Es geht im Kontext dieses Verses um die endgültige Wiederherstellung Israels am Ende der Tage, «bis er die Gedanken seines Herzens ausgeführt und zustande gebracht hat; am Ende der Tage werdet ihr es verstehen» (Jer 30,24).
«Zu jener Zeit, spricht der Herr, werde ich der Gott aller Geschlechter Israels sein, und sie werden mein Volk sein. So spricht der Herr: Ein Volk, das dem Schwert entflohen ist, hat Gnade gefunden in der Wüste. Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen! Von ferne her ist mir der Herr erschienen: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Gnade. Ich will dich wieder aufbauen, ja, du wirst aufgebaut dastehen, du Jungfrau Israel; du sollst dich wieder mit deinen Handpauken schmücken und ausziehen in fröhlichem Reigen» (Jer 31,1-4).
Am Ende der Tage wird der Herr wiederkommen, um Israel im messianischen Reich zur Ruhe zu bringen (Hebr 4), um der Gott aller Geschlechter Israels zu werden, und damit sie sein Volk werden. Vorlaufend gehört dazu, dass ein Volk, das dem Schwert entflohen ist, in der Wüste Gnade findet. Das ist der Teil des jüdischen Volkes, der aus dem Holocaust und all den anderen blutigen Verfolgungen als ein Überrest nach Israel zurückgekehrt ist. Diese haben in der Wüste Gnade gefunden, indem sie das Land wiederaufbauten, urbar machten und besiedelten. Die physische Wiederherstellung dient der zukünftigen Ruhe, die durch das Kommen des Messias und seines Reiches eintritt. Israel wird dann als Jungfrau ausziehen und neu vermählt werden. Diesbezüglich heisst es weiter in Jeremia 31,22: «Denn der Herr hat etwas Neues geschaffen auf Erden: Die Frau wird den Mann umgeben.»
Das Ausschlaggebende für diese Treue Gottes, für dieses Wiederanknüpfen, Wiederherstellen und die totale Erneuerung, ist die Liebe. «Von ferne her ist mir der Herr erschienen: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Gnade.»
Gottes Liebe ist ewig. Seine Liebe gibt nicht auf, sie geht nach, zieht, wirkt Gnade (Jer 31,20), vergibt, erneuert und bindet auf ewig. Gottes Liebe gibt alles. Obwohl Gott so oft von Israel «enttäuscht» wurde und sie ihn immer wieder verliessen, konnte das die Liebe Gottes zu seinem Volk nicht zerstören.
Wir können von dieser Liebe lernen. Wir werden im Neuen Testament wiederholt dazu aufgefordert, sie zu praktizieren. Wir wissen theoretisch darum, aber inwieweit setzen wir das um? Sind wir nicht allzu oft auf Trennung aus, statt in Liebe anziehend zu sein und aufeinander zuzugehen? Nicht wenige gehen lieber auf Distanz, statt diese Liebe zu praktizieren. In einem Buch las ich Folgendes:
«Es gibt in der Schweiz weit über 30 000 registrierte Medikamente. Das wichtigste Medikament ist nicht darunter. Es hat sich im Kampf gegen Einsamkeit und Verzagtheit millionenfach bewährt. Es ist das einzige Medikament, das nur gute Nebenwirkungen hat. Hinzu kommt, dass es nichts kostet und doch alle bereichert. Es wird nicht in Labors oder Fabriken hergestellt, sondern allein in unseren Herzen. Wer anderen davon bringt, hat nicht weniger, sondern mehr. Es ist die Liebe.»
Reinhold Ruthe, Du bist an meiner Seite, Concept Leben, S. 182
Die Liebe ist ein Wundermittel. Nur sie kann Hass, Rachegefühle, Feindschaft und jede Art von Bosheit überwinden und heilen. – Diese Liebe kommt von Gott!