Warum Heiligung notwendig ist (Teil 2)

«Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der war, der ist und der kommt» (Offb 4,8). Eine Prioritätenausrichtung.

Es gibt Leute, die sagen, der Gott des Alten Testaments sei unbarmherzig, lieblos und nicht der Gott des Neuen Testaments, wo es doch heisst, dass Gott Liebe ist. Aber das Neue Testament bezeugt: «Der Tod aber ist der Lohn der Sünde» (Röm 6,23). Wenn Gott jemanden mit dem Tod bestraft, so empfängt dieser seine gerechte Strafe für seinen Ungehorsam. Dass Gott nicht alle Menschen sofort vernichtet, so wie es jeder der Gerechtigkeit nach verdient hätte, ist allein Seine Barmherzigkeit. Der Gott des Alten Testaments ist ein barmherziger Gott. Er reagiert in Seiner grossen Barmherzigkeit, Güte, Liebe und Geduld nicht immer sofort. Nicht wir haben das Recht, Ihn anzuklagen, sondern Er hat das Recht, uns anzuklagen. Wir waren ungehorsam, nicht Er. 

Manchmal führt uns Gott drastisch vor Augen, wer das Sagen hat und wer vor dem dreimal heiligen Gott Rechenschaft schuldig ist. Er ist auch heute ein heiliger Gott, der manchmal erschreckend und warnend eingreift. Vor wenigen Jahren verliebte sich ein verheirateter Gemeindeältester in eine Teenie-Leiterin. Er liess seine Frau und vier Kinder zurück und zog mit der Teenie-Leiterin zusammen. Ermahnende Gespräche mit der Gemeindeleitung ignorierte er. Er war nicht zur Umkehr bereit. Als die Gemeinde für seine Umkehr betete, der Mann sich aber weiterhin weigerte, geschah das Unfassbare, der heilige Gott griff ein: Innerhalb weniger Tage war der kerngesunde Mann tot. 

Aber nirgends zeigt sich die Heiligkeit Gottes so eindrücklich wie in Jesus Christus und in Seinem Sühnetod am Kreuz! Gottes heilige Gerechtigkeit fordert den Tod des Sünders. Ein Mensch kann diese Sühnung nicht vollbringen, weil er als Sünder selbst unter dem Todesurteil steht und nur seine gerechte Strafe empfängt. Nur ein Sündloser konnte dem Anspruch des heiligen Gottes gerecht werden. Dieses Opfer hat Gott selbst vollbracht. Nur der heilige Gott kann Seiner eigenen Gerechtigkeit und Heiligkeit genügen. In Seiner Heiligkeit konnte Gott keinen anderen Weg für die Tilgung unserer Schuld gehen als den des stellvertretenden Todes Seines geliebten Sohnes Jesus Christus für uns Menschen.

Der natürliche Mensch kann vor dem heiligen Gott nicht bestehen. In 1. Korinther 2,14 steht auch geschrieben: «Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes.» Weshalb ist das so? Weil der natürliche Mensch in seiner Sünde vom heiligen Gott total getrennt ist. Die Verbindung ist durchtrennt. Es ist, als ob wir schwarz und weiss oder Licht und Finsternis nebeneinander stellen würden. Es gibt eine scharfe Trennlinie. Gottes Heiligkeit schliesst Gemeinschaft mit der Finsternis zwingend aus. Aufgrund Seiner Heiligkeit hasst Er Sünde und ist zornig über Sünde. Es ist der heilige Zorn Gottes, der alles Sündhafte augenblicklich vernichten würde, wäre Gott nicht barmherzig, geduldig und von grosser Güte (Ps 103,8). 

Der Mensch hat von seiner Geburt an nichts vorzuweisen, was ihn vor Gott gerecht machen könnte. Er ist total verdorben, von der Sünde zerfressen. Wir sind nicht in der Lage, auch nur eine gute Tat zu tun, die aus völlig reinen und lauteren, absolut selbstlosen Motiven entspringen würde. Der Mensch steht mit leeren Händen, völlig nackt und bloss vor Gott da. Nichts kann er verbergen. Nichts kann ihn vor Gott rechtfertigen, nichts kann ihn vor Gottes Zorn bewahren. Der Prophet Nahum formuliert es wie folgt: «Ein eifersüchtiger und rächender Gott ist der Herr; ein Rächer ist der Herr und voller Zorn; ein Rächer ist der Herr an seinen Widersachern, er verharrt im Zorn gegen seine Feinde» (Nah 1,2).

