Jenseits des Sichtbaren (Teil 3)

Die Realität des Teufels, der unsichtbaren Welt und des geistlichen Kampfes der Christen.

Offenbarung 5,5–7 sagt uns, dass das geschlachtete Lamm im Mittelpunkt von allem im Himmel steht. Wenn das gekreuzigte und auferstandene Lamm der Fokus des Himmels ist, wie viel mehr sollte es dann das Zentrum von allem hier auf der Erde sein – in unseren Gemeinden, unseren Familien, unserer Ehe und unserem Leben. Wir dürfen es nicht zulassen, dass unsere Aufmerksamkeit abgelenkt wird von unserem teuren Lamm, das für uns geschlachtet wurde. Unser Schwerpunkt sollte auf der Anbetung liegen, nicht auf dem geistlichen Kampf.

Unsere Einstellung zu unseren geistlichen Feinden sollte dem Blick eines Kapitäns eines Footballteams für die gegnerische Verteidigung gleichen. Wenn er sich zu sehr mit den Verteidigern der anderen Mannschaft beschäftigt, wird er nie bemerken, wenn seine Mitspieler in eine günstige Position laufen. Der Spielführer muss in erster Linie auf seine eigenen Verteidiger und Angreifer achten. Gleichzeitig darf er aber nicht die gegnerischen Verteidiger aus dem Auge verlieren und muss ihre Bewegungen vorhersehen, sonst kommt sein Wurf nicht an. Ein fähiger Kapitän muss stundenlange Videoanalysen vornehmen, um die Spielweise des Gegners zu studieren. Wenn er dann aber auf dem Rasen steht, muss er sich auf sein eigenes Spiel und seine Mitspieler konzentrieren. So sollten auch wir im geistlichen Kampf agieren. Unser Blick ist auf Christus und Seine Spieltaktik für unser Leben gerichtet. Wenn wir aber den Teufel und seine Pläne ignorieren, sind wir töricht.

Zwei wesentliche Stellen in der Schrift zeigen Satans Ursprung und den Beginn des unsichtbaren Krieges: Jesaja 14,12–19 und Hesekiel 28,11–19. Diese beiden Texte berichten von seinem ursprünglichen Zustand im Himmel, seiner Sünde und seinem Fall. Sie beschreiben, was wir den kosmischen Fall aus dem Himmel nennen könnten. Sie machen die Erschaffung, Verdorbenheit und Verurteilung des Teufels deutlich.

Nicht jeder ist der Meinung, dass diese Stellen den Teufel beschreiben. Sollte er jedoch nicht gemeint sein, haben wir keinen biblischen Bericht von seinem Fall und seiner Rebellion gegen Gott. Ich glaube, dass der Teufel das Thema dieser beiden Stellen ist, und wir ihnen die Geschichte von seinem Fall entnehmen können.

Hesekiel 28,11–19 enthält den Aufstieg und Fall einer Person, die König von Tyrus genannt wird:

«Weiter erging das Wort des Herrn an mich folgendermassen: Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den König von Tyrus und sprich zu ihm: So spricht Gott, der Herr: O du Siegel der Vollendung, voller Weisheit und vollkommener Schönheit! In Eden, im Garten Gottes warst du; mit allerlei Edelsteinen warst du bedeckt: mit Sardis, Topas, Diamant, Chrysolith, Onyx, Jaspis, Saphir, Karfunkel, Smaragd, und mit Gold. Deine kunstvoll hergestellten Tamburine und Flöten waren bei dir; am Tag deiner Erschaffung wurden sie bereitet. Du warst ein gesalbter, schützender Cherub, ja, ich hatte dich dazu eingesetzt; du warst auf dem heiligen Berg Gottes, und du wandeltest mitten unter den feurigen Steinen. Du warst vollkommen in deinen Wegen vom Tag deiner Erschaffung an, bis Sünde in dir gefunden wurde. Durch deine vielen Handelsgeschäfte ist dein Inneres mit Frevel erfüllt worden, und du hast gesündigt. Darum habe ich dich von dem Berg Gottes verstossen und dich, du schützender Cherub, aus der Mitte der feurigen Steine vertilgt. Dein Herz hat sich überhoben wegen deiner Schönheit; du hast deine Weisheit um deines Glanzes willen verderbt. So habe ich dich auf die Erde geworfen und dich vor den Königen zum Schauspiel gemacht. Mit deinen vielen Missetaten, durch die Ungerechtigkeit deines Handels, hast du deine Heiligtümer entweiht; da liess ich ein Feuer von dir ausgehen, das dich verzehrte, und ich habe dich zu Asche gemacht auf der Erde, vor den Augen aller, die dich sahen. Alle, die dich kennen unter den Völkern, entsetzen sich über dich; du bist zum Schrecken geworden und bist für immer dahin!»

