Gibt es heute noch Zeichen der Zeit? (Teil 2)

Das Ende ist nahe. Wirklich? Woran können wir das erkennen? Können wir es überhaupt erkennen? Es gibt zwei Extreme und einen richtigen Weg. Eine Erklärung.

Ich glaube, so wie grossen Erdbeben häufig leichte Erdstösse vorangehen, so machen sich auch einige dieser Zeichen im Voraus bemerkbar und bereiten die Bühne für die Drangsalszeit. Jemand sagte mal, dass Prophezeiungen ihre Schatten vorauswerfen. Ich glaube, das stimmt. Prophezeiungen, die sich speziell auf die Drangsalszeit beziehen, werfen zurzeit ihre Schatten voraus. Jetzt wird die Bühne für ihre Erfüllung bereitet.

Manche Christen werden sich auch weiter über die Zeichen der Zeit lustig machen, aber jene unter uns, die dem Auftrag Jesu nachkommen und die Zeiten genau beobachten wollen, richten ihren Blick auf die wichtigen Ereignisse in der Welt. Im Folgenden habe ich einige der bedeutenderen Entwicklungen zusammengestellt.

Die Wiedergeburt Israels. Mit der Geburt des modernen Staates Israel im Jahr 1948 als eigenständige Nation begann die Erfüllung bestimmter biblischer Prophezeiungen über die weltweite Rückführung der Juden im Unglauben, bevor in der Drangsalszeit das Gericht über sie kommt. Diese Rückführung sollte nach einem Jahrhunderte langen Exil in den verschiedensten Ländern auf der ganzen Welt geschehen.

In Hesekiel 36,10 hatte Gott verheissen: «Ich will viele Menschen auf euch wohnen lassen, das ganze Haus Israel, sie alle; die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden.» Des Weiteren verhiess Gott: «Denn ich will euch aus den Heidenvölkern herausholen und aus allen Ländern sammeln und euch wieder in euer Land bringen» (V. 24). So wie Gott es gesagt hatte, würde es Israel wieder gut gehen: «Ich will auch die Früchte der Bäume und den Ertrag des Feldes vermehren, damit ihr künftig nicht mehr die Schmach des Hungers unter den Heidenvölkern tragen müsst» (V. 30).

In der Vision von den verdorrten Gebeinen in Hesekiel 37 fügt der Herr die Knochen auf wundersame Weise zusammen zu einem Skelett, stattet es mit Muskeln, Sehnen und Fleisch aus und haucht dem toten Körper Leben ein. Dieses Kapitel spricht zweifellos von Israel: «Diese Gebeine sind das ganze Haus Israel» (V. 11). Das Kapitel stellt Israel dar, wie es zu einer lebendigen, atmenden Nation wird, die sozusagen aus den Toten zurückkehrt.

Das bedeutet, dass 1948 ein denkwürdiges Jahr war. Als Titus und seine römischen Soldaten 70 n. Chr. Jerusalem zerstörten, war dies das Ende der politischen Existenz Israels (s. Lk 21,20). Seitdem wurden die Juden viele Jahrhunderte lang auf der ganzen Welt zerstreut. 1940 hätte niemand ahnen können, dass Israel binnen eines Jahrzehnts wieder eine Nation sein würde. Und doch kam es so. 1948 wurde Israel zu einem selbstständigen Staat, und seitdem sind die Juden in ihr Heimatland zurückgekehrt.

Bis heute ist Israel noch immer im Unglauben. Doch laut Joel 3,1–2 wird es in Israel eines Tages eine geistliche Erweckung geben. Harmageddon scheint der historische Kontext zu sein, aufgrund dessen sich Israel letzten Endes bekehren wird (Sach 12,2–13,1).

Während ich dies hier schreibe, strömt das jüdische Volk weiterhin zurück in das heilige Land. Alle Augen sind auf Israel gerichtet!

Der Abfall vom Glauben nimmt zu. Das Wort Apostasie stammt von dem griechischen apostasia, was «abfallen» bedeutet. Das Wort bezeichnet ein entschlossenes, bewusstes Abwenden oder Aufgeben des Glaubens.

Die Schrift sagt eindeutig voraus, dass der Abfall vom Glauben in der Endzeit zunehmen wird. So warnt 1. Timotheus 4,1–2 beispielsweise: «Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind.» Ausserdem warnt uns 2. Timotheus 4,3–4: «Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.» Wer kann daran zweifeln, dass diese Worte auf unsere Zeit zutreffen?

