Text vorlesen (computergeneriert)
Und siehe, zwei Körbe Feigen waren vor dem Tempel des Herrn aufgestellt … In dem einen Korb waren sehr gute Feigen, wie Frühfeigen; und in dem anderen Korb waren sehr schlechte Feigen, die vor Schlechtigkeit nicht gegessen werden konnten.
Jeremia 24,1-2
Und als sie frühmorgens vorbeigingen, sahen sie den Feigenbaum verdorrt von den Wurzeln an. … Und Petrus erinnerte sich und spricht zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. … Und Jesus antwortete und spricht zu ihnen: Habt Glauben an Gott. … Wahrlich, ich sage euch: Wer irgend zu diesem Berg sagen wird: Werde aufgehoben und ins Meer geworfen! – und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt –, dem wird es werden. … Darum sage ich euch: Alles, um was ihr betet und bittet – glaubt, dass ihr es empfangt, und es wird euch werden.
Markus 11,20-24

Dass der Feigenbaum Israel bzw. Juda symbolisiert, wird aus Jeremia 24 ersichtlich. Dort werden zwei Feigenkörbe aufgeführt, ein Korb mit guten und einer mit schlechten Feigen. Im Text wird erklärt, dass sich die beiden Körbe auf das jüdische Volk beziehen.

Weshalb gibt der Herr in Markus 11 den Jüngern dieses Negativbeispiel der Verfluchung des Feigenbaums?

Frühmorgens kommen der Herr und die Jünger am Feigenbaum vorbei, doch war dieser verdorrt. Diese Begebenheit und die anschliessenden Aussagen Jesu bedeuten Folgendes:

Der Tempel würde zerstört werden. Das Handeln Jesu im Tempel deutete bereits darauf hin.

Die damalige Generation Israel würde untergehen, verdorren.

Das alles würde relativ schnell gehen; der Feigenbaum verdorrte sofort. Die Generation Israels ging bald – 70 n.Chr. – unter. Die Gerichtsandrohung Jesu waren keine leeren Worte.

Dann spricht Jesus plötzlich von einem Berg, der ins Meer geworfen wird. Berg steht für eine Macht, für ein Reich, eine Herrschaft oder ein Hindernis. «Das steht vor mir wie ein Berg», sagt man sprichwörtlich. «Wer bist du, grosser Berg, vor Serubbabel? Zur Ebene sollst du werden!» (Sach 4,7; vgl. Jer 51,25 = Babel). Das Hindernis Israel wird ins Meer der Nationen geworfen.

Der Ausleger Karl Layer schreibt dazu in Israel – Ein Lehrbuch für Christen (1966):

«Aufgrund seiner Fruchtlosigkeit kommt Israel ins Gericht. Die ihm von Gott zugedachte Aufgabe, Licht für die Völker zu sein, nimmt Israel nicht wahr. Es lehnt im Unglauben seinen Messias ab. Dieses Hindernis – der Berg! – legt aber Gott in seinen Plänen nicht lahm. Er geht einen anderen Weg und bringt durch die Apostel – vor allem durch den Heiden- bzw. Völker­apostel Paulus – die Frucht zustande, die er von Israel erwartet hat. Der Berg wird ins (Völker-) Meer versetzt.»

Die Apostel haben nachfolgend Israel ins Völkermeer versetzt. «Es sei euch nun kund, dass dieses Heil Gottes den Nationen gesandt worden ist; sie werden auch hören» (Apg 28,28). Der Berg oder das Hindernis Israel wurde physisch ins Meer der Nationen versetzt. Aber auch geistlich kamen die Segnungen zu den Nationen ins Völkermeer.