1xT 09-08

1xT 09-08

Jesus spricht in diesem Gleichnis «zu einigen, die auf sich selbst vertrauten» (V. 9). Dann hält er uns den Spiegel vor, indem er den Pharisäer «zeichnet», der nur «bei sich selbst» betet, das heisst nur mit sich selbst spricht. Für Mitmenschen ist der Umgang mit ihm deshalb schwierig, weil sein Ego sein ganzes Leben ausmacht: «Ich danke dir, dass ich nicht bin wie die anderen … ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme» (V. 11-12). Mit einem Menschen, der sich stolz auf seine eigenen Verdienste beruft, kann Gott keine Beziehung eingehen.

Nun nimmt sich Jesus noch eines Steuereinnehmers an. Dieser Mann kommt zum Tempel, bleibt aber in der Ferne vor dem Heiligen stehen. Die Augen sind niedergeschlagen, weil er sich seines Lebenswandels bewusst geworden ist. Er will umkehren und sein Leben ändern. Das sehen wir daran, dass er an seine Brust schlägt. Er schlägt nicht um sich, sondern geht in sich. Dann sagt er das geheimnisvolle Wort: «Sei mir Sünder gnädig!» (V. 13). Wir denken oft nur an Vergebung im Sinne von darüber hinwegschauen. Aber Gott kann nie einfach über die Sünde hinweggehen. «Gnädig» heisst im Griechischen eigentlich «sei mir eine Sühne», ein Sühne- opfer! Das wollte der Zöllner und das machte seine grosse geistliche Erkenntnis aus. Die Sühne ist nämlich das Opfer, das Jesus am Kreuz brachte. Und nur dieses allein kann Got- tes Heiligkeit zufriedenstellen. «Ihn hat Gott dargestellt zu einem Sühneort durch den Glauben an sein Blut» (Röm 3,25).

Eberhard Hanisch