1xT 12-22

1xT 12-22

Ein Bauer ärgerte sich einmal über Gott. Denn er glaubte, er könne das Wetter besser machen als der Schöpfer. «Was versteht denn der liebe Gott schon von Landwirtschaft?» Das hörte Gott und besuchte ihn. Er sprach zum Mann: «Ich überlasse dir jetzt das Wetter machen für ein Jahr.» Der Bauer war froh und wünschte sich sofort Sonnenschein. Später wollte er Regen haben, und auch der Regen kam. So ging es das ganze Jahr hindurch und sein Korn wuchs gewaltig in die Höhe. Der Bauer dachte: «So schöne Ähren hatte ich noch nie. Gott kann sich ein Beispiel an mir nehmen!»

Dann kam die Zeit der Ernte. Aber was für eine Enttäuschung: Alle Ähren waren leer!

Da kam Gott wieder und fragte, wie es so gehe. «Schlecht», antwortete der Bauer. «Aber du hast doch alles bekommen, was du wolltest», sagte Gott. «Ja, schon, Sonne und Regen, wie es sich gehört», meinte der Mann, «ich kann gar nicht verstehen, warum das Korn nichts wurde.» «Du hast eben den Wind vergessen», erklärte Gott. «Der Wind muss den Blütenstaub von einer Ähre zur anderen bringen, sonst trägt sie keine Frucht.» Der Bauer schämte sich und sagte: «Ich glaube, es ist besser, wenn du das Wetter wieder machst.»

Hält uns diese kleine Geschichte nicht einen Spiegel vor? Wie gut ist es doch, dass der Herr über uns wacht und uns nicht immer all unsere Wünsche erfüllt! Nicht dass wir ihn nicht um alles bitten dürften. Er sagt selbst: «Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr’s empfangen werdet, so wird’s euch werden» (Mk 11,24). Aber nur Gott weiss, ob das Erbetene auch gut für uns ist. Er weiss in jedem Fall, warum er so und nicht anders antwortet, denn nur er kann beurteilen, was das Beste für uns ist.

Markus Steiger