollen, wie wir sind. Denn für einen Sklaven gab es kein Ansehen der Person – er selbst war ja der Niedrigste von allen. Es bedeutet auch, dass wir niemanden abweisen dürfen. Denn der Haussklave hatte damals keine Rechte, um beispielsweise einem Gast den Dienst der Fusswaschung zu verweigern. Weiter bedeutet es, dass es für uns keine Befehlsverweigerung geben kann, denn diese wurde bei einem Sklaven mit dem Tode bestraft. Ja, selbst über uns und unsere Zeit können wir nicht mehr frei verfügen, denn ein Sklave war das Eigentum seines Herrn.
Wollen wir das wirklich? Heute, wo doch das höchste erstrebenswerte Ziel die Selbstverwirklichung ist, erscheinen diese Forderungen überholt. Doch Jesus sagt: «Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig» (Mt 10,38). Dieses «Kreuz auf sich nehmen» ist nichts Spektakuläres, sondern einwilligen in das Vorbild, das uns Jesus gegeben hat, nämlich der Diener aller zu sein. Darin werden wir die echte Erfüllung finden, so, wie es Jesus gesagt hat: «Meine Speise ist die, dass ich den Willen meines Vaters tue» (Joh 4,34). Dieses Dienen um Jesu Willen scheint nach aussen hin Verlust zu sein, innerlich aber ist es ein Sattwerden. Ist es nicht genau das, wonach wir alle suchen?
Samuel Rindlisbacher