Warum Heiligung notwendig ist (Teil 1)

«Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der war, der ist und der kommt» (Offb 4,8). Eine Prioritätenausrichtung.

Auf die Frage nach der höchsten Priorität in der Gemeinde des Herrn gäbe es viele Antworten: Evangelisation, geistliches Wachstum, Gebet, soziale Arbeit, Kinder- und Jugendarbeit usw. Aber welche Priorität hat der Herr Jesus gesetzt? Die erste Bitte im Gebet, das Er Seine Jünger lehrte, lautet: «Geheiligt werde dein Name!» (Mt 6,9). 

Darum geht es. Es ist die Voraussetzung, dass die Bitte: «Dein Reich komme», geschehen kann. Das Reich Gottes kommt dort, wo Sein Name geheiligt wird. Wir können evangelisieren, Gemeindebau betreiben, unterweisen, ohne Gottes Namen zu heiligen. Die Gemeinde in Laodizea ist dafür ein Beispiel (Offb 3,14–22). Aber wir können Gottes Namen nicht heiligen ohne Evangelisation, ohne geistliches Wachstum, ohne Gemeindebau. Deshalb ist unser Lebenssinn kein anderer als der, durch unser Leben Gottes Namen zu heiligen, Ihn zu ehren und zu verherrlichen. 

Die Heiligkeit Gottes ist eines der zentralen Themen der Bibel, und doch bleibt sie unergründlich. In Offenbarung 4,2–3 wird Gott in Seiner gewaltigen Heiligkeit beschrieben. Er ist gleich einem Jaspis und Sardisstein, umgeben von einem leuchtenden Regenbogen wie ein Smaragd. Der Jaspis wird in Offenbarung 21,11 als kristallhell beschrieben. Der Sardisstein ist ein feuerroter Rubin. Der Smaragd ist ein kalt-grüner Farbton. Weil es unmöglich ist, Gottes Heiligkeit in menschlichen Worten zu beschreiben, verwendet Johannes in der Offenbarung Vergleiche.

24 Älteste in weissen Kleidern fallen immer wieder vor Gott nieder, legen ihre Kronen vor den Thron und beten Den an, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt. Sie sprechen: «Würdig bist du, o Herr, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen!» Weiter stehen vier lebendige Wesen, vermutlich Cherubim, um den Thron. Im Alten Testament sind das die Engel, die mit Gottes Gegenwart, Macht und Heiligkeit in Verbindung gebracht werden. Diese vier Gestalten bringen Gottes Herrlichkeit und Heiligkeit auf den Punkt. Sie rufen Tag und Nacht: «Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der da war und der ist und der kommt!» (Offb 4,4.9–11).

Die dreifache Heiligkeit Gottes ist die Summe all dessen, wer Er ist. Das dreifache «heilig» hebt etwas besonders Wichtiges hervor, analog den Worten Jesu Christi: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch …!» Sie sprengt alle unsere Denk- und Vorstellungskraft. 

Ursprünglich bedeutete «heilig», etwas für einen besonderen Zweck abzuschneiden oder zu trennen. Das Abgetrennte ragt aus dem Rest heraus. Wenn wir von Gottes Heiligkeit reden, so bedeutet das, dass Er abgesondert, abgetrennt ist. Er ist nicht Geschöpf, nicht Teil der Schöpfung. Als heiliger Schöpfer ragt Er weit darüber hinaus. Er ist ohne Anfang und ohne Ende. Das übersteigt die Vorstellungskraft und Intelligenz der gesamten Menschheit. Gott ist über unseren Grenzen. Er ist über unserem Erfahrungsbereich. 

Heiligkeit steht in der Bibel in Verbindung mit Gott. Losgelöst von Gott gibt es keine Heiligkeit, denn nur Er allein ist heilig, ja sogar dreimal heilig, vollkommen heilig. In Seiner Heiligkeit ist Gott absolut rein. Er ist frei von jeder Beschmutzung. Nichts Sündhaftes, Böses, keine falsche Motivation, kein unreiner Gedanke ist an Ihm zu finden. Er ist ganz und gar perfekt und in jeder Hinsicht makellos. Sogar Sein Name ist heilig, weil Er heilig ist (Ps 111,9; Lk 1,49). Deshalb konnte Gott am Kreuz, als der Herr Jesus die Sünden der Welt trug, keine Gemeinschaft mit Seinem Sohn haben. Gott war da, Er ist überall, aber Er hatte keine Gemeinschaft mehr, weil die Sünde total trennt. 

Wenn Menschen Gott in Seiner Heiligkeit begegnen, fallen sie auf ihr Angesicht oder verbergen es, sie fürchten sich: Als Gott mit Abraham den Bund schloss und ihm Isaak verhiess, da «fiel Abraham auf sein Angesicht» (1.Mo 17,3). Als Gott Mose im brennenden Dornbusch begegnete, da «verbarg Mose sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen» (2.Mo 3,6). Daniels Reaktion, als der Engel des Herrn ihm begegnete, war: «Da erschrak ich so sehr, dass ich auf mein Angesicht fiel» (Dan 8,17). Johannes fiel auf sein Angesicht, als er die Offenbarung von Jesus Christus erhielt: «Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füssen wie tot» (Offb 1,17).

Als Mose auf den Berg Sinai stieg, um vom Herrn das Gesetz zu empfangen, sagte Gott zu Mose: «Ziehe dem Volk eine Grenze ringsum und sprich zu ihnen: Hütet euch davor, auf den Berg zu steigen und seinen Fuss anzurühren, denn jeder, der den Berg anrührt, muss unbedingt sterben» (2.Mo 19,12). So heilig ist Gott! Mose selbst durfte dann auf dem Berg nicht einmal Gottes Angesicht sehen (2.Mo 33,19–23). Und obwohl er von Gottes Herrlichkeit nur die Rückansicht sah, strahlte sein Angesicht bei seiner Rückkehr zum Volk so sehr, dass die Israeliten sich fürchteten, sich Mose zu nahen (2.Mo 34,30).

Die Stiftshütte ist Ausdruck der Heiligkeit Gottes. Nur die besten Materialien waren dafür gut genug. Gott gab genaue detaillierte Anweisungen, wie alles angefertigt sein musste. Der Mensch konnte die Wohnung Gottes nicht nach seinen Vorstellungen und Ideen herstellen. Gott duldete keine Abweichung von Seinen Anweisungen. Gottes Heiligkeit lässt keine Toleranz zu. Er lässt nicht Fünfe gerade sein! Für den Dienst in der Stiftshütte gab es für die Priester viele Reinigungsvorschriften. Die Opfertiere mussten ohne Fehl sein. Nur das Beste ist für Gott gut genug. So heilig ist Gott!

Als David die Bundeslade aus Kirjat-Jearim zurückholen liess, glitten die Rinder aus und die Bundeslade drohte vom Wagen zu fallen. Usa wollte dies verhindern und griff mit der Hand nach der Lade. Sofort strafte Gott Usa mit dem Tod (1.Chr 13,3–11). – «Das war doch ungerecht, Usa hatte es doch nur gut gemeint», würden wir sagen. Aber Usa war ein Kehatiter. Die Kehatiter trugen die Teile der Stiftshütte und sie wussten genau, dass sie die Bundeslade nicht berühren durften. Sie musste mittels zweier Stangen getragen werden. Usa verstiess gegen diesen klaren Befehl Gottes (4.Mo 4,17–20). Die sofortige Strafe zeigt Gottes Heiligkeit.

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