Hesekiel schrieb diese Worte im 6. Jahrhundert v.Chr. während der 70-jährigen Gefangenschaft Judas in Babylon. Seine Prophezeiungen können in drei Hauptabschnitte eingeteilt werden: Hesekiel 1–24: Gericht über Juda. Hesekiel 25–32: Gericht über Judas Nachbarn. Hesekiel 33–48: Wiederherstellung Judas und Israels.

Im zweiten dieser drei Abschnitte erzählt Hesekiel vom kommenden Gericht über Judas heidnische Nachbarstaaten und sagt den Fall des Führers von Tyrus voraus (28,2). Bibelkommentatoren sind sich im Allgemeinen einig, dass Hesekiel 28,2–10 vom phönizischen König Etbaal III handelt, der über die Festung von Tyrus an der Meeresküste herrschte. Er war ein überheblicher und habgieriger Monarch, und Hesekiel prophezeite das Gericht, das ihn nicht lange nach dieser Prophezeiung einholte.

Aber in Hesekiel 28,12 sehen wir einen plötzlichen Wechsel. Auf einmal wird der König von Tyrus vorgestellt. Er ist nicht dieselbe Person wie der Führer von Tyrus in Vers 2. Der Führer in 28,2–10 wird zwei Mal als Mensch bezeichnet (V 2.9), während den König von Tyrus eine übernatürliche Beschreibung charakterisiert, die weit über das hinausgeht, was über einen Menschen gesagt werden könnte. Keine Person, insbesondere nicht der böse Führer von Tyrus, könnte mit Worten beschrieben werden wie «Vollendung, voller Weisheit und vollkommener Schönheit». Ausserdem wurde der König von Tyrus erschaffen (V 13.15), was eine seltsame Aussage über einen menschlichen König wäre. Menschen werden geboren, nicht erschaffen. Aufgrund dieser Aussagen und Beschreibungen glaube ich, dass dieser Text vom Teufel vor seinem gefallenen Zustand spricht. Indem er zuerst den menschlichen Führer von Tyrus (V 2–10) und anschliessend den König von Tyrus erwähnt (V 12–19), scheint Hesekiel die übernatürliche Macht hinter dem menschlichen Führer aufzuzeigen, so wie der Teufel in der Endzeit die treibende Kraft hinter dem Antichristen sein wird (Offb 13,2–4).

Wenn dieses Verständnis richtig ist, dann genoss der Teufel vor seinem Fall beispiellose Privilegien. Er war der mächtigste und majestätischste aller Engel. Der «heilige Berg Gottes» in Vers 14 könnte sich auf den Sitz des Teufels in der Gegenwart Gottes vor seinem Fall beziehen. Er erfreute sich der begehrten Nähe zu Gott selbst. Er wird auch als «gesalbter, schützender Cherub» bezeichnet (V 14.16). Engel sind in zwei Klassen eingeteilt, und die Cherubim sind eine spezielle Klasse, die besonders verantwortlich ist, die Gegenwart und Heiligkeit Gottes zu schützen.

Die Worte «Tamburine» und «Flöten» (V 13) unterstützen die Vorstellung, dass Satan als himmlischer Hohepriester diente und im Himmel die Anbetung Gottes leitete. Vers 18 spricht von seinen Heiligtümern. Es ist unmöglich, sich der vollen Bedeutung all dieser Aussagen absolut sicher zu sein, aber Donald Grey Barnhouse liefert eine Erklärung, die die unterschiedlichen Teile zusammenführt:

«Die Vorstellung, die in dem Wort schützend zum Ausdruck kommt, wurde von Bibelkommentatoren weithin besprochen. … Hier sehen wir ihn in seiner priesterlichen Funktion, in Verbindung mit den Cherubim, die auch heute die Anbetung im Himmel leiten (Offb 4,9.10; 5,11–14) und sich nahe dem Thron Gottes aufhalten.

Die Tatsache, dass Luzifer Heiligtümer hatte, deutet auf Anbetung und Priesterschaft hin. Es scheint, als hätte er die Anbetung des Universums unter ihm empfangen und sie dem Schöpfer über ihm gebracht. …

Hier in der Gegenwart Gottes brachte Luzifer die Anbetung eines Universums voller Geschöpfe dar und empfing seine Befehle vom Allmächtigen als der Prophet Gottes und übermittelte sie der anbetenden Schöpfung.»

Mark Hitchcock ist der Autor von mehr als 30 Büchern über biblische Prophetie und als ausserordentlicher Professor am Dallas Theological Seminary tätig. Der Faith Bible Church dient er als Senior Pastor.
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