Ein Maler hatte die Aufgabe, das «Vaterunser» als Glasfenster zu gestalten. Die Bitte «Führe uns nicht in Versuchung» malte er als eine Person, die im Begriff war, sich selbst eine Krone aufs Haupt zu setzen. Ehrsucht, hoch von sich denken, Stolz, Überheblichkeit sind Gefahren der Versuchung, die aus unserem eigenen Herzen kommen.
Ich habe Römer 12,16 im Zusammenhang des ganzen Kapitels gelesen. Darin wird deutlich, dass der Einzelne zum Dienst der Gemeinschaft berufen ist und nicht für sich selbst. Es beginnt in Vers 3:
«Denn ich sage kraft der Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass er nicht höher von sich denke, als sich zu denken gebührt, sondern dass er auf Bescheidenheit bedacht sei, wie Gott jedem Einzelnen das Mass des Glaubens zugeteilt hat» (Röm 12,3).
Im Folgenden ist die Rede davon, dass wir viele Glieder an einem Leib sind, es dabei unterschiedliche Tätigkeiten gibt, wir die verschiedenen Gnadengaben zum Nutzen aller gebrauchen sollen, die Bruderliebe herzlich sein soll, man in Ehrerbietung dem anderen zuvorkommt, man dem Herrn dienen soll, an den Bedürfnissen der anderen teilnehmen soll, Gastfreundschaft übt, gleich gesinnt ist, auf das bedacht, was ehrbar ist vor allen, wir mit jedermann in Frieden leben usw.
Wir sehen also, dass es nicht darum geht, sich selbst zu verwirklichen, sich in den Vordergrund zu stellen, sich um sich selbst zu drehen, sich selbst für klug zu halten, nach hohen Dingen zu trachten oder sich zu überschätzen, sondern alles sollte der Gemeinschaft dienen und zur Ehre des Herrn sein.
Einstein soll im fortgeschrittenen Alter gesagt haben: «Der Mensch kann im Leben, kurz und gefahrenvoll, wie es ist, nur dann einen Sinn finden, wenn er sich dem Dienst an der Gesellschaft widmet.» Dies können wir auch auf die Gemeinde anwenden. – Wenn wir nur uns selbst dienen, ist alles nur ein Hauch, dienen wir aber in Selbstpreisgabe und Demut dem ganzen Leib Christi, dann ist das wie Regen und Sonne zugleich, die alles wachsen und gedeihen lassen.