Zum Abfall vom Glauben kann gehören, dass man folgende Dinge leugnet:

– Gott (2.Tim 3,4–5)

– Christus (1.Joh 2,18)

– die Rückkehr Christi (2. Petr 3,3–4)

– den Glauben (1.Tim 4,1–2)

– die gesunde Lehre (2.Tim 4,3–4)

– moralische Grundsätze (2.Tim 3,1–8)

– Autorität (2.Tim 3,4)

Im letzten Jahrzehnt sind mir alle diese Punkte in der christlichen Gemeinde begegnet. Ich muss leider sagen, dass einige bekannte christliche Führungspersonen und Autoren in einigen Punkten grobe Irrlehren verbreitet haben. Wir leben in Tagen der Verführung.

Die Sehnsucht nach Frieden im Nahen Osten. Der ganze Nahe Osten ist seit mehr als sechzig Jahren ein einziges Konfliktgebiet. Schauen Sie sich nur die Liste mit Kriegen in der Region an.

– der Unabhängigkeitskrieg, oder der erste arabisch-israelische Krieg (1947–1948)

– Suezkrieg, Sinai-Feldzug, oder der zweite arabisch-israelische Krieg (1956)

– der Sechstagekrieg (1967)

– Zermürbungskrieg (1968–1970)

– Jom-Kippur-Krieg, oder Oktoberkrieg (1973)

– Bürgerkrieg im Libanon (1975–1976)

– der Iran-Irak-Krieg, oder erste Krieg am Persischen Golf (1980–1988)

– der erste Libanonkrieg (1982–1985)

– der Golfkrieg (1991)

– der Krieg mit dem Irak (1991–2003)

– der Kampf gegen den Terror (2001 bis heute)

Viele fragen sich, ob es im Nahen Osten jemals Frieden geben wird. Heute rufen die Menschen nach einem Führer, der die Krisen in dieser Welt kontrollieren und das Nahostproblem lösen kann. Diese Sehnsucht bereitet die Bühne für das, was noch kommen wird. Die Bibel macht deutlich, dass der Antichrist – der Führer des wiedererstandenen Römischen Reiches, eine Art «Vereinigte Staaten von Europa» – einen Vertrag mit Israel unterzeichnen wird.

Zum Erstaunen aller wird er den Nahostkonflikt scheinbar lösen.

Ein wiedererstandenes Römisches Reich. Die Vorstellung von einem wiedererstandenen Römischen Reich in der Endzeit basiert auf Daniel 7, wo von vier Tieren die Rede ist. Diese Tiere stehen stellvertretend für Reiche, die in der biblischen Prophetie eine wichtige Rolle spielen.

Das erste, sagt Daniel, «glich einem Löwen und hatte Adlerflügel», aber seine «Flügel wurden ausgerissen» (V. 4). Dieses Bild repräsentiert offensichtlich die Macht und Stärke Babylons.

In Vers 5 fährt Daniel fort: «Und siehe, das andere, zweite Tier glich einem Bären.» Das ist das medo-persische Reich, das für seine Stärke und Intensität im Kampf bekannt war.

Das dritte Tier war «wie ein Panther; das hatte vier Vogelflügel auf seinem Rücken; auch vier Köpfe hatte dieses Tier, und ihm wurde Herrschaft verliehen» (V. 6). Dieses Bild repräsentiert Griechenland unter Alexander dem Grossen. Die vier Köpfe stellen die vier Generäle dar, die das Reich nach Alexanders Tod aufteilten.

Das vierte Tier war ein Mischling, das sich aus Teilen eines Löwen, Bären und Panthers zusammensetzte. Es war schrecklicher und mächtiger als die drei vorangegangenen Tiere.

«Das vierte Tier bedeutet ein viertes Reich, das auf Erden sein wird; das wird sich von allen anderen Königreichen unterscheiden, und es wird die ganze Erde fressen, zerstampfen und zermalmen. Und die zehn Hörner bedeuten, dass aus jenem Reich zehn Könige aufstehen werden; und ein anderer wird nach ihnen aufkommen, der wird verschieden sein von seinen Vorgängern und wird drei Könige erniedrigen. Und er wird freche Reden gegen den Höchsten führen» (Dan 7,23–25).

Dieses Bild bezieht sich auf das Römische Reich. Rom existierte bereits in der Antike, fiel aber im 5. Jahrhundert nach Christus auseinander. Doch in der Endzeit wird es sich wieder erheben und offenbar aus zehn Nationen bestehen, die von zehn Königen regiert werden. Aus diesem Zehnstaatenbund geht ein kleineres, elftes Horn (der Antichrist) hervor. Anscheinend fängt er klein an, wird dann aber so mächtig, dass er drei der bereits existierenden Hörner (Könige) ausreisst. Schliesslich kommt er an die Macht und herrscht über das wiedererrichtete Römische Reich.

