1xT 12-11

1xT 12-11

Es ist für uns nicht nachvollziehbar, was das für Maria und Joseph damals bedeutet haben muss. Ein unglaublicher Skandal! Heute leben wir in einer Zeit, wo alleinerziehende Mütter Normalität sind, schwule und lesbische Paare heiraten können und jedes Jahr Abermillionen Kinder abgetrieben werden. Es fällt uns schwer, die Situation dieses verlobten Paares zu verstehen. Doch Maria war sich der Tragweite ihres Entschlusses bewusst, als sie dem Engel antwortete: «Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast» (Lk 1,38). Die Konsequenz war: Schande, Schmach und Hohn, Verachtung in der Familie und der Gesellschaft, ja im schlimmsten Fall sogar der Tod. In 5. Mose 22,23-24 heisst es: «Wenn eine Jungfrau verlobt ist und ein Mann trifft sie innerhalb der Stadt und wohnt ihr bei, so sollt ihr sie alle beide zum Stadttor hinausführen und sollt sie beide steinigen, dass sie sterben, die Jungfrau, weil sie nicht geschrieen hat, obwohl sie doch in der Stadt war, den Mann, weil er seines Nächsten Braut geschändet hat; so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegtun.»

Maria «überschlug die Kosten» und stellte sich ganz auf die Seite von Jesus. Aber auch für Joseph war die Entscheidung nicht einfach. Er musste über den eigenen Schatten springen und seine religiöse und soziale Vergangenheit hinter sich lassen. Sein ganzes bisheriges frommes Leben wurde infrage gestellt. Aber er entschied sich ebenfalls für Jesus und nahm damit die Schmach und Schande auf sich, von der die Bibel sagt: «So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.» (Hebr 13,13). Sind auch wir bereit, diese Schmach zu tragen?

Samuel Rindlisbacher