«Bevor ich gedemütigt wurde, irrte ich. Jetzt aber halte ich dein Wort Es war gut für mich, dass ich gedemütigt wurde, damit ich deine Ordnungen lernte Ich habe erkannt, Herr, dass deine Gerichte Gerechtigkeit sind und dass du mich in Treue gedemütigt hast.»
Psalm 119,67.71.75

Kinder Gottes wissen um Stunden grosser Traurigkeit, speziell dann, wenn sie in Busse und innerem Zerbruch von sündigen Wegen umkehren durften. Dreimal hält der Psalmist hier seine Erfahrung der Demütigung fest, die auch für uns hilfreich ist, wenn wir demütigende Wege geführt werden: Zuerst bekennt er seinen Irrweg und die Rebellion: «Bevor ich gedemütigt wurde, irrte ich.» Er sieht sich plötzlich im Gegensatz zum heiligen Wort Gottes, kehrt von seinem bösen Weg um und ringt sich zu einem Bekenntnis durch. Dieses Zugeben des Irrwegs ist, so können wir sagen, die erste Stufe der Demütigung. Auf der zweiten Stufe darf er schon grössere Einsicht haben: «Es war gut für mich», oder wie Luther sagt: «Es ist mir lieb, dass du mich gedemütigt hast!» Viele Menschen geben ihre Sünde nur zu, wenn sie ihre Schuld nicht mehr leugnen können. Etwas ganz anderes ist es, dem Herrn für die Demütigung zu danken: «Es ist mir lieb, dass du mich gedemütigt hast!» Die dritte Stufe der Demütigung geht noch viel tiefer. Der Beter kommt zur Erkenntnis der Gerechtigkeit Gottes: «Ich habe erkannt, Herr, deine Gerechtigkeit.» Durch Gottes Gnade sind seine Augen für die Tragik des Sündenfalls, aber auch für die Gnade und Gerechtigkeit Gottes aufgegangen. Wenn er dann in der Folge von seiner persönlichen Demütigung spricht, zeigt er uns, wie er gar zu neuem Vertrauen Gott gegenüber durchgedrungen ist. Dafür steht das Wort «treulich» oder «dass du mich in Treue gedemütigt hast». E.H.