1xT 06-12
Auch in der alttestamentlichen Geschichte von Ruth heisst es an einer Stelle, dass sie ass, satt wurde und übrighatte. Was machte sie mit ihrem Überfluss? Sie gab ihn ihrer Schwiegermutter. Was wurde wohl bei Jesus aus den zwölf Körben Brot? Wir wissen nicht, welche Bestimmung der Herr ihnen gab. Bei Johannes heisst es lediglich, dass Jesus nicht wollte, dass das Brot verdirbt. Es ist klar, dass unser Herr nicht so viel Brot einsammeln liess, um es hernach verderben zu lassen. Es haben also Bedürftige davon zu essen bekommen.
Wir dürfen täglich vom Lebensbrot Jesu, seinem Wort, essen. Wir dürfen uns bei ihm an den Tisch setzen und in der Gemeinschaft mit ihm reichlich satt werden, überfliessend satt. Und mit unserem Überfluss, was machen wir damit? Behalten wir ihn für uns? Ruth hat das nicht getan. Sie wird uns damit zum Vorbild.
Wenn schon die Jünger diejenigen waren, die das Brot auszuteilen und hernach die Resten einzusammeln hatten, können wir uns vorstellen, dass sie schliesslich auch verantwortlich dafür waren, die Körbe voller Brocken an die Hungrigen weiterzugeben. Als sie klagten: «Wir haben viel zu wenig», wurden sie ihrer Verantwortung nicht enthoben und ebenso wenig, als sie denken mochten: «Das ist doch viel zu viel, wo sollen wir damit bloss hin?»
So ist es auch bei uns. Der Herr Jesus wird uns schon zeigen und Gelegenheit schenken, wo wir unseren Überfluss an geistlicher Speise weitergeben können. Haben wir ein offenes Herz, ein Gespür dafür? Hungrige Seelen – wie einst Ruth – werden auf uns zukommen, verzweifelt auf der Suche nach geistlicher Nahrung. Sehen wir sie kommen? Erkennen wir sie?
Stefan Hinnenthal