1xT 07-26

Die Tochter kommt mit ihrem Freund zum Vater. Der junge Mann will um ihre Hand anhalten. Im Grunde ist die Entscheidung jedoch längst gefallen. Nun hält er um die Hand der Tochter an, sagt aber sofort: «Also, auch wenn Sie Nein sagen – Ihre Tochter und ich werden auf jeden Fall heiraten.» Kämen Sie sich da als Vater nicht verspottet vor? Warum fragen die jungen Leute denn überhaupt, wenn ihnen Rat und Meinung des Vaters völlig egal sind?

Wie ist das denn bei uns? Kommen wir nicht oft mit Bitten und Fragen zu unserem himmlischen Vater, obwohl wir die Entscheidung schon längst getroffen haben? Uns geht es dann nur noch darum, unser Gewissen zu beruhigen oder eine Bestätigung einzuholen. Interessiert uns der Wille Gottes wirklich noch? Sind wir bereit, ohne einen bereits gefällten Entschluss mit unserem Anliegen zu Gott zu kommen und erst dann eine Entscheidung zu treffen?

Darin liegt auch das Dilemma vieler gescheiterter Ehen. Man fragt: «Warum lässt Gott das zu? Wir haben uns doch unter seinen Segen gestellt.» Aber das allein genügt nicht, ja es ist oft sogar nur eine Farce. Wenn Sie ehrlich sind, müssten Sie dann nicht zugeben, dass Ihr Entschluss zu heiraten längst gefällt war, (lange) bevor Sie nach dem Willen Gottes gefragt haben? Die Gefühle zum Partner waren viel stärker als das Vertrauen zu Gott.

Frage ich wirklich nach dem Willen Gottes und bin ich gewillt, mich danach zu richten? Dann kann es zwar passieren, dass ich im Augenblick enttäuscht bin, weil die Antwort eventuell anders ausfällt als erhofft. Später aber werde ich froh und dankbar sein, weil mich Gott vor einer viel grösseren Enttäuschung bewahrt hat. Er allein führt uns den richtigen Weg!

Thomas Lieth