Rom hat nie aus einem Zehnstaatenbund mit zehn gleichgestellten Herrschern bestanden. Das bedeutet, diese Prophezeiung muss für die Zukunft gelten.

Damit verbunden ist der prophetische Traum von Nebukadnezar in Daniel 2. In diesem Traum wird das endzeitliche Römische Reich als eine Mischung aus Eisen und Ton dargestellt (V. 41–43). Daniel, der grosse Traumdeuter, erkannte darin, dass das Römische Reich der Endzeit so stark sein wird wie Eisen. Aber so wie Eisen und Ton sich nicht vermischen, wird auch dieses Reich aus mehreren Teilen bestehen. Es wird nicht vollkommen einheitlich sein.

Viele heutige Bibelausleger sehen in der Europäischen Union den primären Kandidaten für die Erfüllung dieser Prophezeiung. Eine gemeinsame Währung ist der erste Schritt zu einer letzten Endes gemeinsamen und vereinigten politischen Einheit. Möglicherweise wird jetzt schon die Bühne zur Erfüllung von Daniel 2 und 7 bereitet.

Globalisierung. Heutzutage sehen wir, wie riesige Schritte in Richtung Globalisierung unternommen werden. In vielen Bereichen finden wir globale Strategien: Wirtschaft, Bankwesen, Handel und Geschäftswelt, Management, Produktion, Umweltschutz, Geburtenkontrolle, Bildung, Religion, Landwirtschaft, Informationstechnologien, Unterhaltungsbranche, Verlagswesen, Wissenschaft, Medizin und Regierung. Das Buch der Offenbarung sagt uns, dass der Antichrist letzten Endes einen gegen Gott gerichteten, weltweiten Staatenbund anführen wird (s. Offb 13). Einen politischen, wirtschaftlichen und religiösen Zusammenschluss.

Betrachtet man die vielfältigen Probleme, vor denen die Menschheit heute steht – abnehmende Ölvorräte, der Nahostkonflikt, Terrorismus, Überbevölkerung, Hungersnöte, Umweltverschmutzung, nationale und internationale Kriminalität, Kriegsführung per Internet und wirtschaftliche Instabilität –, so kommen mehr und mehr Menschen zu der Überzeugung, dass derartige Probleme nur auf globaler Ebene gelöst werden können. Möglicherweise denken sie, dass die einzige Hoffnung auf Überleben eine starke und effektive Weltregierung ist.

Während die Gefahren in der Welt weiter zunehmen, verlangen die Menschen weltweit nach einem Führer, der alles kontrollieren und in Ordnung bringen kann. Die Weltwirtschafz taumelt, die Menschen leiden und man spürt, dass dringend ein starker Führer benötigt wird, der endlich einen klaren globalen Kurs einschlägt und dauerhaft für Stabilität sorgt. Ein solcher Führer wird kommen, und vielleicht lebt er heute schon auf der Welt. Die Schrift nennt ihn den Antichrist.

Die Technologie, die eine Weltregierung ermöglicht – globale mediale Erreichbarkeit durch Fernsehen, Radio, Internet etc. –, ist heute schon vorhanden. Die Technologie hat die Weichen gestellt für die Globalisierung in unserer Zeit.

Wenn wir über die Zeichen der Zeit nachdenken, müssen wir zwei Extreme vermeiden – überall Zeichen zu sehen oder uns über die Zeichen lustig zu machen. Am besten ist es, wenn wir uns zuerst einmal gründlich mit dem vertraut machen, was die Schrift über die Endzeit lehrt (inklusive der Zeichen der Zeit). Nur dann sind wir in der Lage, nach begründeten Zusammenhängen zwischen dem aktuellen Weltgeschehen und der biblischen Prophetie Ausschau zu halten. Wenn offensichtliche Zusammenhänge bestehen, können wir uns auch über Gottes «Vorankündigung» freuen. Aber wir müssen nüchtern bleiben und dürfen uns nicht von Sensationsmache anstecken lassen.

Ron Rhodes ist Präsident des Missionswerkes Reasoning from the Scriptures Ministries, ein regelmässiger Redner im landesweiten Radio und Autor. Er lehrt am Dallas Theological Seminary und mehreren anderen Seminaren.
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