Jeder Mensch ist von Geburt an ein Widersacher Gottes. Auf Schritt und Tritt begegnen wir der Rebellion, der Auflehnung gegen Gott. Genau das ist das Wesen der Sünde. Gottes gute und schützende Gebote werden mit Füssen getreten. Er wird verhöhnt, ausgelacht, beleidigt und als Lügner hingestellt. Gott wird verflucht und zu eigenen Zwecken missbraucht. Seine grosse Liebestat, Sein Opfer in Jesus Christus, wird als Märchen, als gefährlich oder als sinnbildlich zu verstehen dargestellt. Paulus bringt es in Römer 3,12 auf den Punkt: «Sie sind alle abgewichen, sie taugen alle zusammen nichts, da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer!» 

Wer will so etwas hören? Es ist nicht schmeichelhaft und erfrischend. Es stärkt nicht die Selbstsicherheit des Menschen, es ist nicht gut fürs Ego und schon gar nicht für den Stolz. Aber es ist die Botschaft des heiligen Gottes, der Sünde zutiefst verabscheut und der über alles Sündige sein gerechtes Todesurteil gesprochen hat. Die Vollstreckung des Urteils ist eine Frage der Zeit, aber sie wird unausweichlich kommen, weil Gott heilig ist und deshalb nicht lügen kann. 

Ein Mensch aber, der Gott in Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit begegnet, der Ihn wahrhaftig erkennt, der spricht wie Jesaja: «Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen!» (Jes 6,5). Oder er reagiert wie Petrus, als er den grossen Fischzug auf Jesu Befehl an Land brachte: «Als aber Simon Petrus das sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Herr, gehe von mir hinweg, denn ich bin ein sündiger Mensch!» (Lk 5,8). 

Je mehr wir Gott in Seiner Heiligkeit erkennen, desto mehr erkennen wir unsere Verderbtheit, unsere Verlorenheit. Deshalb ist es entscheidend wichtig, den dreimal heiligen Gott zu verkündigen, damit der Mensch seine tödliche Situation erkennen kann. Als der Gefängnisaufseher in Philippi seine Verlorenheit erkannte, fragte er Paulus: «Was muss ich tun, dass ich gerettet werde?» (Apg 16,30). Das ist der Ruf des Menschen, der dem heiligen Gott begegnet ist. Und Gott, der Heilige, ist barmherzig und Er ist Liebe! Gott ist nicht Liebe, indem Er wegschaut, indem Er Sünde verharmlost, indem Er einfach tolerant ist. Gott ist Liebe, indem Er für den Menschen, der Seinem Ruf folgt, die Schuld in Seinem Sohn Jesus Christus selbst am Kreuz gesühnt hat. 

Es ist die Liebe, die den Zorn Gottes in Jesus Christus selber getragen hat. Es ist die Liebe, die Vergebung zuspricht. Es ist die Liebe, die uns rechtfertigt, die uns vor Gott gerecht macht. Es ist die Liebe, die uns frei von der Sündenlast macht. Es ist die Liebe, die allen gilt, die sich in Sündennot zu Jesus Christus wenden und bereit sind, Ihn als Erlöser und Herrn ihres Lebens anzuerkennen. Ein solcher Mensch kann bezeugen, was Paulus in Kolosser 2,13–15 schreibt: «Denn vorher wart ihr tot aufgrund eurer Schuld und weil euer altes Ich euch bestimmt hat. Doch Gott hat euch mit Christus lebendig gemacht. Er hat uns alle unsere Schuld vergeben. Er hat die Liste der Anklagen gegen uns gelöscht; er hat die Anklageschrift genommen und vernichtet, indem er sie an das Kreuz Christi genagelt hat.»

