1xT 04-27
In den Evangelien wird nie berichtet, dass Jesus mit seinen Jüngern gebetet hat. Er ging immer allein an einen stillen Ort, um zu beten. Vor wichtigen Entscheidungen, wie zum Beispiel der Erwählung der zwölf Jünger, zog er sich zurück, um vor dem Vater stille zu werden. Er warnte sogar davor, sich beim öffentlichen Gebet zur Schau zu stellen. Er empfahl das Gebet im Kämmerlein, weil das öffentliche Gebet nie ganz unbefangen ist. Das gemeinsame Gebet hat eine machtvolle verbindende Kraft, wenn die nötige Einmütigkeit da ist.
Was am Gebet auffällt, das Jesus seine Jünger lehrte, ist, dass es so kurz ist. Er warnte sie vor zu viel plappern, weil Gott ja schon alles weiss. Ja, weshalb sollen wir dann überhaupt noch beten? Es soll Gott zeigen, dass wir auf ihn hoffen; uns von den Sorgen befreien und unser Vertrauen auf den richten, der für uns sorgt.
Bestimmt hat Jesus nicht gemeint, dass wir das «Vaterunser Gebet» nun immer wiederholen sollen. Dann wäre es geradezu ein Plappern. Vielmehr sollen wir es als Richtlinie für unser Gebet nehmen. Denn im persönlichen Gebet laufen wir Gefahr, uns mit unseren Sorgen, Anliegen und Problemen um das eigene Ich zu drehen. Jesus will uns davon wegführen, damit wir auf die Allmacht des Vaters im Himmel blicken. Das macht unsere vergänglichen Sorgen klein! Er kennt unsere alltäglichen Anliegen. Auch die Bitte um Bewahrung vor der Verführung des Bösen soll uns daran erinnern, dass wir nicht aus eigener Kraft bewahrt bleiben. So, wie er uns gnädig ist und vergibt, sollen auch wir anderen gnädig sein und vergeben. Das soll uns vor Selbstgerechtigkeit bewahren.
Fredi Winkler