Je mehr wir unsere Verlorenheit erkennen, desto grösser werden uns die Liebe und Barmherzigkeit Gottes in Jesus. Je mehr wir unsere verdorbene Natur erkennen, desto grösser wird die Vergebung und Gnade in Jesus. Je mehr wir den Zorn Gottes über unserem Leben erkennen, desto grösser wird unsere Dankbarkeit Jesus gegenüber. Je tiefer wir unsere Sünde erkennen, desto tiefer wird unsere Liebe zu Jesus, wie es in Römer 5,20 heisst: «Wo aber das Mass der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden.»

Sind Sie sich bewusst, dass Gott Sein gerechtes Urteil jederzeit an Ihnen vollstrecken kann, ohne weitere Warnung? Gottes Wort sagt: «Heute, wenn ihr seine Stimme hört» – und Sie haben sie gehört –, «so verstockt euer Herz nicht!» (Ps 95,8). Wenn Sie heute umkehren und sich Jesus anvertrauen wollen, so können Sie das überall und jederzeit tun. Die Hinwendung zu Jesus Christus als Ihrem persönlichen Erlöser hat einen Herrschaftswechsel zur Folge. In 2. Korinther 5,17 heisst es: «Wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch [oder eine neue Schöpfung]. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen!» Es ist ein Leben unter der Herrschaft Gottes. Deshalb sagt Gott: «Ihr sollte heilig sein, denn ich bin heilig!» (1.Petr 1,16).

Mit der Lebensübergabe an Jesus und dem Empfang des Heiligen Geistes sind wir von der Stellung her Heilige. Paulus spricht in seinen Briefen die an Jesus Gläubigen immer wieder als Heilige an (1.Kor 1,2). Gott sieht uns durch Jesus Christus als Heilige und Gerechte. Als Erlöste in Christus sind wir juristisch vor Gott Heilige. Nun gibt es aber ein Problem. Wir sind juristisch Heilige, aber unser Wandel ist noch nicht heilig. Doch genau das ist der Wille Gottes. Nicht mehr ich regiere mein Leben, sondern Jesus Christus. 

Der Gläubige hat eine neue Gesinnung erhalten, die danach trachtet, Gott zu gefallen, Ihn zu ehren – weil Er heilig ist. Das heisst nicht, dass wir fehlerfrei sind. Je intensiver wir mit dem Herrn Jesus leben, desto mehr erkennen wir unsere Schwachheiten. Aber es geht darum, dass wir uns ausstrecken nach dem Willen Gottes, nach Seinen Anweisungen, die Er uns in Seinem Wort gegeben hat. Wir werden in der Wahrheit des Wortes Gottes geheiligt: «Heilige sie in deiner Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit!» (Joh 17,17). Je mehr wir dies tun, je mehr Gottes Wort in uns lebendig wird – durch Lesen, Studieren, Hören und Anwenden –, desto mehr gestaltet uns der Heilige Geist in Gott wohlgefällige Menschen um. Dieser Umgestaltungsprozess ist allein in Gottes Heiligkeit begründet. «Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.»

Je mehr wir als Gläubige Gottes Heiligkeit erkennen, desto grösser wird unsere Ehrfurcht. Und aus dieser Ehrfurcht, gepaart mit der Liebe, entspringt das Verlangen, zur Ehre Gottes zu leben, ein geheiligtes Leben zu führen. In Galater 5,22 heisst es: «Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.»

Diese Frucht, die die Folge des Umgestaltungsprozesses ist, soll in meinem und Ihrem Leben ersichtlich werden – im Alltag, im Verhalten in der Familie, im Umgang mit dem Ehepartner, mit Kindern, mit Geschwistern, mit Vorgesetzten, mit Arbeitskollegen, im Strassenverkehr und dort, wo uns niemand sieht.

Heiligkeit ist das Wesen Gottes und ein zentrales Thema der Bibel. «Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.» Das ist die Aufforderung an jede Person, die sich Kind Gottes nennt. Dieser neue Lebenswandel muss sich im Alltag, in der Praxis erweisen. Das muss in der Gemeinde des lebendigen Gottes Priorität haben: «Geheiligt werde dein Name!» (Mt 6,9).

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